Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Gemeinderat verlässt Fraktion
SPD-Mann Sebastian Hanser kandidiert im Mai für die Freien Wähler.
MECKENBEUREN - Selten kommt es vor, dass ein Gemeinderat von einer Fraktion zu einer anderen wechselt. Im Meckenbeurer Gremium war dies am Mittwoch der Fall. Sebastian Hanser sitzt nicht mehr für die SPD, sondern für die Freien Wähler im Rat. Wie es dazu kam, das hat ihn SZRedakteur Roland Weiß gefragt.
Herr Hanser, welche Gründe stehen hinter Ihrem Wechsel?
Seit der letzten Gemeinderatswahlen sind fast fünf Jahre vergangen, in denen ich mich beruflich als auch persönlich stark weiterentwickelt habe. Innerhalb dieser Zeit habe ich mich im Gemeinderat eingelebt, mein Studium erfolgreich abgeschlossen und hatte die Chance, meinen persönlichen „Werkzeugkasten“mit vielen hilfreichen Tools wie beispielsweise neuen Praktiken, Methoden sowie neuen Sicht- und Vorgehensweisen zu füllen. Dies hat mich dazu bewegt, auch im Gemeinderat eine Weiterentwicklung anzustreben, welches sich nun in der Form eines Fraktionswechsels darstellt.
Was ist bei den Freien Wählern anders oder besser als bei der SPD?
Zu allererst möchte ich in diesem Zusammenhang die Dankbarkeit gegenüber Ingrid Sauter aussprechen. Sie war der Grund dafür, dass ich vor fünf Jahren überhaupt auf die Liste der SPD aufgenommen und dadurch in den Gemeinderat gewählt wurde. Im Laufe meiner Legislaturperiode, besonders in den letzten Monaten, haben sich jedoch vermehrt Sympathien mit den Freien Wählern entwickelt, welche mich neugierig gemacht haben. Ein Grund dieser Sympathien ist die parteiliche Unabhängigkeit zur „großen Politik“. Selbstverständlich müssen gewisse Regularien, Quoten oder Vorgaben eingehalten werden. Unabhängig hiervon beschreibt jedoch schon die Betitelung „Gemeinderat“bereits einen Rat für die Anliegen der Gemeinde. Demnach sollte meiner Ansicht nach auch der Fokus gesamtheitlich auf die Gemeinde sowie de- ren Bürgerinnen und Bürgern gerichtet sein.
Ferner verspüre ich in den Reihen der Freien Wähler eine enorme Offenheit gegenüber alternativen Lösungswegen, den Einsatz neuer Technologien sowie ein Feuer, neue Projekte anzustoßen und diese mit fokussiert geführten Diskussionen zeitnahe zu realisieren. Weiter möchte ich die Kommunalpolitik dazu bewegen, sich auf den Kern des Problems zu konzentrieren, Nebendiskussionen zu reduzieren, Themen effektiver und vor allem effizienter zu gestalten und einen Spielraum für konstruktives Querdenken zu ermöglichen. Aus diesen Gründen bin ich der Meinung, dass meine Art als auch meine Persönlichkeit mittlerweile besser in die Reihen der Freien Wählern passt. Zumindest fühlt es sich für mich richtiger an.
Wann haben Sie sich dazu entschlossen, und warum wechseln Sie zum jetzigen Zeitpunkt?
Wie bereits erwähnt, haben sich während der vergangenen Monate gewisse Sympathien entwickelt, welche mich veranlasst haben, die öffentlichen Veranstaltungen der Freien Wähler zu besuchen, um einen tieferen Einblick in die Fraktion zu erhalten. Diese Eindrücke führten vor etwa acht Wochen schließlich dazu, dass meine Gedanken konkreter wurden und ich diese sowohl der eigenen als auch der neuen Fraktion mitgeteilt habe.
Warum ich zum jetzigen Zeitpunkt den Wechsel anstrebe, ist ganz einfach zu beantworten. Die Fraktionen beginnen bereits mit den Wahlkampfvorbereitungen für die kommende Kommunalwahl am 26. Mai 2019. In diesem Zusammenhang werde ich zukünftig auf den Flyern der Freien Wählern zu sehen sein und möchte aus diesem Grund einer eventuellen Verwirrung der Bürgerinnen und Bürgern vorbeugen. Der jetzige Wechsel soll zudem die Öffentlichkeit darüber informieren, dass ich zukünftig meinen Beitrag zum Gemeindewohl in den Reihen der Freien Wählern leisten möchte.
Welche Reaktionen haben Sie bei jenen erfahren, die um den Wechsel wissen?
Allgemein würde ich alle Reaktionen als neutral beschreiben. Da ich mit dieser Thematik offen umgehe und jedem gerne meine Beweggründe erläutere, bin ich bisher auf keinerlei unangenehme Situation gestoßen. Selbst innerhalb meiner ehemaligen Fraktion wurde der anstehende Wechsel offen angesprochen und stieß auch hier auf absolutes Verständnis.
Einzig und alleine der SPD Ortsverein Meckenbeuren scheint mir meine Entscheidung ein wenig krumm zu nehmen.