Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Wie es zum INF-Vertrag kam
Mit dem Namen INF-Vertrag werden mehrere Abkommen zwischen den USA und der damaligen Sowjetunion bezeichnet, deren Ziel die vollständige Vernichtung nuklearer Mittelstreckenraketen beider Länder ist. Gemeint sind Flugkörper, die an Land stationiert sind und eine Reichweite von 500 bis 5500 Kilometern haben. Der Vertrag ist seit 1988 wirksam und gilt bis heute zwischen USA, Russland und weiteren ehemaligen SowjetRepubliken. Nach Vertragsabschluss vernichteten die USA 846 Raketen, die Sowjetunion 1846. Hintergrund des Vertrags waren die Spannungen zwischen den USA und der Sowjetunion und ihren jeweiligen Bündnispartnern im Kalten Krieg, die Ende der 1970er- und Anfang der 1980er-Jahre zunahmen: Damals stationierte erst die Sowjetunion leistungsfähigere Mittelstreckenraketen. Die Nato sah das als Bedrohung für Westeuropa – und reagierte mit dem heftig umstrittenen Nato-Doppelbeschluss. Damals wurde beschlossen, auch in Westeuropa Mittelstreckenraketen (unter anderem vom Typ Pershing II) zu stationieren, falls die Sowjetunion ihre Raketen nicht abziehen sollte. Nach dem Nato-Doppelbeschluss wuchs die Friedensbewegung in Deutschland enorm, es fanden Großdemonstrationen mit Hunderttausenden Teilnehmern statt. Im Südwesten bildeten mehrere Hunderttausend Demonstranten am 22. Oktober 1983 eine 108 Kilometer lange Menschenkette von Stuttgart nach Neu-Ulm. Anfang der 1980er-Jahre begannen Verhandlungen zwischen den USA und der Sowjetunion über einen Verzicht auf Mittelstreckenraketen. Sie mündeten nach zeitweise unterbrochenen Verhandlungen im INF-Vertrag. (se)