Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Bauhof kämpft gegen Schneemassen
Autos am Straßenrand erschweren in Tettnang die Räumarbeiten.
TETTNANG - Auf der alten Bundesstraße im Süden von Tettnang gibt Bertram Schoch Gas. Das 18 Tonnen schwere Fahrzeug nimmt am Donnerstagvormittag Fahrt auf, und der Räumschild schleudert die Schneemassen durch die Luft. Das ist Schochs Lieblingsstrecke. Der Bauhofmitarbeiter fährt diese Tour im Winter regelmäßig, und hier draußen gibt es keine Hindernisse wie Bordsteine oder parkende Autos. Seit zwei Uhr sind er und seine Kollegen inzwischen auf den Beinen.
Während es draußen ein paar Grad unter dem Gefrierpunkt hat, sitzt Schoch am Steuer in der gut beheizten Kabine, wo nur wenig Equipment auf die ungewöhnliche Aufgabe hinweist. Über eine Steuereinheit regelt er die Menge an Streusalz, die hinten aus dem Räumfahrzeug geschleudert wird. Zwischen zwei und zehn Metern weit kann er die Wurfweite einstellen. Angegeben wird die Menge in Gramm pro Quadratmeter. Auf der Wendeplatte vor dem Neuen Friedhof sind es zum Beispiel acht Gramm pro Quadratmeter. Der Salzvorrat auf dem Fahrzeug reicht etwa einen Tag lang.
Den etwa eine Tonne schweren orangenen Räumschild steuert Bertram Schoch über einen kleinen Hebel direkt am Schaltknüppel. Der Schild wird lediglich vom Fahrzeug geschoben und liegt dabei ständig auf der Fahrbahn auf, außer das Fahrzeug wird manövriert. An seiner Unterseite ist ein Gummistreifen angebracht, der mit Keramik verstärkt wurde – das ist stärker als Stahl. „Sonst wäre der Schild nach zwei Tagen kaputt“, sagt Schoch. Über den kleinen Hebel kann er mit viel Fingerspitzengefühl die Richtung steuern, in die der Schnee weggeschoben werden soll. Dabei gibt es einiges zu beachten. Denn würden die Bauhofmitarbeiter den Schnee einfach jeweils auf die Seite der Fahrspur schieben, dann wären die Gehwege auf beiden Seiten ständig voll mit Schnee und die Fahrbahn würde sich mit jeder Räumung weiter verengen. Wo es möglich ist, versucht Schoch deshalb den Schnee auf nur eine Seite zu bringen oder mit einem weiteren Fahrzeug noch breiter zu räumen.
Während Schoch die glatte Fahrbahn der Kreuzung von Lindauer Straße und B 467 freiräumt, wird er überholt, und es zwängen sich Autos zwischen sein Fahrzeug und das seines Kollegen. „Ganz normal“, sagt er. Sobald man rückwärts fahre, werde man überholt. Schoch ärgert sich auch darüber, dass Autos manchmal so stehen, dass man gar nicht vorbei kommt. Im Oberhof wird das deutlich, als zuerst ein Möbellaster am Straßenrand steht und dann ein Auto. „Der stand heute Morgen schon da und jetzt schon wieder“, klagt Schoch. Ganz langsam fährt er an dem Auto vorbei. Räumen kann er auf dem kleinen Stück nicht, und das Manöver kostet Zeit. „So viel Schnee hatten wir schon lange nicht mehr.“
Jedes Räumfahrzeug hat seine eigene Route, die von Schoch dauert sechseinhalb Stunden. Teilweise führen diese auch in die angrenzenden Gemeindegebiete hinein. Im Gegenzug räumen die Fahrzeuge anderer Gemeinden auch noch teilweise Tettnanger Straßen mit, bis sie wenden können, erzählt er. Auch die Lindauer Straße wird an diesem Tag mehrmals von ihm von Schnee befreit, obwohl das eigentlich Aufgabe des Kreises wäre. „Sieht blöd aus, wenn ich hier entlang fahre und den Schild oben habe“, sagt Schoch. Kritik von Fußgängern oder Anwohnern erlebt er eigentlich keine, sagt er.
Aber man müsse aufpassen, wenn Fußgänger oder Radfahrer unterwegs seien. Manchmal ärgert er sich darüber, dass viele Hausbesitzer den Schnee aus ihren Einfahrten einfach auf die Straße kippen würden, statt ihn bei sich zu lagern, das verursache mehr Arbeit und im Gegenzug hätten diese oft kein Verständnis für die Arbeit der Schneeräumer, klagt er.
Gegen 12 Uhr hat Bertram Schoch erst einmal Pause, später wird das Fahrzeug noch gereinigt und vollgetankt. Für den Bauhofmitarbeiter ist dann Feierabend, die Abendschicht ab 17 Uhr übernehmen seine Kollegen. Der Schneefall hat zu diesem Zeitpunkt zum Glück nachgelassen.