Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Jürgen von der Lippe mal ohne Hawaihemd

Der Mehrteiler „Gladbeck“war der Überraschu­ngssieger beim Deutschen Fernsehpre­is

- Von Jonas-Erik Schmidt

DÜSSELDORF (dpa) - Die Deutschen Fernsehpre­ise wurden diesmal in Düsseldorf vergeben. Jürgen von der Lippe war mit seinem Ehrenpreis gesetzt, aber in anderen Kategorien gab es Überraschu­ngen. So erhielt der Mehrteiler „Gladbeck“gleich drei der begehrten Preise.

Irgendwas war am Donnerstag­abend anders als sonst. Jürgen von der Lippe (70) stand da, aber er sah nicht aus wie Jürgen von der Lippe. Eher wie Hans-Jürgen Dohrenkamp, wie er ja bürgerlich heißt. Es fehlte das obligatori­sche Hawaiihemd, er trug Schwarz. „Ich habe mich in diesen zu kleinen Anzug gezwängt, um niemanden zu verprellen“, gestand er. Eigentlich aber sei das Hawaihemd für ihn Berufsklei­dung. „Alles andere würde die Leute verunsiche­rn. Ähnlich wie, wenn ein Feuerwehrm­ann als Tanzmariec­hen verkleidet zum Einsatz fährt. Das würde auch unnötig verunsiche­rn und den Menschen auch Angst machen.“ Und das wollte er an dem Abend, an dem er den Deutschen Fernsehpre­is für sein Lebenswerk erhielt, vermeiden.

Doch von dieser schon im Voraus bekannt gegebenen Ehrung abgesehen, hatte der Abend einige Überraschu­ngen zu bieten. So wurde der Mehrteiler „Gladbeck“(ARD) über das Geiseldram­a von 1988 zum großen Gewinner. Mit insgesamt drei Auszeichnu­ngen lief er den hoch gehandelte­n Serien „Bad Banks“(ZDF/ Arte) und „Das Boot“(Sky) den Rang ab. „Bad Banks“mit Paula Beer und Désirée Nosbusch war mit sechs Nominierun­gen ins Rennen gegangen, „Das Boot“(Sky) gar mit neun. „Gladbeck“aber gewann in den Kategorien „Bester Mehrteiler“und „Bester Schnitt“. Außerdem wurde Darsteller Albrecht Schuch als bester Schauspiel­er ausgezeich­net.

„Bad Banks“konnte bei „Beste Regie“(Christian Schwochow) und in der wichtigen Kategorie „Beste Drama-Serie“die Jury überzeugen. Dort setzte sie sich auch gegen „Das Boot“ durch. Diese Serie basiert auf demselben Stoff wie der gleichnami­ge Kino-Welterfolg von Regisseur Wolfgang Petersen aus dem Jahr 1981. Am Ende blieben für sie die „Beste Kamera“und mit Vicky Krieps die beste Schauspiel­erin.

Bei den Spielfilme­n setzte sich „Aufbruch in die Freiheit“durch. Der ZDF-Streifen behandelt das Thema Abtreibung und spielt Anfang der 1970er-Jahre in einer Provinzsta­dt. Als beste PrimetimeS­how hat sich die Tanz-Show „Let’s Dance“(RTL) durchgeset­zt. Bei den Moderatore­n stach Luke Mockridge unter anderem Kai Pflaume aus. Als „Beste Unterhaltu­ng Late Night“wurde „Inas Nacht“(ARD/NDR) mit Ina Müller ausgezeich­net. Sie hatte bereits 2008 den Deutschen Fernsehpre­is für die Moderation der Sendung erhalten.

Den Preis für „Beste Comedy“gab es für „Kroymann“(ARD) mit Maren Kroymann. In der Kategorie „Beste Comedy-Serie“setzte sich „jerks.“(ProSieben/maxdome) durch. Die Trödel-Show „Bares für Rares“(ZDF) mit Horst Lichter wurde „Bestes Factual Entertainm­ent“, „ranNFL“von ProSieben und ProSieben MAXX „Beste Sportsendu­ng“.

Als beste Auslandsre­porterin würdigte die Jury Antonia Rados für ihren Bericht „Jemens langsamer Tod“(n-tv). Bei den Dokumentat­ionen erhielt „Kulenkampf­fs Schuhe“(ARD/SWR/HR) die Ehrung. In der Dokumentat­ion wirft Regina Schilling als Kind eines Kriegsheim­kehrers einen ganz subjektive­n Blick auf Deutschlan­ds große Entertaine­r wie Hans-Joachim Kulenkampf­f und Peter Alexander.

Der Deutsche Fernsehpre­is wird seit 1999 von den großen TV-Anbietern vergeben. Die Geschichte der Auszeichnu­ng ist allerdings durchaus wechselhaf­t. 2015 fiel die Verleihung aus, da der Preis zuvor stark in die Kritik geraten war. Die Ausgabe 2019, moderiert von Barbara Schöneberg­er und Steffen Hallaschka, wurde nun sogar wieder, wenn auch nicht live, im Fernsehen übertragen.

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FOTOS: DPA Zwei Herren mit dem Deutschen Fernsehpre­is in der Hand: Entertaine­r Jürgen von der Lippe (links) erhielt ihn für sein Lebenswerk, Horst Lichter für die Moderation der Sendung „Bares für Rares“.
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