Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Der Luftartist kann’s auch fünfmal
Markus Eisenbichler wird Dritter beim Mammut-Skiflugtag in Oberstdorf – Der 18-jährige Slowene Timi Zajc trumpft auf
OBERSTDORF - Skifliegen, die verschärfte Form des Skispringens, hat ganz spezielle Reize: sieben, acht Sekunden Luftfahrt, der Puls schon mal bei 180, 238,5 Meter die Bestweite auf Oberstdorfs Heini-Klopfer-Schanze. Skifliegen, so hat es der scheidende Bundestrainer Werner Schuster einmal beschrieben, „das ist Ans-LimitGehen. Man muss den Ski sehr flach führen, man hat fast das Gefühl, man kriegt Übergewicht. Die Kräfte sind so groß, dass es einem beinahe die Schuhe auszieht. Und man spürt die Luft extrem intensiv.“An einem verschärften Skiflugtag wie dem 1. Februar 2019 gleich fünfmal binnen fünfeinhalb Stunden: Zwei Trainingsflüge, die Qualifikation und zwei Wettkampfflüge absolvierten die Besten zum Auftakt des Oberstdorfer Drei-Weltcup-Wochenendes. Ein forderndes Programm – siegreich gemeistert vom erst 18-jährigen Slowenen Timi Zajc (220 und 233,5 Meter/430,1 Punkte), einem Skiflug-Debütanten. Stärkster aus dem Septett des Deutschen Skiverbands war, hinter dem Polen Dawid Kubacki (221,5 und 218/424,8), Markus Eisenbichler (224,5 und 222,5/423,3) als Dritter.
Im Bett alles sortieren
Den 5500 Zuschauern im Stillachtal ging es wie dem 27-Jährigen vom TSV Siegsdorf. Kamil Stoch war gerade gelandet, der deutlich Führende nach dem ersten Durchgang. Zu früh gelandet, bei 197 Metern (nach 233 Metern zuvor): Platz fünf letztlich nur. Als das via Anzeigetafel amtlich war, wurde es laut, und Markus Eisenbichler sah einen „ordentlichen Wettkampf“mit einem Podestplatz veredelt. „Ordentlich“ist beim ausgeprägten Hang des Oberbayern zur Selbstkritik durchaus relativ; Werner Schuster sollte ihm „einen guten Flugtag“attestieren nach der Siegerehrung: „Sehr stabil vom Schanzentisch alle fünf Flüge – nicht ganz fehlerfrei überm Vorbau, aber doch ziemlich gut. Da war kaum ’ne Ecke drin, er hat kaum nachkorrigieren müssen. Da war ein Flug wie der andere, wie an der Schnur gezogen.“In Metern: 212,5 (Training), 231,5 (Training), 216 (Qualifikation), 224,5 und 222,5 (Wertungsflüge).
Markus Eisenbichler gilt als Luftartist schlechthin im deutschen Team, hält mit 248 Metern (Planica, 2017) den nationalen Rekord. „Er hat wieder gezeigt, dass er unser bester Flieger ist“, befand der aktuell beste DSV-Skispringer, Stephan Leyhe. Der Gesamtweltcup-Sechste selbst flog auf Rang elf. Mit einem letzten Versuch (211 Meter), der Mut machte für Samstag und Sonntag (jeweils 14.45 Uhr Qualifikation, 16 Uhr erster Durchgang), bei dem „Rhythmus und Fluss“passten. Und mit einem schlüssigen Rezept angesichts der so geballten Belastung: „Wichtig ist, dass man da klar im Kopf bleibt, fokussiert. Sich auf das Springen konzentriert, alles Drumherum ein bisschen reduziert.“
Markus Eisenbichler hat es nicht anders gemacht. Ist Dritter geworden. Wie es ihm jetzt gehe, haben sie ihn danach gefragt. Nach fünf Flügen? „Ungefähr so“, antwortete er, „wie nach der Tournee in Bischofshofen (der vierten, letzten Station; d. Red.), da weißt du halt auch nicht, was du denken sollst.“Was hilft? Im Hotel „dann einfach mal ins Bett legen“, sortieren „was heut’ so abg’laufen ist – und morgen geht’s weiter“. Mit Skifliegen ...