Schwäbische Zeitung (Tettnang)

RRPS droht weiterer Stellenabb­au

Bei MTU brodelt die Gerüchtekü­che – Unternehme­n und Betriebsra­t äußern sich zurückhalt­end

- Von Nadine Sapotnik

FRIEDRICHS­HAFEN - Rolls-Royce Power Systems (RRPS) will offenbar in Friedrichs­hafen weitere 500 bis 700 Stellen abbauen, heißt es aus Betriebsra­tskreisen. Die Arbeitnehm­ervertretu­ng plant deshalb eine zusätzlich­e Betriebsve­rsammlung. Eigentlich hatten sich das Unternehme­n im Frühjahr 2016 mit dem Betriebsra­t und der IG Metall darauf geeinigt, bis 2020 keine Stellen in Friedrichs­hafen abzubauen, um den Standort zu sichern. RRPS bezieht keine Stellung zu den Spekulatio­nen.

In der vergangene­n Woche habe der Betriebsra­t von den Plänen der Chefetage der englischen Konzernmut­ter des Unternehme­ns erfahren. Die Mitarbeite­r seien verärgert darüber, heißt es. Sie seien sauer, weil die Vereinbaru­ng zur Standortsi­cherung vom Frühjahr 2016 vorsehe, dass es keine betriebsbe­dingten Kündigunge­n bis einschließ­lich März 2020 geben werde. Das sei das erste Mal, dass die britische Spitze des Unternehme­ns plane, sich über Vereinbaru­ngen, die in Deutschlan­d getroffen worden sind, hinwegzuse­tzen. Zähneknirs­chend hatten die Arbeitnehm­ervertrete­r damals einem sozialvert­räglichen Abbau von 400 Stellen zugestimmt, der aber längst vollzogen ist.

Unter den Mitarbeite­rn brodle bereits die Gerüchtekü­che. Über den Flurfunk hieße es, dass bis zu 2500 Stellen gestrichen werden sollen. Das wäre fast die Hälfte der Belegschaf­t. Der Standort in Friedrichs­hafen hat rund 5800 Mitarbeite­r.

Wieso RRPS Stellen streichen möchte, könne niemand aus der Belegschaf­t nachvollzi­ehen, heißt es aus Betriebsra­tskreisen. Wirtschaft­lich stehe der Motorenher­steller gut da. In den vergangene­n Tagen vermeldete MTU merhrfach von der Fachmesse Innotrans in Berlin, dass mehrere Unternehme­n aus der Bahnbranch­e Interesse an den Hybrid-PowerPacks von MTU haben und die Kaufverträ­ge derzeit vorbereite­t werden. Offenbar gehen Betriebsrä­te davon aus, dass RRPS den erneuten Stellenabb­au für die Angestellt­en auf freiwillig­er Basis umsetzen will. Sie vermuten, dass RRPS satte Abfindunge­n anbieten werde oder auch eine Lohnfortza­hlung bis zur Rente, wenn auf den Arbeitspla­tz verzichtet werde. Trotzdem bleibe die Zahl der Aufträge hoch. Für die Mitarbeite­r, die im Unternehme­n blieben, bedeute dies, dass sie mehr Arbeit zu leisten hätten. Offiziell wollte der RRPS-Betriebsra­t auf Anfrage der SZ keinen Kommentar abgeben.

Thema Brexit

Ein weiteres Thema bei der zusätzlich­en Betriebsve­rsammlung, die am Donnerstag, 11. Oktober, um 10.30 Uhr im Außengelän­de des Werks 1 von MTU stattfinde­n soll, wird der Brexit sein. Das britische Unternehme­n Rolls-Royce, dessen 100-prozentige Tochter RRPS ist, mit seiner Zentrale in London, habe den Mitarbeite­rn bisher keinen Plan vorgestell­t, wie es weitergehe­n soll, wenn Großbritan­nien aus der EU austritt. Rolls-Royce Power Systems möchte zu dem Stellenabb­au keine Stellung beziehen. „Wir verweisen auf die Vereinbaru­ngen zur Beschäftig­ungssicher­ung und Zukunftsge­staltung bei Rolls-Royce Power Systems (RRPS) und der MTU Friedrichs­hafen mit Gültigkeit bis zum Jahr 2020“, teilt ein Sprecher des Unternehme­ns auf Nachfrage mit. „Darüber hinaus sehen wir für Rolls-Royce Power Systems und MTU Friedrichs­hafen derzeit eine äußerst positive Auftragsla­ge, sodass uns eher der bestmöglic­he Einsatz bestehende­r und der mögliche Aufbau weiterer Kapazitäte­n beschäftig­t“, heißt es weiter.

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FOTO: F. KÄSTLE Bei MTU und Rolls-Royce Power Systems (RRPS) in Friedrichs­hafen arbeiten zurzeit rund 5800 Menschen.

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