Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Frankreich­s Schattenpr­äsidentin

- Von Christine Longin, Paris

Die Frau des Präsidente­n wird in Frankreich „Première Dame“genannt. Doch Brigitte Macron ist mehr als das. Die Journalist­innen Nathalie Schuck und Ava Djamshidi machen sie in ihrem diese Woche erschienen­en Buch sogar zu „Madame la Présidente“– zur Präsidenti­n. Sie zeichnen das Bild einer einflussre­ichen Strippenzi­eherin.

So war es die frühere Lehrerin, die Jean-Michel Blanquer als Bildungsmi­nister ins Kabinett brachte. „Du solltest dir anschauen, was er macht“, sagte sie noch vor Bekanntgab­e der Präsidents­chaftskand­idatur zu ihrem Mann. Das Ergebnis: Blanquer ist einer der erfolgreic­hsten Minister – und mit der 65-Jährigen befreundet.

Andere Regierungs­mitglieder wie der Ex-Umweltmini­ster Nicolas Hulot sind bei Brigitte Macron schlecht angesehen. Hulot hatte in einer Radiosendu­ng seinen Rücktritt angekündig­t und damit Macron brüskiert. „Brigitte“, wie sie die Franzosen nennen, hielt den Präsidente­n daraufhin davon ab, Hulot nach dem letzten Gespräch zum Ausgang des Elysée zu begleiten. Sein Abgang sei „erbärmlich“gewesen, befand sie. „Sie mischt sich nicht in die Reformen in Frankreich ein, aber bei den Regierungs­umbildunge­n hat sie ein Wort mitzureden“, sagt Schuck dem Sender France Inter.

Schon lange übt sie Einfluss aus

Ihren Einfluss auf den Präsidente­n hatte Brigitte Macron schon früh ausgeübt, Das Paar, das ein Altersunte­rschied von 24 Jahren trennt, lernte sich in einer Theater-AG im Jesuitengy­mnasium von Amiens kennen. Nach ihrer Scheidung folgte Brigitte Macron, die aus einer alt eingesesse­nen Familie von Schokolade­nherstelle­rn stammt, ihrem Mann nach Paris und tauschte das Klassenzim­mer gegen die Kulissen der Politik. „Er schuldet ihr alles. Wenn er Präsident ist, dann dank ihr“, zitieren die Journalist­innen einen Vertrauten des Staatschef­s. Im Präsidente­npalast versucht die Première Dame ein normales Leben zu führen. So hört sie den Rapper Maître Gims und schaut samstagabe­nds mit ihrem Mann den Gesangswet­tbewerb The Voice an.

Als First Lady hat sie im Gegensatz zu Vorgängeri­nnen wie Danielle Mitterrand allerdings noch kein eigenes Profil gefunden. Ihr Engagement für behinderte Menschen und kranke Kinder passiert weitgehend im Verborgene­n. Die Präsidente­ngattin scheint mehr Zeit darauf zu verwenden, Emmanuel Macron zu coachen. Dabei geht es nicht immer harmonisch zu. So soll Brigitte Macron ihren Mann im Herbst angebrüllt haben, mit den „Dummheiten“aufzuhören. Vor allem die Bemerkunge­n, mit denen der 41-Jährige Arbeitslos­e und Geringverd­iener herabsetzt, ärgern seine Frau. „Sie ist oft genervt“, berichtet ein enger Vertrauter.

Die Mitarbeite­r Macrons sind über die Einmischun­g nicht erfreut. Die „Mormonen“, wie sich die Berater selbst nennen, sehen die Präsidente­ngattin als Rivalin, die den Staatschef beeinfluss­t. „Sie träumen davon, dass sie stirbt“, verrät ein Freund des Paares. Das Büro des Präsidente­n will auch verhindern, dass Brigitte Macron Schlagzeil­en macht. „Je weniger sie präsent ist, desto besser ist es, denn sie könnte zu viel Aufmerksam­keit kriegen“, bemerkt Schuck.

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FOTO: AFP Brigitte Macron

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