Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Berlin sucht einen Feiertag
Arm, aber sexy, hatte Klaus Wowereit mal über Berlin gesagt, er ist damit berühmt geworden. Das „Arm“gilt aber nur für Teile Berlins und schon lange nicht mehr für den Prenzlauer Berg, der überwiegend von Schwaben besiedelt ist, wie die Berliner alle Zugewanderten aus dem Süden nennen. Badener, Bayern, auch Rheinländer und Pfälzer sind Schwaben.
Und die sind höchstens in einer Hinsicht arm: Sie merken, dass sie ein bis drei Feiertage weniger als gewohnt haben, wenn sie in der Hauptstadt leben. Dreikönige? Nüscht in Berlin. Allerheiligen? Ooch nüscht. Maria Himmelfahrt? Erst recht nüscht.
Nun haben sich arme Alt- und Neuberliner gedacht, das ließe sich doch ändern. Berlin hat deshalb beschlossen, sich einen Feiertag mehr zu genehmigen. Und sich den völlig frei auszusuchen. Viel spricht für den 8. März, den Frauentag, zumal der 2019 auch noch auf einen Freitag fällt, man also ein langes Wochenende hätte. Welch schöne Aussicht! Aber auch der 31. Oktober ist im Gespräch, der Reformationstag. Der hat für die Berliner Geschäftswelt allerdings den Nachteil, dass bisher immer die Brandenburger in Horden in Berlin zum Shoppen einfallen. Warum? Na, weil bei ihnen Feiertag ist.
Der 9. November als Tag des Mauerfalls ist auch noch im Gespräch. Aber wer will schon im November noch einen Feiertag haben?
Die Entscheidung drängt, denn nur wenn man sich bis Jahresende geeinigt hat, kann es mit dem Feiertag schon nächstes Jahr was werden. Und wenn nicht – ja denn gibt es nüscht. Arme Berliner! (sal)