Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Gestank-Drama nähert sich seinem Ende
Kreis beauftragt Gutachter – Bäcker stellt Feuerung um – Kein Rauch in der Kitzenwiese
FRIEDRICHSHAFEN - Der Landkreis und der Bäckermeister Hannes Webern haben sich über die weitere Vorgehensweise verständigt und auf die Einholung eines weiteren Gutachtens geeinigt. Der Holzofen des Bäckers war als Quelle für nächtliche Geruchsbelästigungen identifiziert worden, Hannes Weber hat die Befeuerung des Ofens bereits umgestellt.
Der Dank der Geschäftsführung der Backstube richtet sich in erster Linie an alle, die in der vergangenen Zeit „in den sozialen Medien per EMail und auch telefonisch die Rückmeldung gegeben haben, unserem Leitsatz, handwerkliche Backwaren auf dem höchstmöglichen Qualitätsniveau herzustellen und dabei eben auch einen Holzbackofen nach alter Tradition einzusetzen, treu zu bleiben“. Im Gespräch mit Vertretern des Landratsamtes hat Hannes Weber auf der einen Seite seine Bereitschaft signalisiert, die Befeuerung des Holzofens bei einer Investition von 15 000 bis 20 000 Euro technisch umzustellen. Das ist ein Vorgang, wie er in anderen Bäckereien mit baugleichen Öfen bereits stattgefunden hat und dort dazu führte, dass kein Rauch bei der Anfeuerung mehr entsteht. Auf der anderen Seite hat er aber auch deutlich gemacht, dass nach wie vor die gutachterliche Datengrundlage fehle, um die Bäckerei für die Geruchsbelästigung in der Kitzenwiese und Umgebung komplett verantwortlich zu machen. „Unserer Ansicht nach ist ein meteorologisches Gutachten nicht ausreichend, die komplexe Gemengelage von Friedrichshafens Wohnbebauung zu den Gewerbegebieten sowie den Industriegebieten zu erfassen und eindeutig daraus Schlüsse zu ziehen“, sagt Weber.
Das Landratsamt setzt einen Gutachter ein, der die Luftverteilungen analysiert und einen zweiten, der die Art der Befeuerung des Holzbackofens untersuchen soll, der seit dem 26. März 2012 betrieben wird und für den alle baurechtlich nötigen Genehmigungen vorliegen.
Die Ergebnisse der Gutachten sollen Mitte bis Ende September vorliegen, je nach Ausgang der Untersuchungen werden seitens des Bäckermeisters weitere Maßnahmen in die Wege geleitet. Ihm ist dabei besonders wichtig, sein Unternehmen mit über 100 Mitarbeitern aus der Schusslinie zu nehmen. „Es kann nicht im Ansatz unsere Absicht sein, in irgendeiner Art und Weise mit Emissionen für eine nachteilige Lebensqualität in unserem Umfeld zu sorgen. Wir werden alles daran setzen die Untersuchungen zu versachlichen, zu unterstützen und daran mitzuwirken einen guten Abschluss der Thematik zu finden, immer im Bewusstsein dessen, dass wir durch unser Handeln freiwillig oder unfreiwillig Emissionen verursachen“, sagt Hannes Weber.
Bitte an die Facebook-Nutzer
Weber geht noch weiter. Er bittet auch die Kommentatoren auf Facebook und in anderen sozialen Medien, die die Beschwerdeführer in der Kitzenwiese teils unsachlich beschimpfen, das sein zu lassen. „Wir bitten um gegenseitigen Respekt vor der Meinungsfreiheit des anderen, egal aus welcher Sichtweise“, sagt er. Die Geschäftsführung von Webers Backstube & Caféhaus GmbH, Maria Stelwag und Hannes Weber, freut sich darüber, dass die Betroffenen in der Kitzenwiese und Umgebung in den vergangenen Nächten keine störenden Gerüche mehr festgestellt haben.
Hermann Dietlicher, Sprecher der Beschwerdeführer, ist ebenfalls erleichtert über die Entwicklung, betont aber, dass er immer noch nicht weiß, was man da nachts eingeatmet habe. Ihm fehlt es an der Bewertung der Angelegenheit unter dem Gesundheitsaspekt.
Den wiederum sieht Peter Neiseke, Leiter des Umweltschutzamtes, nicht betroffen. Es habe nach vorliegenden Erkenntnissen zu keiner Zeit eine Gesundheitsgefährdung vorgelegen, trotzdem müsse man die Bedenken der Anwohner beachten. Das Landratsamt sucht nach weiteren Quellen für die Geruchsbelästigung.