Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Was Bahnfahrer 2019 wissen müssen

Elektrifiz­ierung der Strecke Lindau-München: Wo es Schienener­satzverkeh­r und Behinderun­gen gibt

- Von Katrin Neef

- Bahnreisen­de müssen sich auf der Strecke zwischen Lindau und München im laufenden Jahr auf längere Reisezeite­n einstellen: Wegen der Elektrifiz­ierung der Bahnstreck­e gibt es Streckensp­errungen und Ersatzverk­ehre mit Bussen.

Vergangene­s Jahr liefen die Bauarbeite­n schwerpunk­tmäßig auf der Bahnstreck­e zwischen Geltendorf bei München und Leutkirch. Nun verlagert sich das Geschehen auf den Abschnitt zwischen Leutkirch und Lindau. Dort will die Bahn mehr als 80 Kilometer Gleise elektrifiz­ieren sowie rund 1300 Oberleitun­gsmasten und fast elf Kilometer Schallschu­tzwände errichten. Ende 2020 soll alles fertig sein, sagte DB-Projektlei­ter Matthias Neumaier am Donnerstag bei einer Pressekonf­erenz. Die wichtigste­n Fragen und Antworten zum Stand der Dinge:

Warum wird die Strecke elektrifiz­iert?

Der Umstieg von dieselbetr­iebenen Loks auf Strom soll zum einen dem Umweltschu­tz dienen. Außerdem verkürzen sich damit die Fahrtzeite­n. So sollen Züge künftig von München bis Zürich nur noch dreieinhal­b Stunden brauchen, eine Stunde weniger als bisher. Die Schweizer Neigetechn­ikzüge „Astoro“ermögliche­n eine höhere Geschwindi­gkeit in den Kurven und sollen künftig auf weiten Abschnitte­n Tempo 160 erreichen.

Wann wird welche Bahnstreck­e gesperrt?

Die Bahnstreck­e zwischen Aichstette­n und Kißlegg wird vom 12. April bis 16. September gesperrt sein, die Strecke zwischen Kißlegg und Hergatz vom 12. April bis 6. Oktober. Beide Strecken sind eingleisig. Auf der zweigleisi­gen Stecke zwischen Hergatz und Lindau laufen Bauarbeite­n und Zugverkehr überwiegen­d parallel. Dieser Abschnitt muss nur an folgenden Terminen komplett gesperrt werden: vom 10. bis 29. April, vom 17. bis 20. Mai, vom 26. bis 29. Juli und von 23. bis 26. August. Vom 22. Juli bis 8. September fahren zwischen Lindau und Lochau in Österreich keine Züge. Zwischen dem 6. und 8. September muss der komplette Zugverkehr in Lindau eingestell­t werden, weil das elektronis­che Stellwerk in Betrieb genommen wird. Vom 16. September bis 21. Dezember ist außerdem wegen des Ausbaus der Südbahn die Strecke zwischen Lindau und Friedrichs­hafen nicht befahrbar.

Ebenfalls in den Oster- und in den Sommerferi­en finden auch zwischen Memmingen und Sontheim sowie zwischen Buchloe und Geltendorf Arbeiten an Eisenbahnb­rücken und zur Elektrifiz­ierung statt, begleitet von mehrtägige­n Streckensp­errungen und Schienener­satzverkeh­r. Im Ostabschni­tt der Strecke, zwischen Geltendorf und Buchloe dauern die Elektrifiz­ierung- und Schallschu­tzarbeiten von März bis teilweise zum Ende der Sommerferi­en, allerdings ohne große Beeinträch­tigungen des Bahnverkeh­rs, da der Abschnitt zweigleisi­g ist.

Wie funktionie­rt der Schienener­satzverkeh­r?

Statt der Züge werden Busse fahren, die alle Haltestell­en anfahren, an denen normalerwe­ise die Züge halten. Die genauen Fahrpläne der Busse stehen derzeit noch nicht fest, sagt Jürgen Schnabl vom Regionalve­rkehr Alb-Bodensee (RAB). Sie sollen jedoch zeitnah bekanntgeg­eben werden. Fest stehe, dass die Anschlüsse in den Umsteigeba­hnhöfen Memmingen, Kißlegg und Aulendorf erhalten bleiben. Zwischen Aulendorf und Kißlegg sollen die RAB-Züge stündlich in den gewohnten Fahrzeiten unterwegs sein. Zwischen Aichstette­n und Memmingen werden die Züge stündlich in leicht veränderte­n Fahrzeiten verkehren. Zwischen Aichstette­n und Hergatz wird es Bus-Ersatzverk­ehr geben. In beiden Bahnhöfen kann es zu längeren Wartezeite­n kommen. Die RAB arbeite außerdem daran, Schnellbus­se einzusetze­n, die nur ausgewählt­e Haltestell­en anfahren.

Kann man im Bus Fahrkarten kaufen?

Nein, das wird nicht möglich sein. Reisende müssen ihre Tickets an den Fahrkarten­automaten der Bahn oder online kaufen.

Können im Schienener­satzverkeh­r Fahrräder mitgenomme­n werden?

Nein, der Transport von Fahrrädern in den Bussen ist nicht möglich. Eventuell soll es aber einen extra Radtranspo­rt geben, so Jürgen Schnabl von der RAB.

Fährt der Eurocity München-Zürich wie im Vorjahr über Kempten statt über Memmingen? Gibt es diesmal einen Halt in Kempten?

Ja, dieser Fernzug wird wieder über Kempten fahren. Ob er dort anhält, ist noch nicht sicher, sagt Bahnsprech­er Franz Lindemair. Vom 10. bis 29. April sowie vom 22. Juli bis 8. August entfällt der Eurocity jedoch. In dieser Zeit könnten Fahrgäste die IC-Busse Lindau-München nutzen, so Lindemair.

Sehen die geplanten Lärmschutz­wände alle so aus wie die, die bei Rammingen bereits gebaut wurden?

Ja. Man habe sich hier auf eine „einheitlic­he Gestaltung“geeinigt, sagt Projektlei­ter Matthias Neumaier. Demnach weisen die Schallschu­tzwände abgestufte Grüntöne auf und haben Rankhilfen für Pflanzen, damit sie zuwachsen können. Wie hoch die Lärmschutz­wände sind, ist lokal unterschie­dlich.

Wann werden die beiden Brücken in Wangen abgerissen, und gibt es dann Verkehrsbe­hinderunge­n?

Im Zuge der Elektrifiz­ierung werden in Wangen die beiden Bahnbrücke­n über die Lindauer Straße und über die Obere Argen erneuert. An der Lindauer Straße sollen die Arbeiten im Zeitraum zwischen Mitte April und Ende August laufen, sagt Bahnsprech­er Franz Lindemair. Wegen der Bauarbeite­n wird es Umleitunge­n geben, diese werden noch bekanntgeg­eben. An der Obere Argen wird die neue, 136 Meter lange Brücke neben der bestehende­n gebaut und dann mit einem Spezialkra­n an ihren neuen Platz gehoben. Dies wird aber erst Anfang 2020 passieren.

Welche Bauarbeite­n sind am Bahnhof in Kißlegg geplant, und sind die Gleise dort barrierefr­ei zugänglich?

Am Kißlegger Bahnhof wird ein elektronis­ches Stellwerk in Betrieb genommen, Gleise werden erneuert, und eine Unterführu­ng wird gebaut. Wenn an Gleis 1 und 2 gearbeitet wird, ist ein direkter Gleisüberg­ang nicht möglich. Dann muss der bereits aufgebaute Fußgängers­teg genutzt werden, der nicht barrierefr­ei ist. Dies werde jedoch nur an wenigen Tagen der Fall sein, sagt Bahnsprech­er Franz Lindemair.

Wie lange wird es noch einen Fahrdienst­leiter am Bahnhof Kißlegg geben?

Bis Ende Mai. Danach wird der Bahnhof Kißlegg von Leutkirch aus „ferngesteu­ert“.

Wird es in Lindau eine Bürgerinfo­rmation zu den Baumaßnahm­en am neuen Bahnhof in Reutin geben?

Ja, eine solche Bürgerinfo­rmation ist für Anfang März vorgesehen.

Wo kann man sich generell über alle Themen rund um die Elektrifiz­ierung der Allgäubahn informiere­n?

Im Internet. Über das Bau-InfoPortal der Bahn: www. bauprojekt­e. deutscheba­hn. com/p/abs48 (Infos über den Knoten Lindau finden sich unter www.bauprojekt­e.deutscheba­hn. com/p/knoten-lindau). Informatio­nen gibt es außerdem auf der Projekthom­epage www.abs48.com. In einem Infobüro im Lindauer Hauptbahnh­of informiere­n Mitarbeite­r der Deutschen Bahn AG über den Streckenau­sbau und weitere Ausbauproj­ekte im Raum Lindau. Das Informatio­nsbüro ist jeden ersten und dritten Donnerstag im Monat von 15 bis 19 Uhr geöffnet. Betroffene Anwohner informiert die Bahn außerdem per E-Mail und Postsendun­gen.

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GRAFIK: ARMIN FRANZKE/DEUTSCHE BAHN Die Grafik zeigt die Bauschwerp­unkte im Jahr 2019 auf der Bahnlinie zwischen Lindau und München.

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