Schwäbische Zeitung (Tettnang)
EnBW im Aufwind
Oberschwaben profitiert von guten Geschäften – Erträge auch dank Atomkraft
KARLSRUHE/RAVENSBURG - Für die neun, im Zweckverband Oberschwäbische Elektrizitätswerke (OEW) zusammengeschlossenen Landkreise, könnte im kommenden Jahr erstmals wieder eine Dividende die Haushaltskasse aufbessern. Das zumindest lassen die Halbjahresergebnisse des Energieversorgers EnBW aus Karlsruhe erwarten, die der Konzern am Donnerstag vorgelegt hat.
Der im Jahr 1909 gegründete Zweckverband, der 46,75 Prozent der EnBW-Anteile hält und hinter dem die neun Landkreise Ravensburg, Alb-Donau-Kreis, Bodenseekreis, Biberach, Zollernalbkreis, Rottweil, Sigmaringen, Freudenstadt und Reutlingen stehen, hat zwar bereits in diesem Jahr eine Ausschüttung von 50 Cent pro Anteilsschein von der EnBW überwiesen bekommen – in Summe rund 63 Millionen Euro. Allerdings hat die OEW mit diesen Zuwendungen Rücklagen aufgefüllt, um für mögliche künftige Dividendenausfälle gewappnet zu sein. Das hatte der OEW-Verbandsvorsitzende Lothar Wölfle bereits Ende des vergangenen Jahres im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“angedeutet. OEW-Geschäftsführerin Barbara Endriss bestätigte das am Donnerstag noch einmal: 2018, so Endriss, habe es keine Ausschüttungen an die Landkreise gegeben.
Der Grund dafür liegt einige Jahre zurück. Damals hatte der Zweckverband die Aufstockung der Anteile an der EnBW zum Teil fremdfinanziert. Zins- und Tilgungszahlungen bestreitet die OEW seitdem aus den überwiesenen Dividenden. Darüber hinausgehende Beträge stehen den Anteilseignern, sprich: den Landkreisen, für Ausschüttungen zur Verfügung.
Ob die Rücklagen mit den 2018 geflossenen Dividenden bereits ausreichend aufgefüllt sind und damit eine Ausschüttung an die Landkreise 2019 und darüber hinaus möglich ist, wollte Endriss weder bestätigen noch ausschließen. Allerdings sehe die Lage „ganz gut“aus. Eine abschließende Entscheidung darüber würden die zuständigen OEW-Gremien im vierten Quartal fällen.
Versiegende Zuweisungen
Die Dividenden für die Landkreise sind in den vergangenen Jahren – einhergehend mit der Branchenkrise infolge der Energiewende in Deutschland, die auch die EnBW mit voller Wucht traf – schleichend dahingeschmolzen. So beliefen sich zwischen 2002 und 2011 die OEW-Zuweisungen beispielsweise für den Alb-Donau-Kreis, der knapp 21 Prozent an dem Zweckverband hält, auf mehr als zehn Millionen Euro. 2014 waren es noch 5,2 Millionen, 2015 dann nur noch 2,1 Millionen Euro. Im Jahr 2016 gingen die Landkreise, erstmals seit 1989, leer aus.
Inzwischen hat der Konzern aus Karlsruhe die Ertragswende geschafft. Nach fünf Jahren mit permament rückläufigem Betriebsergebnis gelang der EnBW 2017 erstmals wieder ein Anstieg. Im ersten Halbjahr dieses Jahres setzte sich die positive Entwicklung fort. Das um Sondereffekte bereinigte Betriebsergebnis legte gegenüber dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum um 6,4 Prozent auf 1,14 Milliarden Euro zu. „Damit liegt das Ergebnis zum Halbjahr leicht oberhalb der Prognose für das Gesamtjahr, die von einer Steigerung von null bis plus fünf Prozent gegenüber dem Vorjahr ausgeht“, sagte Finanzvorstand Thomas Kusterer am Donnerstag.
Beim Umsatz legte die EnBW um gut zehn Prozent auf 11,56 Milliarden Euro zu. Ein Grund: Inzwischen produziert der Block 2 des Atomkraftwerks Philippsburg nach einem Stillstand im vergangenen Jahr wieder Strom. Wegen positiven Einmaleffekten im Vorjahr – darunter die Rückzahlung der Kernbrennstoffsteuer und der Verkauf von Anteilen an einem Hochsee-Windpark – musste das Unternehmen unter dem Strich aber einen deutlichen Rückgang des Konzernergebnisses um 80 Prozent auf 346,2 Millionen Euro ausweisen.
Ausschüttung mindestens 40 Prozent
Die EnBW-Führung ist dennoch zuversichtlich, das Ergebnisziel für das Gesamtjahr zu erreichen. Mittelfristig sieht es sogar noch besser aus: Das für 2020 angepeilte Betriebsergebnis von 2,4 Milliarden Euro wird der Konzern laut Kusterer „mindestens erreichen, mit einer hohen Wahrscheinlichkeit sogar übertreffen“.
Die erfreuliche Entwicklung dürfte sich im Dividendenvorschlag für das laufende und die kommenden Geschäftsjahre niederschlagen. Dabei folgt das Unternehmen mit Hauptsitz in Karlsruhe und fast 21 400 Mitarbeitern einer selbst auferlegten Politik: Grundsätzlich orientiert sich die Höhe der Dividende an der Ertragskraft des Unternehmens, dem Umfang des Investitionsprogramms und verschiedener Finanzkennzahlen. Ziel der EnBW ist es, 40 bis 60 Prozent des „adjustierten Konzernüberschusses als Dividende auszuzahlen“, erklärte Kusterer auf Nachfrage.