Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Gemeinderäte sind am Zug
Schlucken musste sie, sagte die Bürgermeisterin angesichts dessen, dass die Vorgaben so wenig Platz lassen. Die neue Sachlage geht von anderthalbfachen bis doppelten Kosten und nahezu halbierter Belegung aus. Ihr Bekenntnis zum Standort Hibiskusweg kam dennoch von Herzen.
Ob sie dies genauso sehen – das können sich die Gemeinderäte bis zum 23. Januar überlegen. Zu beneiden sind sie darum nicht. Dass sich innerhalb von acht Monaten zwar nicht die gesetzlichen Vorgaben, aber doch entscheidende Parameter in solcher Weise ändern, verlangt eine genaue Prüfung, ob die im Mai getroffene Festlegung immer noch so Gültigkeit haben soll. 20 bis 24 Personen statt maximal 45 und geschätzte Kosten, die von einer Million auf 1,5 Millionen Euro gestiegen sind (dies vor dem Hintergrund, dass Kostensteigerungen während des Baus an der Tagesordnung sind, sodass von Zuhörern gar zwei Millionen befürchtet wurden) – das sind neue Aspekte. Zudem an dem Abend angesprochen: die Tiefgarage als „Kostentreiber“, die – ob sie genutzt wird oder nicht – ebenso im Bebauungsplan vorgegeben ist wie die stark begrenzten Baufelder.
Dass Letztere zu der Laubengang-Konstruktion führen, bei der die Müllbehälter zwischen den Wohnungen zu stehen kommen, mag der eine als erfindungsreich, der andere als störend empfinden.
Im Fazit: Die Kosten-NutzenRechnung hat sich verändert. Das muss die Frage erlauben, ob – gemessen an den neuen Parametern – nicht doch Alternativen bestehen. Wie hoch der Druck zur Aufnahme von Asylbewerbern im Januar 2019 ist – auch diese Karte muss aktuell auf den Tisch.
Dabei kann am Ende ja durchaus die gleiche Entscheidung herauskommen wie im Mai. Entgegentreten aber lässt sich so dem Eindruck, dass Geld eine untergeordnete Rolle spielt.