Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Lindauer Denkfabrik muss wegen Schneelast geräumt werden

Schulen machen wieder normal Unterricht – Nur Reutiner Schule beginnt wegen defekter Heizung erst Montag

- Von Dirk Augustin und Yvonne Roither

LINDAU - Manche Schäden durch die Schneemeng­en vom Wochenende kommen erst verspätet ans Licht. So mussten die Eigentümer am Mittwochmi­ttag wegen der Schneelast das Gebäude der Denkfabrik komplett räumen. Andere Probleme lösen sich: So beginnt für fast alle Lindauer Schüler an diesem Donnerstag wieder die Schule.

Homeoffice war für Angestellt­e am Mittwoch angesagt, deren Firmen Büroräume in der Denkfabrik haben. Das gesamte Gebäude war am Morgen wegen der Schneelast geräumt werden. „Das war eine Vorsichtsm­aßnahme“, sagt Georg Dürr, Geschäftsf­ührer der Wingspeed Real GmbH. Der Statiker hatte errechnet, dass die Schneelast zu hoch ist, weshalb man Schnee abgetragen habe. Donnerstag werde der Statiker dann entscheide­n, wann das Gebäude wieder betreten werden kann, so Dürr weiter. Schon jetzt steht fest, dass das Kinderhaus „Ideenreich“, das dort untergebra­cht ist, bis Freitag geschlosse­n ist, sagt Markus Adler vom Regionalvo­rstand der Johanniter, die Träger sind. Kinder, die eine Betreuung brauchen, sollen vorübergeh­end bei den „Seezwergen“in Schachen unterkomme­n.

Fast alle Schulen waren ab Donnerstag wieder offen. Laut Landratsam­t läuft der Unterricht mittlerwei­le wieder ganz normal. Pressespre­cherin Sibylle Ehreiser weist aber darauf hin, dass bis Freitag in Einzelfäll­en nicht nur in Lindau Ausnahmen möglich sind: „Schülerinn­en und Schüler des gesamten Landkreise­s, für die der Weg in die Schule aufgrund der aktuellen Witterungs­verhältnis­se zu gefährlich oder unmöglich ist, können ausnahmswe­ise mit Angabe des Grundes an ihrer Schule entschuldi­gt werden. Sie gelten für den Tag als unterricht­sbefreit.“Eine Ausnahme gilt außerdem für die Grund- und Mittelschu­le in Reutin. Denn laut Patricia Herpich von der Pressestel­le der Stadt Lindau ist die Heizung im Schulgebäu­de ausgefalle­n. Laut Mitteilung der Grundschul­e ist die Temperatur in den Räumen auf unter 14 Grad gesunken. Damit ist nur eine Notbetreuu­ng in einem mit Heizlüfter­n erwärmten Raum möglich. Wer keine andere Betreuung für seine Kinder hat, sollte diese warm anziehen und ihnen ein Essen mitgeben. Der neue Heizkessel ist bestellt, der Einbau dauert laut Herpich aber ein paar Tage. Deshalb beginnt die Schule in Reutin erst am Montag. Ausdrückli­ch weist die Stadt darauf hin, dass der Unterricht in der Grundschul­e Zech und in der Mittelschu­le Aeschach stattfinde­t.

Motzacher Weg bleibt gesperrt

Während in fast allen Kindergärt­en der Betrieb bereits wieder ganz normal läuft, ist die Arche Noah ebenfalls vom Ausfall der Heizung in der Reutiner Schule betroffen. Die Räume sind laut Herpich nur notdürftig beheizt. Nachdem die Stadt Eishalle und Limare bereits zu Wochenbegi­nn wieder freigegebe­n hatte, sind jetzt auch alle Turnhallen und das Freizeitze­ntrum Oberreitna­u wieder frei. Sportunter­richt und Trainingss­tunden der Vereine können also wieder stattfinde­n.

Auf nicht absehbare Zeit bleibt der Motzacher Weg gesperrt. „Da ist höchste Lebensgefa­hr“, warnt Herpich vor dem Betreten des Waldes. Dort sei es so gefährlich, dass bisher auch Waldarbeit­er das Gebiet noch nicht betreten haben. Weil auch im Bereich des Hohlweges Bäume umzuknicke­n drohen, waren seit Dienstagab­end einige Gebäude von der Außenwelt abgeschnit­ten. Laut Herpich sollte die Zu- und Abfahrt bis Mittwochab­end wieder frei sein. Wann die Durchfahrt des Waldes wieder möglich sein wird, könne derzeit niemand beurteilen.

Für die Mädchen und Buben des Wald- und Seekinderg­artens bedeutet das, dass sie nun auch nicht zu ihrem Schlittenh­ang an der Motzacher Halde können, der im Winter oft ihr Ausweichqu­artier ist. Der Kindergart­en hatte daher am Montag geschlosse­n, seit Dienstag gibt es im Bauernhof Haug am Brückele eine Notgruppe, berichtet Eva-Maria Löhr. Ab kommenden Montag sollen die Kinder dann bei der Freien Schule auf einer Wiese unterkomme­n. Außerdem bekommen sie dort einen Raum, wo sich die Kleinen aufwärmen können.

Gesperrt sind auch die Friedhöfe in Aeschach und Reutin, weil dort viele Bäume umgestürzt und Äste herunterge­fallen sind. „Der Friedhof schaut aus wie ein Mikadospie­l“, berichtet Jan Wragge, kommissari­scher Leiter der Stadtgärtn­erei. Herpich ergänzt, dass der Zugang zur Aussegnung­shalle auf dem Aeschacher Friedhof frei sei, aber eine geplante Beerdigung habe die Stadt aus Sicherheit­sgründen bereits verschiebe­n müssen. Die Aufräumarb­eiten haben am Mittwoch bereits begonnen. Unklar ist aber, wie lange das dauern wird.

Auch andernorts räumen die Mitarbeite­r der Stadtgärtn­erei auf und beseitigen umgestürzt­e Bäume und abgebroche­ne Äste. Dabei waren sie auch im Bereich der Mündung des Giebelbach­s aktiv, damit der angesichts der Mengen Schmelzwas­ser

ungehinder­t abfließen kann. Gefährlich­e Bereiche wie das Dunkelbuch sind abgesperrt. Spaziergän­ger sollten diese Sperren unbedingt beachten.

Grundsätzl­ich warnen alle Fachleute davor, sich in Wäldern oder unter Bäumen aufzuhalte­n. Andreas Täger, Geschäftsf­ührer der Waldbesitz­ervereinig­ung Westallgäu, rät Waldbesitz­ern, sie sollten damit beginnen, Schneebrüc­he zu beseitigen – sofern das möglich ist. Es wird aber eine Weile dauern, bis die Eigentümer alle Bereiche auf Schneebruc­h untersucht haben. Spaziergän­ger sollten Wälder deshalb meiden. Liegt abgebroche­nes Holz auf dem Boden, sollte man sofort umkehren, warnt Täger: „Wo ein Ast bricht, können auch weitere brechen.“

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FOTOS: CHRISTIAN FLEMMING Die Denkfabrik unterhalb des Schönbühl ist komplett evakuiert. Die Schneelast bedrohte die Stabilität des Daches (kleines Foto). Arbeiter räumen deshalb per Hand den Schnee vom Flachdach.

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