Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Jetzt droht auch noch der Buxit
Triple-Aus möglich – deutsche Königsklassen-Vereine treffen alle auf englische Top-Teams
NYON (SID/dpa) - Der unfreiwillige Austritt aus Europa droht nun bereits im März. Denn den verbliebenen deutschen Champions-LeagueTeilnehmern aus der Bundesliga droht nun ihr ganz spezielles BrexitErlebnis – der Buxit! Im Duell mit drei Kracher-Gegnern aus England könnte das Königsklassen-Achtelfinale für alle Kandidaten schon Endstation sein. Bayern München ist gegen den Vorjahresfinalisten FC Liverpool und Jürgen Klopp genauso wenig Favorit wie Borussia Dortmund gegen Tottenham Hotspur oder Schalke 04 im ungleichen Kräftemessen mit Manchester City. Zudem kurios: Erstmals überhaupt gibt es in der K.o.-Runde drei deutschenglische Duelle.
Bei den Bayern war der Respekt für Liverpool bereits herauszuhören. „Das ist die Mannschaft der Stunde, Tabellenführer in England, sie spielen wirklich guten Fußball“, sagte Sportdirektor Hasan Salihamidzic nach der Auslosung in Nyon beim Vereinssender. Seine Mannschaft müsse „zwei gute Tage haben“, sagte er. Und zeigte sich auch vom Duell mit Teammanager Klopp begeistert.
„Er ist ein Top-Trainer. Einer, der lustig ist in Pressekonferenzen. Also haben wir auch ein deutsches Duell auf der Ebene“, sagte Salihamidzic. Sein eigener Top-Trainer in spe, Niko Kovac war hingegen nicht ganz so begeistert vom Gegner. „Das ist das schwerste Los, das wir hätten bekommen können“, sagte Kovac. Trotzdem taxierte der Kroate die Chancen auf den Viertelfinaleinzug auf „50 zu 50“. Und wird das Spiel gegen die Reds, ob Kovac nun will oder nicht, auch für ihn zum Gradmesser. Zwar ist ein Aus gegen den amtierenden Finalteilnehmer extern leichter zu verkaufen als gegen kleinere Prüfsteine wie Olympique Lyon oder den AS Rom, doch wäre dies intern wahrscheinlich ein weiterer großer Ballast für den 47-Jährigen.
Bei den Spielern ist die Stimmung dagegen prächtig. „Ein geiles Spiel“, schwärmte Arjen Robben: „Sie haben riesen Spieler, viel Schnelligkeit und Kreativität nach vorne und sind eine richtige Einheit. Das ist einfach ein super Los. Das ist für jeden Spieler ein Traum, wenn du so ein Spiel machen kannst.“Auch der Ex-Dortmund-Coach war vom Los angetan. „Es wird schwierig, sie haben eine Top-Mannschaft, aber für mich ist es schön, nach Deutschland zurückzukehren“, sagte Klopp.
Während Bayern und Dortmund als Sieger ihrer Vorrundengruppen zuerst auswärts antreten dürfen, muss Schalke gegen die Citizens erst einmal zu Hause in der Veltins Arena ran. Ein Nachteil für die Elf von Trainer Domenico Tedesco, die zuletzt 2011 im Halbfinale gestanden hatte und zwischen 2013 und 2015 dreimal im Achtelfinale gescheitert war. Die Chance, diesmal weiterzukommen, ist gering. Auch wegen Manchesters Flügelflitzer Leroy Sane – bekanntermaßen ein Ex-Schalker.
Wie Schalkes Sportvorstand Christian Heidel sagte, bringe Sane „eine Mannschaft mit, die sicherlich zu den Topfavoriten auf den Sieg in der Champions League gehört“. Für den 55-Jährigen gäbe es laut eigener Aussage „kaum eine größere Herausforderung in diesem Wettbewerb“.
Dortmund, überlegener Tabellenführer der Bundesliga, geht den Zweikampf mit Tottenham selbstbewusst an. Erinnerungen werden wach an das vergangene Jahr, in dem die Spurs maßgeblich daran beteiligt waren, dass der BVB in der Vorrunde ausschied. „Wir haben sie schon zweimal gehabt. Ein starker Gegner, die Chance stehen fifty-fifty. Die Mannschaft ist top besetzt. Wir sind auch stark, es wird interessant“, sagte BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke bei Sky. Er gab gleich den Bayern etwas mit auf den Weg: „Das ist ein schweres Los für die Bayern, die haben aber auch die Möglichkeit zu gewinnen. Das ist ein richtiges Highlight für die Fans.“Immerhin: Bayern ist seit 2011, damals war gegen Inter Mailand Schluss, nicht mehr im Achtelfinale ausgeschieden. BVB-Sportdirektor Michael Zorc betonte: „Das wird sehr interessant, das ist wie ein Länderspiel.“
Es ist also – auch wenn es keinen kompletten Buxit gibt – ein sehr langer Weg bis zum Finale im Estadio Metropolitano in Madrid (1. Juni).
„Das ist das schwerste Los, das wir hätten bekommen können.“