Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Künstler kämpfen für Kunstfreiheit
Initiative „Die Vielen“gibt es nun auch in Bayern und Baden-Württemberg
MÜNCHEN/STUTTGART (bami/ dpa) - „Die Kunst ist frei!“postulieren Künstlerinnen und Künstler aus Baden-Württemberg in der Erklärung, in der sie sich der bundesweiten Initiative „Die Vielen“anschließen. Kulturschaffende in Berlin, Hamburg, Dresden und NordrheinWestfalen waren die ersten, die sich vergangenen November zusammenschlossen, um ein Zeichen zu setzen gegen Rassismus und Diskriminierung. Unter dem Titel „Die Vielen“werben sie für mehr Toleranz und möchten ein Zeichen setzen gegen Rassismus und Diskriminierung.
Nun gibt es solche Bündnisse auch in Bayern und Baden-Württemberg. Unterschrieben haben in Baden-Württemberg zum Beispiel das Staatstheater in Karlsruhe und die Staatsoper in Stuttgart, die Theater in Aalen, Freiburg und Konstanz, das Kulturamt und das Museum in Ulm. In der „Baden-Württtemberger Erklärung der Vielen“heißt es: „Der rechte Populismus, der die Kultureinrichtungen als Akteurinnen dieser gesellschaftlichen Vision angreift, steht der Kunst der Vielen feindselig gegenüber.“Deswegen sei es wichtig, jegliche „Versuche der Rechtspopulist*innen ab, Kulturveranstaltungen für ihre Zwecke zu instrumentalisieren.“
In Bayern haben sich bislang 310 Einrichtungen und Künstler der Erklärung angeschlossen, darunter die Münchner Kammerspiele mit ihrem Intendanten Matthias Lilienthal, das Staatstheater Nürnberg, das Staatstheater Augsburg, die Bayerische Staatsoper, das Bayerische Staatsschauspiel und die Akademie der Bildenden Künste München. Nürnbergs Staatsintendant Jens-Daniel Herzog sagte, es sei eigentlich Konsens, dass Kunst und Kultur frei und unabhängig seien, obwohl sie vom Staat gefördert werden. Allerdings würden viele Kulturschaffende „von rechts attackiert“.
In der „Bayerischen Erklärung“wird auf die besondere Rolle des Landes in der NS-Zeit verwiesen. „Hier wurde die Nationalsozialistische Bewegung gegründet. München war deren Hauptstadt und Parteizentrale der NSDAP.“Bayreuth, der Obersalzberg, Nürnberg hätten eine bedeutende Rolle gespielt, „während gleichzeitig in Dachau der Prototyp des Konzentrationslagers entwickelt wurde.“
An den Rand gedrängt
Gerade von Parteien des rechten politischen Parteienspektrums fühlten sich die Kulturschaffenden immer mehr an den Rand gedrängt, heißt es in der Erklärung. Für Matthias Lilienthal, Intendant der Münchner Kammerspiele, ist es wichtig, dass auch eine kulturelle Institution sich „auf verspielte intellektuelle Weise prägnant politisch äußert“. Die Münchener CSU hatte es dem Intendanten der Kammerspiele im Juli vergangenen Jahres untersagen wollen, an der „#ausgehetzt“-Demonstration des Münchener Bündnisses „Gemeinsam für Menschenrechte und Demokratie“teilzunehmen. In seinen Augen sei die Asylpolitik von Horst Seehofer, Markus Söder und Alexander Gauland durchaus miteinander vergleichbar, sagte Lilienthal.
Auch Kulturschaffende aus Mecklenburg-Vorpommern und Frankfurt machen sich in einer gemeinsame Erklärung für eine offene Gesellschaft stark. Demokratische und künstlerische Freiheit sei niemals einfach, heißt es in der „Frankfurter Erklärung der Vielen“. Für Mai ist ein bundesweiter Aktionstag der Initiative „Die Vielen“geplant.