Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Anwohner: Nächtliche Ruhestörungen nehmen zu
Am Sportplatz im Ried ärgern sich Nachbarn über laute Feste bis zum Morgen – Verein hat Maßnahmen ergriffen
TETTNANG - Als Gerhard Müller vor 30 Jahren an den Sportplatz im Ried gezogen ist, war ihm schon klar, dass das Ganze nicht immer geräuschlos sein würde. Doch dass die Nachtruhe bis in die frühen Morgenstunden gestört werde, das habe in den letzten Jahren zugenommen, sagt Müller. Sogar die Polizei habe er schon rufen müssen.
Der ehemalige Sportlehrer an der Elektronikschule ist selbst schon lang im TSV Tettnang aktiv. „Es geht mir dabei nicht um den Sportbetrieb oder Trainingseinheiten“, sagt er. Auch Feste seien in seinen Augen überhaupt kein Problem. Doch wenn eine Gruppe im Außenbereich die Musik auch nachts aufs Maximum dreht, hört für ihn der Spaß auf: „Am Vereinsheim darf der Betrieb außen bis 22 Uhr laufen, das ist ja vollkommen in Ordnung. Aber dann muss es halt nach innen verlegt werden.“
Webers Schlafzimmer geht nach vorn zur Riedstraße. Das heißt: Das Fenster ist direkt aufs nahe Vereinsheim gerichtet. Gerade an heißen Sommertagen, an denen es lediglich nachts etwas kühler wird, hat er bei lautstarken Feiern bis zum Morgen nur zwei Optionen: Frische Luft oder stickige Stille. Auch andere Nachbarn störe das, sagt Weber. An solchen Tagen ist das durchaus Thema zwischen den Anwohnern am Hang.
TSV-Tettnang-Geschäftsführer Harald Franzen ist das Problem nicht unbekannt. Er sagt: „Wir haben verschiedene Maßnahmen schon in der Vergangenheit umgesetzt.“Die Nutzungsordnung weist explizit auf das Thema Lärmschutz hin. Dass es dort immer wieder mal Probleme gegeben habe, bestätigt er: „Es haben sich schon verschiedene Personen bei mir gemeldet und beschwert.“Der Verursacher werde in solchen Fällen auch immer direkt darauf angesprochen.
„Direktes Gespräch am besten“
So sei beispielsweise die Fußballabteilung „stark sensibilisiert“worden, dass sie sich an die Zeiten halten müsse, sagt der TSV-Geschäftsführer. Diese informiere die Anwohner bei größeren Veranstaltungen im Vorfeld mittlerweile auch immer mit einem Informationsschreiben. Außerdem würden die Verantwortlichen bei Feiern explizit auf das Thema Lärmschutz hingewiesen.
„Am besten ist natürlich ein direktes Gespräch mit den Verursachern“, äußert Judith Maier von der Stadt Tettnang. Diese verpachtet das Gelände an den TSV Tettnang, dem die Gebäude darauf gehören. Gesprächsversuche seien, wie Anwohner sagen, in der Vergangenheit leider nicht immer erfolgreich gewesen. Im Grunde haben die Menschen am Hang bei Ruhestörungen in der Nacht und am Wochenende ansonsten nur die Möglichkeit, die Polizei zu rufen, wenn sie sich nicht gütlich einigen können.
Wie Judith Maier von der Stadt Tettnang sagt, besteht auch die Möglichkeit, ein Lärmprotokoll anzufertigen. Nur Filmaufnahmen seien wegen einer möglichen Verletzung der Rechte Dritter kritisch zu sehen. Davon rät sie ab. Das Thema sei im Übrigen nicht auf den Sportplatz im Ried beschränkt, nächtliche Ruhestörungen gebe es auch an anderen Orten im Stadtgebiet. Es fänden hierzu jährliche Gespräche mit denen Vereinen statt, so Maier.
Eine Idee von Gerhard Müller ist, Schilder mit Nutzungshinweisen zu platzieren, vielleicht nütze das ja was. Den Erfolg sehen Stadt und Verein kritisch. „Die Erfahrung zeigt leider, dass Schilder mit Nutzungsordnungen nicht wirklich eine Verhaltensänderung bewirken“, sagt Maier. Deswegen sei das nicht geplant, obgleich möglich. Ähnlich pessimistisch äußert sich Harald Franzen zum Erfolg einer solchen Maßnahme – und verweist darauf, dass jeder, der eine Veranstaltung auf dem Gelände organisiert, ohnehin in der Nutzungsordnung unterwiesen wird.