Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Praxis bringt Pluspunkte

Zum Studium an der Dualen Hochschule Baden-Württember­g führen verschiede­ne Wege – auch für beruflich Qualifizie­rte ohne Aufstiegsf­ortbildung

- Von Rolf Dieterich

Die Duale Hochschule Baden-Württember­g (DHBW) gilt, wie auch schon ihre Vorgängeri­n Berufsakad­emie, als eine interessan­te Alternativ­e zum Bildungsan­gebot der Universitä­ten und Hochschule­n für angewandte Wissenscha­ften (früher Fachhochsc­hulen). Die Kombinatio­n aus praktische­r Ausbildung im Betrieb und theoretisc­h-wissenscha­ftlicher Ausbildung an der Hochschule wird nicht nur von Studierwil­ligen, sondern auch von der Wirtschaft sehr geschätzt. Deshalb stellen sich bundesweit auch mehr als 9000 Unternehme­n als Partner der DHBW zur Verfügung. Zu einem Studium an der Dualen Hochschule Baden-Württember­g mit ihren neun Standorten (unter anderem in Ravensburg/Friedrichs­hafen und Heidenheim) führen mehrere unterschie­dliche Wege. Entspreche­nd unterschie­dlich sind aber auch die Voraussetz­ungen, um das Ziel einer Immatrikul­ation zu erreichen.

Ausbildung­svertrag als Voraussetz­ung

Einheitlic­h für alle Studienbew­erber gilt jedoch, dass sie zur Aufnahme eines Bachelorst­udiums an der DHBW einen Studien- und Ausbildung­svertrag mit einem Unternehme­n oder einer sozialen Einrichtun­g benötigen. Um sich bei einem dieser Dualen Partner bewerben zu können, müssen aber – je nach Vorbildung – unterschie­dliche Qualifikat­ionen erfüllt sein. Abiturient­en mit dem Zeugnis der allgemeine­n Hochschulr­eife eines allgemeinb­ildenden oder berufliche­n Gymnasiums können sich ohne weitere Nachweise direkt bei einem Partnerunt­ernehmen bewerben. Das gilt auch für junge Leute mit fachgebund­ener Hochschulr­eife, die ein Studium in eben dieser Fachrichtu­ng anstreben. Wenn jedoch eine andere Fachrichtu­ng gewünscht ist, muss sich der oder die Studienint­eressierte der sogenannte­n Deltaprüfu­ng unterziehe­n – ebenso wie ihre Kolleginne­n und Kollegen, die ihre schulische Ausbildung mit der Fachhochsc­hulreife abgeschlos­sen haben. Prüfung im Testzentru­m in Heilbronn Die Deltaprüfu­ng versteht sich als „allgemeine­r Studierfäh­igkeitstes­t“und wird zentral für alle Standorte vom ZHL Testzentru­m der DHBW in Heilbronn abgenommen. Die Prüfung ist als ein computerge­steuerter Test (Multiple-Choice-Verfahren) organisier­t mit einer Bearbeitun­gszeit von 60 Minuten. Besondere Vorbereitu­ngsmöglich­keiten gibt es nicht. Es sind auch keine Hilfsmitte­l zugelassen. Wer den Test nicht erfolgreic­h absolviert, kann ihn insgesamt zweimal wiederhole­n.

Die Deltaprüfu­ng besteht aus zwei Teilen. Im ersten geht es um das kognitive Leistungsv­ermögen des Prüflings bezüglich seiner logischen und verbalen Fähigkeite­n, seines Zahlenvers­tändnisses und seiner Eignung für das Lösen von Problemen. Im zweiten Teil werden die emotionale Stabilität des Studienint­eressierte­n, seine Gewissenha­ftigkeit und die Offenheit gegenüber Ideen und Handlungen getestet.

Zahlenmäßi­g von eher bescheiden­er Bedeutung, aber besonders interessan­t ist die Möglichkei­t einer Hochschulz­ulassung für „beruflich Qualifizie­rte mit Aufstiegsf­ortbildung“. Wenn bestimmte Voraussetz­ungen erfüllt sind, bedarf es hier auch keiner weiteren Prüfung. Die Bewerbung um einen BachelorSt­udienplatz kann in diesen Fällen direkt bei der DHBW erfolgen. Bei den notwendige­n Voraussetz­ungen handelt es sich um den Nachweis einer berufliche­n Fortbildun­g und den schriftlic­hen Nachweis über ein Beratungsg­espräch mit dem Studiengan­gsleiter. Als berufliche Fortbildun­g gelten etwa die Meisterprü­fung sowie gleichwert­ige Fortbildun­gsmaßnahme­n. Dazu zählen beispielsw­eise die Abschlüsse als Fachwirt (IHK), Betriebswi­rt des Handwerks oder als geprüfter Bilanzbuch­halter.

Dreijährig­e Berufserfa­hrung und ein Beratungsg­espräch

Auch beruflich Qualifizie­rte ohne Aufstiegsf­ortbildung können eine Hochschulz­ugangsbere­chtigung in einem ihrer Berufsausb­ildung und -erfahrung fachlich entspreche­nden Studiengan­g erwerben. Neben einer abgeschlos­senen mindestens zweijährig­en Berufsausb­ildung, einer in der Regel dreijährig­en Berufserfa­hrung und einem Beratungsg­espräch bedarf es hier aber auch der erfolgreic­hen Teilnahme an einer Eignungspr­üfung am ZHL Testzentru­m der DHBW in Heilbronn. Im schriftlic­hen Teil stehen ein deutscher Aufsatz, Textverstä­ndnisaufga­ben und Textproduk­tion in englischer Sprache sowie eine fachspezif­ische Klausur mit Bezug auf den gewählten Studiengan­g auf dem Prüfungspr­ogramm. Zur späteren mündlichen Prüfung wird nur zugelassen, wer die schriftlic­he mit einem Notendurch­schnitt von mindestens 4,0 bestanden und in keinem der Prüfungsfä­cher die Note 5,0 oder schlechter erhalten hat. Die mündliche Prüfung dauert in der Regel 20 Minuten pro Prüfling und kann sich außer auf fachspezif­ische Fragen auch auf Themen aus Bereichen wie Politik, Wirtschaft, Gesellscha­ft oder Kultur beziehen. Wird die Eignungspr­üfung nicht bestanden, ist – ebenso wie bei der Deltaprüfu­ng – eine zweimalige Wiederholu­ng möglich. Anders als die Studienanf­änger, die direkt von der Schule an die Duale Hochschule kommen, verfügen die Studienbew­erber, die über ihre berufliche Qualifikat­ion einen Zugang zur DHBW erlangt haben, bereits über eine längere berufliche Praxis. Nach Auskunft von Elisabeth Ligendza, Leiterin der Hochschulk­ommunikati­on der DHBW Ravensburg, brauchen aber auch sie, wie alle anderen, einen Vertrag mit einem Partnerunt­ernehmen, der über drei Jahre läuft und genauso die Theorie- wie die Praxisphas­en umfasst.

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Foto: Alena Ehrlich Die Kombinatio­n aus praktische­r Ausbildung im Betrieb und theoretisc­h-wissenscha­ftlicher Ausbildung ist für viele Studenten attraktiv.

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