Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Ex-ZF-Chef fängt schon im September bei VW an
Aufsichtsrat von ZF verkürzt die vertragliche Sperrfrist seines früheren Vorstandschefs
FRIEDRICHSHAFEN - Der frühere ZF-Chef Stefan Sommer beginnt seinen neue Job als Einkaufsvorstand beim weltgrößten Autobauer Volkswagen bereits zum 1. September. Das bestätigte VW-Sprecher Michael Brendel auf Anfrage der „Schwäbischen Zeitung“. Eigentlich hätte der 55-Jährige erst Anfang Januar 2019 einen neuen Posten antreten dürfen, da in dem Auflösungsvertrag, den Sommer im Dezember 2017 mit dem Autozulieferer aus Friedrichshafen unterschrieben hat, eine Sperrfrist bis Ende 2018 festgelegt war. „Nun hat der Aufsichtsrat von ZF schon jetzt grünes Licht gegeben“, sagte Brendel. „Wir freuen uns sehr über die Entscheidung.“
Im Juli hatte Volkswagen die Personalie bestätigt. Der Manager wird Nachfolger von Francisco Garcia Sanz, der bei dem Unternehmen mit Stammsitz in Wolfsburg den Einkauf über Jahrzehnte geprägt und das Unternehmen im April auf eigenen Wunsch verlassen hatte. Bei dem niedersächsischen Konzern übernimmt Sommer nicht nur die Leitung der Beschaffung, er soll zudem auch für den Komponentenbereich verantwortlich sein, den VW vor einem Jahr als eigene Sparte geschaffen hatte. Dieser Bereich beliefert die Autoproduktionen im VW-Konzern mit Getrieben, Achsen und Motoren. Zu der Sparte zählen weltweit 56 Fabriken mit rund 80 000 Beschäftigten.
Sommer hatte die Leitung von ZF im Jahr 2012 übernommen und aus dem früheren Getriebespezialisten einen weltweit operierenden Autozulieferer gemacht – nicht zuletzt durch die Übernahme des US-Konzerns TRW im Jahr 2015. Nach dem gescheiterten Kauf des schwedischen Bremsenherstellers Haldex strebte Sommer im Frühjahr 2017 die Übernahme des belgisch-amerikanischen Bremsenbauers Wabco an – und zwar gegen den Willen von Eigentümern und einigen Aufsichtsratsmitgliedern.
Im Juni 2017 provozierte der Manager dann seinen Rauswurf, als er im Interview mit der „Schwäbischen Zeitung“Aufsichtsrat und Eigentümer scharf angriff. Er forderte „die Freiheit, das tun zu können, was für das Unternehmen richtig und notwendig ist“. Wenn „lokalpolitische Erwägungen aus Friedrichshafen die Unternehmensstrategie bestimmen, wird es für den unternehmerischen Erfolg kritisch“, erklärte Sommer in dem Gespräch weiter.
Der Streit schwelte bis Dezember, bevor Sommer zwei Wochen vor Weihnachten von seinem Amt zurücktrat. Im Januar 2018 stellte ZF dann Mahle-Chef Wolf-Henning Scheider als Nachfolger vor.