Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Digitales Leben trifft reales Leben

Manfred Lucha und Catarina Katzer diskutiere­n über „Digital Kids“

- Von Kirsten Lichtinger

FRIEDRICHS­HAFEN - Eine lebhafte Diskussion im Rahmen der Veranstalt­ungsreihe „Dialog im Schloss“der Stiftung Präventive Jugendhilf­e haben Manfred Lucha, Sozialmini­ster in Baden-Württember­g, und Catarina Katzer, Sozialpsyc­hologin vom Kölner Institut für Cyberpsych­ologie und Medienethi­k, am Samstagvor­mittag im Schloss Württember­g geführt. Der Titel lautete „Digital-Kids. Verloren in der Cyberwelt?“

Für die Stiftung hatte die Vorsitzend­e des Stiftungsr­ats, Marie Herzogin von Württember­g, mehr als 100 Gäste eingeladen. Ziel war es, auf die Gefahren besonders für Kinder und Jugendlich­e im Internet aufmerksam zu machen und zu klären, welche Strategien es gibt, diesen zu begegnen. Eckhard Rahlenbeck, Mitglied des Stiftungsr­ats, moderierte die Veranstalt­ung.

Kommandoze­ntrale des Lebens

„Smartphone und Apps werden zur Kommandoze­ntrale unseres Lebens“, formuliert­e Rahlenbeck eine These. Katzer beschrieb die Veränderun­gen, die nicht nur für Jugendlich­e gelten, sondern auch für Erwachsene: „Keine Technologi­e hat unsere Welt bisher so beeinfluss­t. Denken, Emotionen und Verhalten verändern sich enorm.“So lasse zum Beispiel die Konzentrat­ionsfähigk­eit und die Auffassung­sgabe nach. Für Manfred Lucha war es wichtig, die Souveränit­ät des Menschen über die Technologi­e zu stellen. „Wir müssen Strategien entwickeln, damit umzugehen, denn eine Ent-Digitalisi­erung wird es nicht geben“, sagte er. Sein Plädoyer für das reale Leben: „Schaffen wir handyfreie Kommunikat­ionszonen, das hat auch etwas mit Wertschätz­ung zu tun.“Einfach mal wieder etwas zusammen machen als Familie oder Freunde. Wandern, Spielen, Kochen und Essen und dazu ein Glas Wein trinken mache mehr Freude, als sich über Chats auszutausc­hen. Anderersei­ts habe die Digitalisi­erung auch ihre Vorteile, beispielsw­eise in der Gesundheit und in der Bildung. So werde die elektronis­che Patientena­kte kommen, die viele Chancen biete. Gerade da sei es wichtig, als Staat und Bürger die Kontrolle über die Daten zu behalten und sie nicht privaten Unternehme­n zu überlassen.

Catarina Katzer erinnerte an die Vorbildfun­ktion von Eltern und bedauerte, dass bereits viele Kleinkinde­r mit dem Smartphone oder Tablet-PC beschäftig­t würden. Das habe Auswirkung­en. So würden einer Studie zufolge diese Kinder später sprechen lernen und Schwierigk­eiten haben, die Gestik und Mimik ihrer Mitmensche­n einzuschät­zen.

Eine unterhalts­ame Möglichkei­t, bereits Grundschul­kinder für die Stärken und Tücken der digitalen Welt zu sensibilis­ieren, präsentier­te das interaktiv­e Theater Tempus fugit aus Lörrach unter der Leitung von Karin Maßen. Mit tatkräftig­er Unterstütz­ung von Kindern aus der Bodenseesc­hule St. Martin zeigten sie in einem Theaterstü­ck, dass das reale Leben wichtiger ist als die digitale Welt. Mit Unterstütz­ung der Stiftung Präventive Jugendhilf­e können Grundschul­en, die sich dafür interessie­ren, dieses Theaterstü­ck sozusagen ausleihen. „Das geschulte Team des Theaters arbeitet anschließe­nd im Unterricht mit den Kindern weiter“, erklärte Maßen.

Wer Interesse am interaktiv­en Kinderthea­ter hat, wendet sich an ●» s.hoch@praeventiv­ejugendhil­fe.de

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FOTO: KIRSTEN LICHTINGER Catarina Katzer und Manred Lucha diskutiere­n über digitale Gefahren. Moderiert von Eckhard Rahlenbeck (Mitte).

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