Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Praxis bringt Pluspunkte
Zum Studium an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg führen verschiedene Wege – auch für beruflich Qualifizierte ohne Aufstiegsfortbildung
Die Duale Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) gilt, wie auch schon ihre Vorgängerin Berufsakademie, als eine interessante Alternative zum Bildungsangebot der Universitäten und Hochschulen für angewandte Wissenschaften (früher Fachhochschulen). Die Kombination aus praktischer Ausbildung im Betrieb und theoretisch-wissenschaftlicher Ausbildung an der Hochschule wird nicht nur von Studierwilligen, sondern auch von der Wirtschaft sehr geschätzt. Deshalb stellen sich bundesweit auch mehr als 9000 Unternehmen als Partner der DHBW zur Verfügung. Zu einem Studium an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg mit ihren neun Standorten (unter anderem in Ravensburg/Friedrichshafen und Heidenheim) führen mehrere unterschiedliche Wege. Entsprechend unterschiedlich sind aber auch die Voraussetzungen, um das Ziel einer Immatrikulation zu erreichen.
Ausbildungsvertrag als Voraussetzung
Einheitlich für alle Studienbewerber gilt jedoch, dass sie zur Aufnahme eines Bachelorstudiums an der DHBW einen Studien- und Ausbildungsvertrag mit einem Unternehmen oder einer sozialen Einrichtung benötigen. Um sich bei einem dieser Dualen Partner bewerben zu können, müssen aber – je nach Vorbildung – unterschiedliche Qualifikationen erfüllt sein. Abiturienten mit dem Zeugnis der allgemeinen Hochschulreife eines allgemeinbildenden oder beruflichen Gymnasiums können sich ohne weitere Nachweise direkt bei einem Partnerunternehmen bewerben. Das gilt auch für junge Leute mit fachgebundener Hochschulreife, die ein Studium in eben dieser Fachrichtung anstreben. Wenn jedoch eine andere Fachrichtung gewünscht ist, muss sich der oder die Studieninteressierte der sogenannten Deltaprüfung unterziehen – ebenso wie ihre Kolleginnen und Kollegen, die ihre schulische Ausbildung mit der Fachhochschulreife abgeschlossen haben. Prüfung im Testzentrum in Heilbronn Die Deltaprüfung versteht sich als „allgemeiner Studierfähigkeitstest“und wird zentral für alle Standorte vom ZHL Testzentrum der DHBW in Heilbronn abgenommen. Die Prüfung ist als ein computergesteuerter Test (Multiple-Choice-Verfahren) organisiert mit einer Bearbeitungszeit von 60 Minuten. Besondere Vorbereitungsmöglichkeiten gibt es nicht. Es sind auch keine Hilfsmittel zugelassen. Wer den Test nicht erfolgreich absolviert, kann ihn insgesamt zweimal wiederholen.
Die Deltaprüfung besteht aus zwei Teilen. Im ersten geht es um das kognitive Leistungsvermögen des Prüflings bezüglich seiner logischen und verbalen Fähigkeiten, seines Zahlenverständnisses und seiner Eignung für das Lösen von Problemen. Im zweiten Teil werden die emotionale Stabilität des Studieninteressierten, seine Gewissenhaftigkeit und die Offenheit gegenüber Ideen und Handlungen getestet.
Zahlenmäßig von eher bescheidener Bedeutung, aber besonders interessant ist die Möglichkeit einer Hochschulzulassung für „beruflich Qualifizierte mit Aufstiegsfortbildung“. Wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind, bedarf es hier auch keiner weiteren Prüfung. Die Bewerbung um einen BachelorStudienplatz kann in diesen Fällen direkt bei der DHBW erfolgen. Bei den notwendigen Voraussetzungen handelt es sich um den Nachweis einer beruflichen Fortbildung und den schriftlichen Nachweis über ein Beratungsgespräch mit dem Studiengangsleiter. Als berufliche Fortbildung gelten etwa die Meisterprüfung sowie gleichwertige Fortbildungsmaßnahmen. Dazu zählen beispielsweise die Abschlüsse als Fachwirt (IHK), Betriebswirt des Handwerks oder als geprüfter Bilanzbuchhalter.
Dreijährige Berufserfahrung und ein Beratungsgespräch
Auch beruflich Qualifizierte ohne Aufstiegsfortbildung können eine Hochschulzugangsberechtigung in einem ihrer Berufsausbildung und -erfahrung fachlich entsprechenden Studiengang erwerben. Neben einer abgeschlossenen mindestens zweijährigen Berufsausbildung, einer in der Regel dreijährigen Berufserfahrung und einem Beratungsgespräch bedarf es hier aber auch der erfolgreichen Teilnahme an einer Eignungsprüfung am ZHL Testzentrum der DHBW in Heilbronn. Im schriftlichen Teil stehen ein deutscher Aufsatz, Textverständnisaufgaben und Textproduktion in englischer Sprache sowie eine fachspezifische Klausur mit Bezug auf den gewählten Studiengang auf dem Prüfungsprogramm. Zur späteren mündlichen Prüfung wird nur zugelassen, wer die schriftliche mit einem Notendurchschnitt von mindestens 4,0 bestanden und in keinem der Prüfungsfächer die Note 5,0 oder schlechter erhalten hat. Die mündliche Prüfung dauert in der Regel 20 Minuten pro Prüfling und kann sich außer auf fachspezifische Fragen auch auf Themen aus Bereichen wie Politik, Wirtschaft, Gesellschaft oder Kultur beziehen. Wird die Eignungsprüfung nicht bestanden, ist – ebenso wie bei der Deltaprüfung – eine zweimalige Wiederholung möglich. Anders als die Studienanfänger, die direkt von der Schule an die Duale Hochschule kommen, verfügen die Studienbewerber, die über ihre berufliche Qualifikation einen Zugang zur DHBW erlangt haben, bereits über eine längere berufliche Praxis. Nach Auskunft von Elisabeth Ligendza, Leiterin der Hochschulkommunikation der DHBW Ravensburg, brauchen aber auch sie, wie alle anderen, einen Vertrag mit einem Partnerunternehmen, der über drei Jahre läuft und genauso die Theorie- wie die Praxisphasen umfasst.