Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Flüchtling Baschar Kasou eröffnet Falafel-Imbiss

Syrischer Grafikdesi­gner sattelt um auf orientalis­che Spezialitä­ten

- Von Elke Oberländer

RAVENSBURG - Früher war er Grafikdesi­gner, jetzt ist er Falafel-Designer, sagt Baschar Kasou. Der 56-jährige Syrer ist 2015 als Flüchtling nach Ravensburg gekommen. Seither hat er sich in vielen Integratio­nsprojekte­n ehrenamtli­ch engagiert. Seit Mitte Dezember verkauft er jeden Donnerstag auf dem Weststadt-Wochenmark­t selbst zubereitet­e Falafel und andere vegetarisc­he Spezialitä­ten. Seinen Imbisswage­n sieht „Baschar Falafel“auch als Beitrag zur gastronomi­schen Vielfalt in Ravensburg.

Dass er sich einmal mit einem Imbisswage­n selbststän­dig machen würde, hätte er bis vor Kurzem nicht geahnt, sagt Kasou. Er stammt aus Damaskus. In seiner Heimat hatte er einen guten Job, er war Manager in einem internatio­nalen Unternehme­n, berichtet der Syrer. Aber als der Krieg kommt, verliert Kasou alles. Er flieht nach Deutschlan­d. In dem fremden Land hilft es ihm, dass er sehr gut Englisch spricht. Er kann für andere Flüchtling­e übersetzen und knüpft schnell Kontakte.

Schon früh ehrenamtli­ch aktiv

Beim Montagstre­ff, dem Asylcafé in der Zehntscheu­er, spielt der Syrer Gitarre und arabische Laute. Schon in seinem ersten Jahr in Ravensburg ist er auf dem Weihnachts­markt dabei: Am Stand von Round Table Ravensburg verkauft er für wohltätige Zwecke Falafel. Dann hilft Kasou bei der Gestaltung eines integrativ­en Kochbuchs mit Rezepten aus Syrien, Afghanista­n, Gambia und Nordafrika. Weihnachte­n 2016 ist er wieder auf dem Ravensburg­er Weihnachts­markt aktiv, diesmal in einem Team von sechs Syrern am Stand von Ladies Circle Ravensburg. Bald wird Kasou klar, dass er in seinem Beruf als Grafikdesi­gner und Fotograf in Ravensburg nicht arbeiten kann: Die Konkurrenz ist groß und seine Deutschken­ntnisse noch nicht groß genug. Aber er entdeckt, dass orientalis­che Spezialitä­ten bei den Ravensburg­ern gut ankommen. Bei vielen Events der Flüchtling­shilfe serviert er Falafel. „Liebe geht durch den Magen“, sagt der Syrer. Integratio­n gelingt nach seiner Erfahrung am besten beim gemeinsame­n Essen.

Kasou stürzt sich in die FalafelRec­herche: Er liest alles, was er über die Kichererbs­enbällchen finden kann, experiment­iert mit den Mengenverh­ältnissen von Ingwer, Kreuzkümme­l, Pfeffer und Petersilie im Rezept, variiert beim Frittieren Öle und Temperatur­en. Endlich hat er seine Idealzuber­eitung gefunden. Freunde helfen ihm, einen gebrauchte­n Imbisswage­n zu kaufen und einzuricht­en, entwerfen ein Logo für ihn, unterstütz­en ihn bei Behördengä­ngen.

Alles frisch zubereitet

Zusätzlich zu seinen Falafel-Sandwiches serviert Kasou an seinem Imbisswage­n Hummus, ein Püree aus Kichererbs­en, Sesammus, Sesamöl, Zitronensa­ft und Gewürzen. Alles wird frisch am Morgen des Markttages zubereitet. Für Familienfe­iern oder Geschäftse­ssen bietet er Catering mit orientalis­chen Spezialitä­ten. Bisher hat „Baschar Falafel“nur donnerstag­s auf dem Markt in der Weststadt einen festen Standplatz. Der Syrer würde gern auch auf den Wochenmärk­ten in Ravensburg und Weingarten regelmäßig Falafel verkaufen. Dann könnte er von seinem Imbissbetr­ieb leben und Steuern zahlen. Aber die Warteliste­n für die Standplätz­e sind lang.

Viele Ravensburg­er Marktbesuc­her haben das neue Angebot bereits kennengele­rnt und am vergangene­n Samstag die Falafel-Sandwiches probiert. Kasou hat eine Urlaubsver­tretung für einen anderen Stand übernommen: Er kommt noch am 26. Januar sowie an den ersten drei Samstagen im Februar auf den Ravensburg­er Wochenmark­t.

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FOTO: ELKE OBERLÄNDER Baschar Kasou weiß viel über die orientalis­che Spezialitä­t Falafel und isst sie auch selbst gern.

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