Schwäbische Zeitung (Tettnang)
E-Bikes in den Bergen kritisiert
150 Jubilare beim Edelweißfest des Deutschen Alpenvereins Friedrichshafen
- Die Sektion Friedrichshafen des Deutschen Alpenvereins (DAV) lebt. Und wie! Beim traditionellen „Edelweißfest“am Samstag mussten zusätzliche Stühle in den Alfred-Colsman-Saal geschleppt werden, so groß war der Andrang. Der Harmonika-Club Friedrichshafen begleitete den Abend musikalisch. Wären alle zu ehrenden 150 Jubilare gekommen, die exakt 5905 Mitgliedsjahre für 25, 40, 50 und sogar 60 Jahre mitbringen, hätte auch das nicht gereicht. Überraschung für Georg Prasser: Der nach ihm benannte Weg bei der „Friedrichshafener Hütte“über dem Paznauntal ist ins DAV- Tourenbuch anlässlich dessen 150. Jubiläums in 2019 aufgenommen worden.
Die Münchner Zentrale des Alpenvereins war dem Vorschlag des Häfler Vorsitzenden Michael Abler ohne zu zögern gefolgt, den „Georg-PrasserWeg“im Verwallgebiet bei der eigenen Hütte ins deutschlandweit aufgelegte Tourenbuch des DAV aufzunehmen. Große Freude löste die Überraschung am Samstagnachmittag nicht nur beim Ehrenvorsitzenden Georg Prasser aus, sie machte auch die Mitglieder stolz, erst recht die, die an dem Wegebau beteiligt waren.
Vorsitzender Michael Abler lobte beim „Edelweißfest“die „vielen guten Geister der Sektion“, die ein ehrenamtliches Engagement an den Tag legen, das von Hauptamtlichen nicht zu schaffen wäre, und sprach von einem „tollen Sektionsleben“. Er zitierte dazu Goethe, der einmal sagte: „Der eine wartet, bis die Zeit sich wandelt, der andere handelt“.
Franz-Josef Mesmer, seit 49 Jahren im DAV, einst Schriftführer und Naturschutzreferent, stellte in einem Vortrag die Sonderausstellung „Wem gehört das Bödele?“vor, die ab Januar 2020 im Stadtmuseum Dornbirn gemeinsam mit dem Angelika-Kaufmann-Museum in Schwarzenberg zu sehen ist.
Erinnerungen werden wach
In spannenden Ausführungen wurden Erinnerungen an den einstigen „Freizeitsee“(heute Moorsee) geweckt, an die Alpe Oberlose (heute Meierei), Bilder vom Faßdauben- und Skirennen, das eine Mischung aus Skitour und Abfahrt war und von den Rennläufer erst einmal zweieinhalb Stunden Fußmarsch zum Start forderte. An den österreichischen Skisprungmeister mit 33 Metern vom Sprunghügel am Lank (das als ein herausragendes Wintersportgebiet galt) wurde erinnert, an die Zeppelin-Führungspersönlichkeiten aus Friedrichshafen, die Stammgäste im Hotel Bödele waren und nicht zuletzt an den komplizierten Kauf der Lankhütte im Jahr 1943. Aber auch an den erfolgreichen Geländetausch im Jahr 1983, um dort einen Windfang zu errichten – ohne vorher die Zustimmung der Mitglieder einzuholen, wie Georg Prasser nach so vielen Jahren augenzwinkernd gestand.
Ein Bergfreund aus Kempten berichtete von unliebsamen Zeiterscheinungen in den Bergen, wo immer intensiver E-Biker Mensch und Natur beeinträchtigen. Private Hüttenbetreiber forcieren diese Entwicklungen, indem sie E-Bikern und Handynutzern kostenlose Ladestationen vorhalten, um sich für die motorisierte Eroberung der Berge attraktiv – und Kasse zu machen. Der Referent appellierte vor allem an die Jugend im DAV, „Kante“zu zeigen, und solchen Erscheinungen Paroli zu bieten. Manche Hütten seien derart überfüllt, dass Hüttenwirte ihre Kundschaft nicht mehr kennen würden und mit Hinweistafeln davor warnten, dort „schwarz“zu schlafen. Wie Michael Abler ergänzte, hat der DAV auf seinen Hütten nicht gewollte Infrastruktur wie Ladestationen für E-Bikes verboten.