Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Krankenkassen sollen Rauchentwöhnung bezahlen
Rauchentwöhnung sollte aus Sicht von Tabakforschern von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt werden. Die Wissenschaftler forderten beim Europäischen Tabakkongress in München die Abschaffung des sogenannten „LifestyleParagraphen“, der das bislang verhindert. „Obwohl das Tabakrauchen den mit Abstand wichtigsten gesundheitlichen Risikofaktor und in vielen Fällen eine Suchtkrankheit darstellt, verweigert die Bundesregierung die notwendigen Konsequenzen“, sagte der Psychiater, Suchtexperte und Leiter der TabakAmbulanz des LMU-Klinikums, Tobias Rüther.
Der Paragraph 34 des fünften Sozialgesetzbuches, der Medikamente zur Rauchentwöhnung von der Erstattung durch die gesetzlichen Krankenkassen ausschließt, müsse abgeschafft werden, sagte er. „Tabakabhängigkeit ist eine Suchterkrankung, ihre Behandlung ist die wirksamste und kosteneffektivste Möglichkeit, die Sucht zu behandeln und Folgeerkrankungen abzuwenden.“Nach Angaben Rüthers sterben pro Jahr 125 000 Menschen in Deutschland an den Folgen des Rauchens. „Das ist ungefähr ein Jumbojet am Tag. Wenn jeden Tag ein Flugzeug abstürzen und die Menschen darin sterben würden, dann wäre das Fliegen spätestens ab dem dritten Tag verboten.“Jeder zweite Raucher werde an seiner Sucht sterben, sagte Rüther. In Deutschland rauchen laut einer Befragung zum Rauchverhalten der Deutschen 28 Prozent der Bevölkerung. (dpa)