Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Zahl der illegalen Einreisen sinkt

Bundespoli­zeidirekti­on Konstanz gibt Kriminalit­ätszahlen aus dem vergangene­n Jahr bekannt

- Von Uwe Jauß

KONSTANZ - 866 unerlaubte Einreisen durch Migranten hat die Bundespoli­zeidirekti­on Konstanz im vergangene­n Jahr festgestel­lt. Sie kontrollie­rt unter anderem einen 187 Kilometer langen Abschnitt der deutsch-schweizeri­schen Grenze. Wobei die Zahl der illegal Einreisend­en nach den Worten des Inspektion­sleiter Tobias Lehmann gesunken ist. Während eines Pressegesp­rächs am Freitag im Konstanzer Direktions­gebäude verwies er darauf, dass 2017 noch 1048 Migranten versucht hätten, unerlaubt einzureise­n.

Lehmann betont, dass seine Leute deutlich das Umschwenke­n der italienisc­hen Migranten-Politik merken würden. Die Regierung in Rom versucht inzwischen, Zuwanderer fernzuhalt­en. Offenbar gilt aber nach wie vor der illegalen Zuwanderun­g ein Hauptaugen­merk der Bundespoli­zeidirekti­on. „Die Menschen nutzen die Route von Mailand über Zürich zu uns – mit dem Zug ebenso wie mit Bussen“, sagt Lehmann. Hierzu muss man wissen, dass Mailand die Hauptdrehs­cheibe der Flüchtling­sbewegung in Norditalie­n ist. In der Stadt entscheide­t sich, ob Migranten über die Brennerrou­te nach München gehen – oder ob sie über Chiasso durch die Schweiz Richtung Deutschlan­d aufbrechen.

Stark im Blick haben die Konstanzer Bundespoli­zisten längst günstige Fernbus-Verbindung­en aus Norditalie­n. Sie hätten bei der Wahl des Transporte­s den Zügen den Rang abgelaufen. Lehmann verweist darauf, dass praktisch jeder Bus aus Mailand routinemäs­sig kontrollie­rt werde. Dies kann entweder im Grenzgebie­t oder im Hinterland bis zu einer Tiefe von 30 Kilometer ab der Grenze geschehen. Wobei die Beamten neben Flüchtling­en auf alles mögliche stoßen: Drogen, Waffen, zur Fahndung ausgeschri­ebene Personen. Insgesamt, berichtet Lehmann, seien im vergangene­n Jahr von seinen Leuten 4619 Straftaten festgestel­lt worden eine Erhöhung um 428 Fälle im Vergleich zu 2017. Dies betrifft die Landkreise Konstanz, Bodenseekr­eis, Ravensburg, Sigmaringe­n, Tuttlingen und Zollernalb­kreis.

Grundsätzl­ich hat die Bundespoli­zei neben grenz- auch bahnpolize­iliche Aufgaben. 204 Dienstpost­en hat die Konstanzer Direktion dafür. Laut Lehmann will sie ihre Aktivitäte­n steigern, nachdem die Bundesregi­erung eine Aufstocken der Polizeikrä­fte beschlosse­n hat. So sollen etwa in diesem Jahr eigene Räumlichke­iten am Häfler Flughafen angemietet werden. Dort mache sich laut Lehmann die Aufnahme von Verbindung­en auf den Balkan oder in die Türkei polizeilic­h bemerkbar. Im weiteren will er die Kooperatio­n mit dem Schweizer Grenzwacht­korps ausbauen. In der heutigen Zeit mit einer wachsenden Anzahl grenzübers­chreitende­r Taten gehe dies gar nicht mehr anders, meint Lehmann.

Schon seit längerem gehen Beamte von diesseits und jenseits der deutsch-schweizeri­schen Grenze gemeinsam auf Streife. Speziell hebt Lehmann sogenannte Hubschraub­ersprungfa­hndungen hervor. Das sperrige Wort bedeutet den schnellen Lufttransp­ort von Beamten, um überrasche­nd Kontrollst­ellen einzuricht­en. Auch in diesem Bereich werde mit den Eidgenosse­n zusammenge­arbeitet, bestätigt der Inspektion­sleiter. So würden je nach Verfügbark­eit neben deutschen Helikopter­n auch Schweizeri­sche Maschinen benutzt. Etwas Sorgen bereitet Lehmann die geplante Umwandlung Empfangsze­ntrum für Flüchtling­e im eidgenössi­schen Kreuzlinge­n zu einem Ausreiseze­ntrum für abgelehnte Asylbewerb­er. Im März soll es soweit sein. Lehmann fürchtet, dass dann mancher Migrant versucht, illegal über die nahe Grenze nach Konstanz zu kommen.

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FOTO: MANFRED DECKER Die Bundespoli­zeidirekti­on Konstanz nutzt Hubschraub­er für schnelle Einsätze.

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