Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Ein Bürohäuschen mit Geschichte
Gebäude auf dem Gelände der Firma Wölpert Baustoffe ist abgerissen – Ein Blick zurück
MECKENBEUREN - Viele Meckenbeurer erinnern sich noch an die Zeit, als ein mächtiger Heizöl-Lagertank mit Umfüllanlage der ehemaligen Firma Heizöl Dorst den südlichen Teil des Bahnhofsplatzes prägte. Inzwischen hat sich auf dem Gelände die Firma Wölpert Baustoffe etabliert. Mit dem Abriss des einstigen Bürohäuschens sind vor Kurzem auch die letzten Spuren dieser Epoche in der Schussengemeinde verschwunden.
Grund für den Abriss war neben dem extrem schlechten Bauzustand des leerstehenden Gebäudes offenbar auch die Tatsache, dass es wohl immer wieder von ungebetenen Gästen aufgesucht wurde.
Eine Zäsur, die den Rückblick nahelegt. Bei ihm zeigt sich, wie schwer es fällt, die lokale geschichtliche Abfolge für die Nachwelt festzuhalten. Dank gilt hier Roman Halder und Rudi Merk, die mit ihrem Wissen und ihren Erinnerungen diesen Artikel erst möglich machten.
Bahn nutzt es für ihre Zwecke
Etwa mit dem Hinweis, dass schon auf einem Lageplan von 1910 ein Häuschen in diesem Bereich eingezeichnet ist – mit dem Gleis nach Tettnang als direktem Nachbarn, das noch viele Jahrzehnte gute Dienste tun sollte, bis 1976 der Personentransport eingestellt wurde. Mit Abschluss des Winterfahrplans 1994/95 wurde dann auch der letzte Güterwaggon abgezogen.
Für den Zweiten Weltkrieg ist vermerkt, dass in der Nähe eine Eisenbahnflak stationiert war, und mutmaßen lässt sich, dass das Häuschen der Bahn für ihre Zwecke diente. Wohl Anfang der 50er-Jahre dürfte sich Seiler Nuber in dem Häuschen angesiedelt haben. Entlang des Baches habe er die langen Hanfseile getrocknet, ist eine der Erinnerungen. Verwendung fanden sie zur damaligen Zeit beispielsweise als Glockenseile, am Pferdefuhrwerk oder in der Landwirtschaft, etwa am Heuwagen.
Das Häuschen dürfte dann eine Weile leer gestanden haben, ehe der Heizölhandel einsetzte. Resi Dorst ist hier ein Begriff. Ortsbildprägend war der riesige Tank, der Gerüchten zufolge aber nur einmal wirklich gefüllt worden sei. Später sei der Handel dann mit Lastwagen erfolgt.
Büro und Wohnung befanden sich in dem Häuschen, das auch dann noch Anlaufstelle war, als der Handel von Geschäftsführer Ernst Dehner am Standort Meckenbeuren weiterbetrieben wurde.
Was zu einer Zeit war, als das Häuschen längst nicht mehr das einzige Gebäude „am Platz“war. Weiter südlich hatte es mit dem kleinen Obsthandel Wagner angefangen und wuchs sich Jahre später zu einem großen Schuppen aus, der von Holz Hegner erstellt wurde.
Eine von 14 Filialen
Die Betriebsstätte der ehemaligen Hegner Holzprodukte GmbH wurde 2013 von Wölpert übernommen und zunächst nur als Vertriebshalle für Holz und Holzprodukte weiterbetrieben. Es folgte der Ausbau zum Vollsortimenter in Sachen Baustoffe. Dazu wurde die Lagerhalle mit zahlreichen Hochregalen bestückt und im Außenbereich ein großzügiges Baustofflager errichtet, das im Herbst 2013 in Betrieb ging.
Meckenbeuren ist damit eine von 14 Filialen, die der Holz- und Baustoffhändler in Baden-Württemberg betreibt. Der Hauptsitz von Wölpert ist in Neu-Ulm.
Und heute? Heute ist am südlichen Bahnhofsplatz am Rondell seit dem Jahr 2016 die Anschlussunterbringung der erste Anlaufpunkt. Dann folgen – vorgelagert zu dem eingezäunten Betriebsgelände – Freiflächen, die auf der einen Seite mit Parkplätzen für Mitarbeiter von Wölpert, auf der anderen Seite mit einer Ausstellung des Unternehmens versehen sind.
Und dann geht es eben auf das Betriebsgelände, dessen wechselvolle Geschichte das Auf und Ab des Meckenbeurer Wirtschaftslebens widerspiegelt, das einst eng mit der Eisenbahn verknüpft war.