Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Hype um „Black Friday“bleibt aus
Von Ulm bis Friedrichshafen senken am Freitag nur wenige Einzelhändler ihre Preise
RAVENSBURG/SPAICHINGEN - Dieser Freitag ist der große Feiertag für alle Shopping-Liebhaber: Am sogenannten „Black Friday“reduzieren viele Händler ihre Preise drastisch. Die schwäbischen Schnäppchenjäger werden aber nur teilweise erfolgreich sein. Die Idee des „Black Friday“kommt aus den USA, dort fällt der Rabatt-Tag immer auf den Freitag nach Thanksgiving. 2006 wurde das Konzept nach Deutschland gebracht.
Für das Onlinegeschäft folgt am 26. November der „Cyber Monday“. Internetriesen wie Amazon bieten unter diesem Namen zum Teil eine Woche lang Rabatte auf ihre Ware an.
In den Landkreisen Tuttlingen, Ravensburg und Bodenseekreis machen allerdings nur wenige Händler beim „Black Friday“mit. Am „Cyber Monday“sind es noch weniger. Dabei steigt laut dem Handelsverband Deutschland (HDE) das Interesse der Kunden an der stationär oder online angebotenen Schnäppchenjagd. So geht aus einer Mitteilung des Verbandes hervor, dass dieses Jahr schätzungsweise 31 Prozent der deutschen Onlineshopper den „Black Friday“für ihre Einkäufe nutzen werden – ein Plus von sieben Prozent im Vergleich zu 2017. Auch den „Cyber Monday“werden wohl mehr Menschen zum Shoppen nutzen als im Vorjahr.
Insgesamt rechnet der Handelsverband für beide Tage mit einem Umsatz von 2,4 Milliarden Euro allein für Artikel, die an diesen Tagen rabattiert sind. „Black Friday“und „Cyber Monday“bieten für Händler also gute Möglichkeiten, um ihre Verkäufe kurz vor Weihnachten anzukurbeln – und das nicht nur im Internt oder bei den großen Ketten.
In Spaichingen beteiligen sich 18 Fachgeschäfte am „Crazy Friday“und bieten Rabatte von bis zu 70 Prozent an. Zu den Geschäften gehört das Kaufhaus Maka, das überwiegend Mode im Sortiment hat. „Wir haben alles um 20 bis 30 Prozent reduziert“, sagt eine Mitarbeiterin. „Wenn man so eine Aktion startet, kommen die Leute auch von weiter weg zum Einkaufen her.“Die Erfahrungen aus dem ersten „Crazy Friday“im Jahr 2017 beschreibt sie als „sehr gut“.
In Biberach gibt es zwar keine gemeinschaftliche Aktion, aber das Sportgeschäft Heinzel will sich in diesem Jahr an dem Trend aus den USA probieren. „Wir wurden in den letzten Jahren gefragt, ob wir an den Tagen Artikel reduzieren“, erklärt Christian Heinzel seine Motive für seine Aktion, „Black Days“. Der Geschäftsführer sieht aber auch Gefahren in dem Trend – für den stationären Einzelhandel sei es unmöglich, Pauschalrabatte anzubieten, wie es der Onlinehandel teilweise kann.
Service statt Rabatte
Wenig positiv fällt auch das Urteil in Tuttlingen aus. Das Lederwarengeschäft Kohler-Gehring hat in der Vergangenheit seine Preise am „Black Friday“reduziert. In diesem Jahr will es darauf verzichten. Vom Aufwand her sei die Organisation des „Black Fridays“nicht tragbar gewesen, sagt Senior-Chef Rolf Sutter, und schiebt nach: „Wir verkaufen keine Rabatte – wir verkaufen Service.“
Auch in Ravensburg halten Händler den „Black Friday“für wenig gewinnbringend. Der Modehändler Reischmann will am Freitag keine Vergünstigungen anbieten. „Das hat sich in unseren Augen wohl nicht gelohnt“, sagt eine Angestellte des Modehauses auf Nachfrage der „Schwäbischen Zeitung“. Anders sieht das der Küchenausstatter WMF, der bis zum 26. November eine ganze „Black Week“mit Vergünstigungen anbietet. Eine Mitarbeiterin von WMF sagt, dass sich die Aktion lohne, weil sie kurz vor Weihnachten stattfindet und Käufer dadurch viel sparen könnten.
Beliebt ist der „Black Friday“fast nur bei den großen Ketten in der Region. So bietet Media Markt in seinen Filialen in Ravensburg, Konstanz und Friedrichshafen zum Teil längere Öffnungszeiten und Vergünstigungen an. Auch im Onlineshop sollen Kunden am Freitag auf Schnäppchenjagd gehen können. Groß zieht auch die Stadt Ulm den Rabatt-Tag auf. Aber auch hier: Vor allem Ketten wie Ikea, H&M und sogar der Discounter Penny wollen Kunden mit purzelnden Preisen in die Geschäfte locken.
Den Begriff „Black Friday“verwendet aus rechtlichen Gründen übrigens kaum ein Geschäft in der Region. Stattdessen erfinden manche Händler Ausdrücke wie „Red Friday“oder „Black Freuday“. Ob die Kunden sich über den Schnäppchentag aber tatsächlich freuen werden, scheint derzeit eher zweifelhaft. Zwar kennen viele Bürger der Region den Begriff „Black Friday“, stehen dem aus Amerika importierten Konzept jedoch skeptisch gegenüber. Viele kaufen am liebsten dann, wenn sie Lust dazu haben.