Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Spektakel für Himmelsgucker
Totale Mondfinsternis am 27. Juli auch in Deutschland sichtbar
HAMBURG (epd/dpa) - Sie wird 103 Minuten lang dauern und in ganz Deutschland sichtbar sein: Für den 27. Juli steht die längste totale Mondfinsternis des Jahrhunderts in den Kalendern. Ab 21.30 Uhr wird der Mond sich im Kernschatten der Erde aufhalten und durch ihn hindurch wandern. Auf dem Mond findet zeitgleich eine totale Sonnenfinsternis statt, die von der Erde verursacht wird. Der Mars ist der Erde gleichzeitig so nah wie selten.
Eine Mondfinsternis kann es nur bei Vollmond geben – und wenn Mond, Erde und Sonne genau auf einer Linie stehen. „Mofis“sind selten, obwohl alle 29,5 Tage Vollmond ist. Meistens läuft der Mond über den Erdschatten hinweg oder unter ihm hindurch.
Knapp 1,4 Millionen Kilometer reicht der Erdschatten ins All hinaus – genug also, dass er den rund 384 000 Kilometer entfernten Mond überdecken kann. Allerdings ist selbst der Kernschatten der Erde nicht vollständig schwarz: Weil die Sonne die Erdatmosphäre wie ein Scheinwerfer durchleuchtet, wird Licht in den Schatten gelenkt. Das blaue Licht wird dabei komplett gestreut, und das rote Licht bleibt übrig – wie bei Auf- und Untergängen der Sonne. Auf diese Weise kann der Effekt des „Blutmondes“entstehen.
Spezielle Marskonstellation
Der als Roter Planet bekannte Mars ist weiter von der Sonne entfernt als die Erde. Anders als diese braucht er auf seiner Bahn nicht ein, sondern fast zwei Jahre, um die Sonne zu umrunden. Der Abstand vom Mars zur Sonne schwankt erheblich: An seinem sonnenfernsten Punkt ist er rund 250 Millionen Kilometer entfernt, am sonnennächsten nur etwas mehr als 200 Millionen Kilometer. Nur wenn der Mars der Sonne nahe steht und ihn die Erde auf der Innenbahn überholt, ist er am Himmel besonders hell und vergleichsweise groß zu sehen.
Zu dieser speziellen Konstellation kommt es im Durchschnitt aber nur alle 15 Jahre, zuletzt 2003. Am 27. Juli ist der Mars nur etwa 58 Millionen Kilometer von der Erde entfernt – der Minimalabstand, wie Astronomin Carolin Liefke vom Haus der Astronomie in Heidelberg sagt.
Von Deutschland aus gesehen beginnt die Mondfinsternis faktisch schon mit dem Aufgang des Mondes. Dieser Aufgang am Osthimmel ist zeitlich jedoch an verschiedenen Orten unterschiedlich. In Hamburg um 21.17 Uhr, in Berlin schon um 20.58 Uhr, in Stuttgart um 21.01 Uhr.
Der Eintritt des Mondes in den Kernschatten beginnt schon um 20.24 Uhr, also vor seinem Aufgang und ist daher hierzulande nicht sichtbar. Die totale Phase – wenn sich also der Mond komplett im Erdschatten befindet – beginnt um 21.30 Uhr, erreicht ihr Maximum um 22.22 Uhr und endet um 23.13 Uhr. Erst über eine weitere Stunde später wird der Erdtrabant den Kernschatten wieder komplett verlassen haben.
Sichtbar ist die Finsternis in Mittel, West- und Osteuropa sowie zusätzlich noch in Afrika, im westlichen Asien, in Indien und im Indischen Ozean. Grundvoraussetzung ist allerdings, dass das Wetter mitmacht: Wolken würden das Schauspiel verbergen wie der Vorhang die Kulisse auf einer Theaterbühne.