Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Große Enttäuschung im Netz
Die Nachricht, dass das Café Schmidt in Weingarten schließt, sorgt in den sozialen Medien für jede Menge Frust
WEINGARTEN - Überraschung, Verwunderung und vor allem Enttäuschung. So hat die Netzgemeinde auf die Nachricht reagiert, dass das Café Schmidt in Weingarten Ende April schließen wird. Gerade auf dem Facebook-Kanal „Schwäbische Oberschwaben“kam es zu regen Diskussionen und großer Betroffenheit. „So traurig. So geht noch mal ein Stückchen Kultur in unserem schönen Weingarten verloren ..... schade und ärgerlich“, schreibt beispielsweise Helga K. und trifft damit allgemeinen Tenor.
Denn damit hätten wohl nur die wenigsten gerechnet. Denn das Café Schmidt war eigentlich immer gut besucht. So auf jeden Fall die Wahrnehmung der User, die von der Nachricht der Schließung zunächst überrascht wurden und dann die Frage nach dem Warum aufwarfen. Die Gründe der Familie Schmidt, der zu große bürokratische Aufwand und der anhaltende Fachkräftemangel, wurden zwar verstanden, doch gab es auch andere Erklärungsversuche. „Ich behaupte mal, dass es nicht nur an den von der Familie Schmidt aufgeführten Gründen liegt, sondern, dass es hier im Kreis Ravensburg einfach an einer Kaffeehauskultur fehlt und die Leute leider nicht bereit sind, entsprechende Preise für die Handwerkskunst zu bezahlen!“, schreibt Bernd N., und Daniel B. schlägt in die gleiche Kerbe: „Ich finde es einfach nur schade, dass so viel Handwerkskunst und Geschmack verloren gehen, weil offenbar viele Kunden nicht bereit sind, das zu honorieren.“
Zuspruch gibt es aber auch von anderer Stelle. Genauer gesagt von einem anderen Weingartener Traditionsbäcker, der Bäckerei Frick. „Wir verlieren in Weingarten einen extrem geschätzten und kompetenten Kollegen, der mit viel Sachverstand und herausragendem handwerklichen Geschick die Qualität oberschwäbischer Backtradition geprägt hat. Wir sind überrascht und traurig, können aber die beschriebenen Gründe aus eigener Erfahrung durchaus verstehen und nachvollziehen“, schreibt Bäckerkollege Joachim Lipp.
„Eine Ära geht zu Ende. Schade!“
Derweil sind die meisten User einfach nur enttäuscht, dass das „beste Café in Weingarten“schließen wird und der gute Geschmack verloren geht. „Eine Ära geht zu Ende. Schade!“, meint Elfriede G., und Ulli H schreibt: „Café Schmidt kann keiner ersetzen. Schade, muss ich auf lecker Kuchen verzichten.“Die Kuchen und Torten sind letztlich auch die Produkte, die den Stammkunden am meisten fehlen werden. So gebe es „keine Alternative zu den feinen Kuchen und Torten“, befürchtet Maria N., und Dani M. fordert in der Facebook-Gruppe „Weingarten Live“: „Der kann und darf nicht zumachen. Der hat die besten Torten und Kuchen.“
Doch auch die leckeren Schokobananen, der feine Calvados-Apfelkuchen oder das gute Karottenbrot werden jetzt schon vermisst. Andere fragen dagegen, wie sie sich in einer Zukunft ohne das Café Schmidt ernähren sollen. Oder aber, dass es wohl nun kein Frühstück mehr nach der Nachtschicht geben wird. Denn gerade das Frühstück, so die einhellige Meinung der Community, werde besonders fehlen. Zeitgleich ist die Sorge groß, dass der neue Pächter das Niveau der Schmidts nicht werden halten können, da es sich um eine kleine Bäckerei-Kette – die Bäckerei Schwarz aus Lindenberg im Allgäu – handele.
Daher meinen manche User wohl nicht ganz ernst gemeint, dass man in Zukunft eben selber backen solle. In diesem Zusammenhang werden dann auch Forderungen laut, dass das Café Schmidt die Rezepte veröffentlichen solle. Doch die meisten User wollen einen anderen Weg finden, um mit dem Verlust umzugehen. Sie wollen das Café Schmidt noch so oft wie möglich besuchen, bevor es dann Ende April schließt.