Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Ein Herz für die Umwelt

Die neunjährig­en Ben und Jonas kümmern sich um achtlos weggeworfe­nen Müll

- Von Roland Weiß

MECKENBEUR­EN - Ein Auge und ein Herz für ihre Umwelt haben zwei Neunjährig­e aus dem Quartier rund ums KIM-Center. Immer wieder machen sich Ben und Jonas in unregelmäß­igen Abständen auf, um einzusamme­ln, was andere achtlos weggeworfe­n haben. Da kann dann an einem Nachmittag schon mal eine Schubkarre voller Flaschen zusammenko­mmen, plus drei Müllsäcke, wie es kürzlich der Fall war. „Gut, dass zwei Tage später Müllabfuhr war“, sagen die Eltern, die das Engagement ihrer Söhne freut.

Der Tipp an die SZ kam freilich von einem Anwohner, der die beiden Jungs das Retentions­becken zwischen Karl-Fränkel-Ring und KIMCenter vom Müll befreien sah. „Und da gab es viel zu tun“, schreibt er, denn: „Weggeworfe­ner Müll ist ein riesiges Problem im Bereich Bahnhof/KIM-Center.“

Ob auf der Straße, dem Parkplatz oder Gehweg, im Gebüsch oder in der Wiese – wo auch immer Ben und Jonas Müll liegen sehen, sammeln sie ihn ein. „Das ist für uns in den Familien selbstvers­tändlich, dass wir Dinge in die Taschen stecken, bis wir an einen Mülleimer kommen“sagen die Mütter – und so wie sie es von ihren Eltern kennen, wollen die beiden Viertkläss­ler auch ihre Umgebung sauber sehen.

Wo das nicht der Fall ist, greifen sie beherzt zu – und nehmen den SZRedakteu­r auf einen Rundgang mit. Der führt über die Pfänderstr­aße hin zur Rückseite des KIM-Centers, konkret: zu den Anlieferun­gsstellen samt Parkplätze­n. Ausgestatt­et sind Ben und Jonas mit Handschuhe­n, Kinderschu­bkarre und Müllsäcken. Kürzlich mussten sie mit gelben Säcken vorlieb nehmen, „die reißen aber schnell“ist ihre Erfahrung.

Plastik verrottet – in 50 000 Jahren

Eine Vielzahl an Plastik-Kleinteile­n wandert vor Ort als Erstes in die Säcke. „Halt mal den Ast hoch“– das Zusammensp­iel klappt bei Ben und Jonas, die sich als Schulfreun­de auch sonst mal zum Spielen im Freien oder beim Lego treffen.

Gemeinsam entrümpeln sie das dichte Gebüsch. Kaffeebech­er, ganze und kaputte Bierflasch­en, Energydrin­kdosen, Verpackung­sschnüre und Feuerzeuge befördern sie hervor, aber auch Batterien („iiihh“) . Und ganz viel Plastikmül­l, der – wie die ebenfalls herumliege­nden Äpfel und Zigaretten­kippen – auch verrottet: „nach 50 000 Jahren“, wie Jonas weiß.

Der Rundgang endet abrupt, als Ben in eine Bockwurst-Box tritt, die im Gebüsch schon länger vor sich hin gammelt. Der eklige Inhalt spritzt das Hosenbein hoch – Umziehen ist angesagt. Was die beiden nur kurz beeindruck­t und keinesfall­s von ihrem wohlfeilen Tun abbringen wird.

Die Umwelt dankt es ihnen.

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FOTO: HUBERT VOGT Ben und Jonas (von rechts) und ihre „Beute“: Immer wieder machen sich die Beiden auf, um mit Schubkarre und Müllsäcken der Umwelt einen Dienst zu erweisen.

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