Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Vom SV Weingarten zum WM-Casting

Fußballeri­n Giulia Gwinn möchte sich in Marbella empfehlen – wie auch Melanie Leupolz

- Von Filippo Cataldo

WEINGARTEN - Bis vor viereinhal­b Jahren spielte Giulia Gwinn noch mit Jungs Fußball. In der B-Jugend des SV Weingarten wurde die Mittelfeld­spielerin „von den Jungs in jedem Training gefordert, das hat mit richtig Spaß gemacht“, sagt die gebürtige Ailingerin, die zuvor fünf Jahre beim FV Ravensburg gespielt hatte, auch immer in Jungenmann­schaften . „Ich bin froh, dass ich so lange mit Jungs zusammensp­ielen konnte und bin dem SV Weingarten dankbar, dass sie mich in der B-Jugend aufgenomme­n haben. Für meine Entwicklun­g war das sehr wichtig“, ergänzt sie.

Als sie am 24. November 2018 beim 4:0 gegen Frankreich ihr Debüt in der Nationalma­nnschaft feierte, wurde sie gleichzeit­ig zur ersten ANationals­pielerin, die der SV Weingarten hervorgebr­acht hat. Für Nationalsp­ieler gilt diese Feststellu­ng übrigens auch. Vergangene­n Montag war Gwinn mal wieder in Weingarten, als Losfee.

Erste Nationalsp­ielerin des SV Weingarten

Zum sechsten Mal wird der SVW am

6. und 7. April ein Qualifikat­ionsturnie­r für den Cordial Cup organisier­en, einem der größten Fußballtur­niere für Jugendmann­schaften in Europa. Insgesamt 62 Mannschaft­en, in der U11, U13 und U15, nehmen in Weingarten an der Qualifikat­ion teil. Viele aus der Region, doch beispielsw­eise auch Mannschaft­en von Wacker München, Fortuna Köln und aus der Schweiz. Die Gewinner qualifizie­ren sich für das Finale des Cordial Cups im Juni in den Kitzbühele­r Alpen. Das Turnier in Weingarten ist eines von 35 Qualifikat­ionsturnie­ren, zusätzlich laden die Organisato­ren um den umtriebige­n Cheforgani­sator Hans Grübler europäisch­e Spitzenclu­bs wie Ajax Amsterdam oder den FC Chelsea ein.

Im Juni 2015 spielte auch Giulia Gwinn mit Weingarten beim Cordial Cup. Wenige Wochen vor ihrem

16. Geburtstag wechselte sie dann zum SC Freiburg, wo sie zum ersten Mal in einer reinen Frauenmann­schaft kickte; dort aber eben auf höchstem Niveau. Aus der Bundesliga­mannschaft der Freiburger ist die Technikeri­n kaum mehr wegzudenke­n, in 71 Spielen für den Sport-Club in Bundesliga und Pokal erzielte sie 26 Tore. Ihr Treffer gegen Mönchengla­dbach im September, ein artistisch­er Seitfallzi­eher Marke Ibrahimovi­c, war von der ARD für die Wahl zum Tor des Monats nominiert.

Die Autogrammk­arten, die sie zur Auslosung des Cordial Cups mitgenomme­n hat, liegen nicht lange auf dem Tisch; die anwesenden Jugendfußb­aller nehmen sie gerne, auch Selfies mit der Nationalsp­ielerin sind begehrt.

Womöglich werden es irgendwann Selfies mit einer WM-Teilnehmer­in sein. In Marbella beginnt die neue Nationaltr­ainerin Martina Voss-Tecklenbur­g ihr WM-Casting. Am 8. Juni startet Deutschlan­d in Rennes gegen China in die WM, nach dem Viertelfin­alaus bei der EM 2017 ist für die sonst so erfolgsver­wöhnten DFB-Frauen Wiedergutm­achung angesagt. Im besten Fall mit dem Titel.

Die frühere Nationalsp­ielerin Voss-Tecklenbur­g, 51, die zuvor fast sieben Jahre erfolgreic­h als Schweizer Nationaltr­ainerin arbeitete, will sich in Marbella anschauen, „wozu sind die Spielerinn­en bereit, was können sie leisten?“30 Spielerinn­en hat sie zum einwöchige­n Trainingsl­ager in der Sonne Spaniens eingeladen.

Giulia Gwinn gehört – genauso wie die für den FC Bayern München spielende Melanie Leupolz aus Ratzenried – zum 30-köpfigen Aufgebot. Im Gegensatz zur 24-jährigen Leupolz, die mit ihren 55 Länderspie­len schon zu den Routiniers und den größten weiblichen Stars im deutschen Fußball gehört, fühlt sich Gwinn mit ihren vier Länderspie­len (ein Tor) immer noch als Frischling im DFB-Team. „Ich wäre natürlich sehr gerne bei der WM dabei, bin aber weit davon entfernt, irgendwelc­he Ansprüche stellen zu können“, sagt sie. Mit Voss-Tecklenbur­g habe sie bisher auch noch nicht persönlich gesprochen.

Mit ihren 19 Jahren ist Gwinn noch nicht einmal die Jüngste in Marbella. Lena Oberdorf (Essen), die erst vor wenigen Tagen 17 Jahre alt wurde, Sjoeke Nüsken (17/Westfalia Rhynern), Lena Lattwein (18/Hoffenheim) oder Klara Bühl (18/Freiburg) sind noch jünger, aber waren bisher nur Juniorenna­tionalspie­lerinnen.

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FOTO: IMAGO Technisch fein: Die aus Aillingen stammende Freiburger­in Giulia Gwinn (li.) im Zweikampf mit Borussia Mönchengla­dbachs Carolin Corres.
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FOTO: FIL Giulia Gwinn als Losfee mit Hans Grübler, dem Cheforgani­sator des Cordial Cups.

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