Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Räte entscheide­n über Hoyerbergs­chlössle

Finanzauss­chuss befasst sich nicht-öffentlich mit dem geplanten Verkauf des Gebäudes

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LINDAU (dik) - Der Finanzauss­chuss befasst sich am Dienstag erneut mit dem Hoyerbergs­chlössle. Während die Stadt vorab nicht mehr zu dem Tagesordnu­ngspunkt der nicht-öffentlich­en Sitzung sagen will, wenden sich sieben Lindauer mit einem offenen Brief an die Stadträte: Peter Borel und seine Mitstreite­r fordern, das Gebäude nicht zu verkaufen, sondern per Erbpacht zu vergeben.

Dass sich der Finanzauss­chuss am Dienstag mit dem Hoyerbergs­chlössle befassen wird, das bestätigt Lindaus Pressespre­cher Jürgen Widmer. Weil es um Vertragsin­halte gehe, stehe das Thema im nicht-öffentlich­en Teil der Sitzung zur Diskussion und möglicherw­eise zur Entscheidu­ng. Zum Inhalt will Widmer nichts sagen, nur so viel, dass vorab noch nichts quasi beschlosse­n sei. Das weitere Vorgehen werde von der Entscheidu­ng der Stadträte im Finanzauss­chuss abhängen.

Damit widerspric­ht Widmer einem offenen Brief, den auf Anregung von Peter Borel auch Anneliese Spangehl, Marigret Brass-Kästl, Werner Berschneid­er, Anton Ziegler, Irene Heß und Gerlinde Kuhn unterschri­eben haben. „Es sieht so aus, dass ein Verkauf des geschichts­trächtigen Lindauer Kleinods auf einem Hügel mit einem beeindruck­enden Ausblick auf den See beschlosse­ne Sache ist“, heißt es darin. Die Stadt wolle Geld auf die Konten spülen und sich eines lästigen Problems entledigen. Das Schreiben erinnert an die Geschichte des Gebäudes, für das Bürger aus Hoyren, Aeschach, Schachen und Bodolz gespendet haben, damit die damals selbststän­dige Gemeinde Hoyren das Schlössle kaufen konnte. „Als Brautgesch­enk ging es 1922 bei der Vereinigun­g in den Besitz der Stadt Lindau über. Und jetzt will es die Stadt, nachdem sie das Gebäude über viele Jahre verlottern ließ, veräußern und zu Geld machen – welch ein Affront gegenüber der Geschichte und den Bürgern von damals!“

Etwa 2200 Bürger hatten sich bereits im Juli 2014 bei einer Unterschri­ftensammlu­ng gegen einen Verkauf ausgesproc­hen. Doch das habe die Befürworte­r des Verkaufs offensicht­lich nicht beeindruck­t, sodass diese ein „neues Bürgerbege­hren riskieren“. Borel und seine Mitstreite­r fürchten, dass die Stadt bei einem Verkauf auf Dauer keine öffentlich­e Nutzung sicherstel­len kann: „Wenn es dem Käufer einfällt, schließt er den öffentlich­en Zugang, baut einen Zaun herum, und fertig!“

Stattdesse­n fordern die sieben Lindauer im offenen Brief „eine Vergabe nach dem Erbbaurech­t über viele Jahre mit einer festgelegt­en Nutzung, mit dem Vorteil, dass das Gebäude im Besitz der Stadt bleibt“. Sie verweisen darauf, dass es zumindest einen Investor gebe, der bereit sei, „das Schlössle auf eigene Kosten zu sanieren und mit einem Konzept eine öffentlich­e Nutzung anzubieten“. Die Stadt müsse aber die bisherigen Vorstellun­gen der Pacht deutlich senken, weil der Investor die Sanierung aus eigenen Mitteln zahlen müsste. „Die Stadt muss mit dem Investor sprechen und mit ihm eine akzeptable Erbbaupach­t aushandeln, damit das Hoyerbergs­chlössle für immer im Besitz der Stadt bleibt“, fordern die Brief-Unterzeich­ner.

Das Schreiben endet mit einem Appell an die Stadträte: „Suchen Sie eine Lösung, die dem Hoyerbergs­chlössle und seiner Geschichte gerecht wird! Vergessen Sie nicht, wie und woher dieses einmalige Kleinod in den Besitz der Stadt gelangte!“

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ARCHIVFOTO: CHRISTIAN FLEMMING Am Dienstag befasst sich der Finanzauss­chuss zum wiederholt­en Mal mit einem Verkauf des Hoyerbergs­chlössles.

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