Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Mit den Clowns kommt die Energie zurück
Lotta erzählt vom Wurm in ihrem Bauch – „Lachmuskel Klinikclowns“heitern Patienten auf
RAVENSBURG - Kaum tauchen sie in der Eingangshalle des St.-Elisabethen-Klinikums (EK) in Ravensburg auf, schon zeigt sich ein Schmunzeln auf den Gesichtern der dort Wartenden. Groß und Klein lauschen den zarten Tönen der Ukulele oder folgen den schillernden Seifenblasen mit ihren Augen. Ein kleiner Junge versucht selbstvergessen danach zu greifen.
Die Rede ist von Dr. Tilly Pfiffikus alias Beate Buhrmann und Dr. August Würfel alias Andreas Weisser. Als erfahrene Klinikclowns gehören sie zum fünfköpfigen Team der „Lachmuskel Klinikclowns“, das zum Teil schon seit 20 Jahren an der Oberschwabenklinik (OSK) im Einsatz ist. Sie besuchen sechsmal pro Monat die Kinder- und Jugendstationen am EK. Seit zehn Jahren schließen die Clown-Visiten auch die Palliativstation der Erwachsenen mit ein. Hüpfend und singend ziehen die bunten Rotnasenclowns in ihren weißen Kitteln zur Kinderstation. Jeder, der ihnen begegnet, erlebt hautnah ihren ansteckenden Humor. Schließlich ist Lachen für alle gesund, auch für Pflegepersonal, Ärzte, Techniker oder Besucher.
Vor jeder Clownsvisite erfolgt die Übergabe durch die Stationsschwester. Sie klärt auf, welche Kinder heute besucht werden können, und gibt einen Zettel mit Namen und Krankheit mit. An diesem Tag erleben alle Kinder die Clowns zum ersten Mal.
Die vierjährige Lotta sitzt mit ihrer Mutter auf der Fensterbank, als Dr. Pfiffikus und Dr. Würfel nach zartem Klopfen eintreten. Schnell weicht das Erstaunen einem fröhlichen Mittun. „Könnt ihr’s Meer sehen? Oder hören?“, fragt Dr. Würfel und tritt angestrengt suchend ans Fenster. Dr. Pfiffikus mit der lustigen grünen Baskenmütze beginnt derweil, sich auf dem Liegestuhl in der Sonne zu räkeln. Dr. Würfel schnappt sich seine Ukulele und singt: „Ich lieg am Meer, da geht’s mir gut, da brauch ich einen Sonnenhut…“Lotta lächelt und scheint ihr Krankenzimmer vergessen zu haben. „Oh, am Meer, da schwitzt man immer mehr, da will man Fanta trinken! Was willst du?“Dr. Würfel schaut sie fragend an. „Heiße Schokolade!“, ruft Lotta, und schon machen sich beide Clowns wild gestikulierend am Getränkeautomaten zu schaffen. Der zischt und klickt und spuckt heiße Schoki mit Sahne für Lotta und Cappuccino für die Mama aus.
Schlapp nach der Operation
„Die waren so lustig“, strahlt Lotta. Und dann erzählt sie aufgeweckt vom Wurm in ihrem Bauch, den man ihr hier rausgeholt habe. Lottas Mutter ist total beeindruckt. „Das ist fantastisch. Lotta war nach der Blinddarm-Operation so schlapp. Mit den Clowns kam die Energie zurück!“Nach der Visite bei dem 14-jährigen Alexey wird deutlich, dass es den Clowns auch gelingt, ältere Kinder zu begeistern. Schwierig wird es aber bei schweren Erkrankungen oder bei fremder Sprache. „Aber auch hier schaffen wir es mit Fingerspitzengefühl, für Heiterkeit zu sorgen. Die größte Herausforderung ist der Einsatz auf der Palliativstation.“
Dort erscheinen seit zehn Jahren Regina Lorenz und Karin Buhl in den Rollen Gertrud Schneider und Fräulein Rosa zur Visite. Mit Gedichten, Liedern, Fantasiereisen und viel Feingefühl versuchen sie, ein wenig Leichtigkeit in die Herzen zu mogeln. Es wird gelacht, auch mal geweint oder geflucht. Alle Gefühle sind erlaubt. Beim Sterben darf auch ein Clown mal sprachlos sein. Aber er ist da, wenn gewünscht, in seiner bunten Kleidung, und erinnert die Angehörigen daran, dass das Leben weitergeht.