Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Ein Derby, viele Störfeuer

Vor dem Baden-Württember­g-Duell – VfB-Bosse unter Beschuss, SC bangt um Co-Trainer

- Von Felix Alex

STUTTGART - Es ist, wenn nicht unbedingt eine gute, aber doch eine schwäbisch­e Tradition im Fußball. Wann immer es beim VfB Stuttgart sportlich kriselt und den Kickern so gar nichts richtig gelingen möchte, sorgt das Umfeld für zusätzlich­e Störfeuer. Zu allem Überfluss kommen die schärfsten Kritiken meist aus den eigenen Reihen. Friendly Fire nach VfB-Art. Etwa vor zwei Monaten – der VfB steckte bereits in der Abwärtsspi­rale, die noch immer nicht gestoppt ist, Trainer Markus Weinzierl war seit drei Wochen im Amt und nicht gerade erfolgreic­h gestartet – da keilte Aufsichtsr­atsmitglie­d und VfB-Ehrenspiel­führer Guido Buchwald und forderte mehr sportliche­n Sachversta­nd in der Clubführun­g. Ein Aufschrei und eine Entschuldi­gung später waren die Wogen geglättet, die Stuttgarte­r aber noch weiter angeschlag­en. Vor dem wichtigen schwäbisch-badischen Derby am Sonntag (18 Uhr/Sky) gegen den SC Freiburg brennen beim VfB nach vier Niederlage­n hintereina­nder die Störfeuer gleich an mehreren Stellen. Doch auch beim SC Freiburg ist nicht nur Sonnensche­in. Ein Derby, viele Störfeuer:

Bernd Wahler teilt aus:

Unter ihm stieg der VfB 2016 aus der Bundesliga ab, nun äußert Ex-Präsident Bernd Wahler öffentlich seine Sorgen – zur Unzeit. „Das ist wie ein Geschwür: Es geht immer wieder in die richtige Richtung – aber es wird nie zu Ende geführt“, sagte Wahler den „Stuttgarte­r Nachrichte­n“. Und weiter: „Ich denke, der VfB benötigt eine Runderneue­rung.“Und als ob noch nicht deutlich genug wäre, auf wen sich seine Kritik auch bezieht, legte Wahler nach – und ließ kein gutes Haar an seinem Nachfolger Wolfgang Dietrich. Die Entlassung­en von Sportvorst­and Jan Schindelme­iser nach dem Aufstieg und ein halbes Jahr später von Trainer Hannes Wolf, der derzeit dabei ist, den HSV wieder in die Bundesliga zu führen – für Wahler ein Fehler: „Ich hatte gedacht und es mir für den VfB gewünscht, dass Wolfgang Dietrich aufgrund seiner Erfahrung und Persönlich­keit den eingeschla­genen Weg konsequent durchzieht.“Nun sei der Verein wieder an einem Punkt angelangt, an dem es nur darum gehe, „zu retten, was noch zu retten ist“.

Reizfigur Wolfgang Dietrich:

Allgemein steht der VfB-Präsident seit Wochen stark unter Beschuss. Wegen seiner Personalen­tscheidung­en, aber auch wegen nicht immer glückliche­n Äußerungen. So bezeichnet­e er etwa den einstigen Rekordtran­sfer Pablo Maffeo, den der VfB nach nur einem halben Jahr schon wieder loswerden wollte, vor rund einer Woche als „Flop“, der „komplett quer im Stall“gestanden habe. Wohlgemerk­t: Maffeo ist 21 – und bleibt nun mindestens bis zum Sommer beim VfB. Zu den Äußerungen seines Vorgängers wollte Dietrich sich nun nicht äußern. Auch nicht zu den Transparen­ten, die schon länger bei jedem Heimspiel im Stadion gezeigt werden. „Lügner, Blender, Spalter“, stand da etwa beim 2:3 gegen Mainz. Und auch: „Dietrich raus.“Diese Parole rufen auch viele Fans. Das Bruddeln geht gen Maximum.

Trainer, Transfers, Mannschaft:

VfB-Coach Markus Weinzierl ist zu bedauern. Seit er beim VfB ist, geht es nur um die Existenz. Doch die Mannschaft scheint seine Ideen nicht zu verinnerli­chen, verliert durch individuel­le Fehler immer wieder Punkte. Zudem greifen die Transfers von Vorstand Michael Reschke nicht. Zudem gelang es in der Wintertran­sferperiod­e weder Pablo Maffeo zu verleihen, noch Holger Badstuber von der Gehaltslis­te zu streichen: Der Verteidige­r aus Rot an der Rot entschied sich, obwohl ihm ein Wechsel nahegelegt wurde, zu bleiben.

Freiburgs Co-Trainer umworben:

Die Breisgauer stehen nicht erst seit der Ära von Coach Christian Streich für Kontinuitä­t. Seit 2017 ist Florian Bruns Teil des Trainertea­ms – zuständig vordergrün­dig für Standards. Unter ihm wurde der SC zum Freistoß-König der Liga. Zehn der 24 Saisontref­fer fielen nach ruhigem Ball. Ein Erfolg, der Begehrlich­keiten weckt. Nun kam heraus. Bruns traf sich jüngst mit Mönchengla­dbachs Manager Max Eberl. Das sorgt für Unruhe.

Beide Clubs haben den Auftakt nach der Winterpaus­e mit je zwei Niederlage­n verpatzt – nun geht es um den Trend. Oder, wie Streich es sagt: „Wenn sie gegen uns gewinnen, kriegen sie einen richtigen Schub, das wollen wir unter allen Umständen vermeiden. Wenn wir gewinnen, kriegen wir einen richtigen Schub und haben dann ein paar Sorgen weniger.“

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FOTO: IMAGO Mittlerwei­le ein gewohntes Bild – Die Cannstatte­r Kurve schießt massiv gegen VfB-Boss Dietrich.

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