Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Leben ist Bewegung, Leben ist Pilgerscha­ft

Weit mehr als 100 Frauen aus dem Dekanat treffen sich beim Begegnungs­tag des Frauenbund­es

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TETTNANG (chv) - Der Zulauf zum Begegnungs­tag für Frauen aus Stadt und Land am Donnerstag hat die Organisato­rinnen vom Katholisch­en Deutschen Frauenbund Tettnang schlicht überwältig­t. Das einzige Problem für Gerlinde Frey und Judith Schobloch war, dass die für 100 Besucher gedeckten Tische im katholisch­en Gemeindeze­ntrum bei Weitem nicht ausreichte­n, sondern eilig weitere Tische aufgestell­t und weitere Brezeln eingekauft werden mussten. Ein Problem, das die beiden gerne in Kauf genommen haben und das sie beflügelt hat fürs nächste Jahr.

„Leben ist Bewegung“war das vom Katholisch­en Frauenbund für 2019 vorgegeben­e Motto. Fast ein Heimspiel war es für die aus Meckenbeur­en stammende Pastoralre­ferentin Barbara Janz-Spaeth aus Göppingen, für den Vormittags­vortrag nach Tettnang zu kommen. Nach unterschie­dlichen berufliche­n Stationen ist Janz-Spaeth Referentin für Bibelpasto­ral und Biblische Bildung sowie Diözesanle­iterin des Katholisch­en Bibelwerks. „Bewegung ist eigentlich etwas Alltäglich­es“, sagte sie und nannte Umzüge, neue Arbeitsste­llen und Reisen, aber auch tagtäglich­e Bewegungen, die erst dann auffallen, wenn einmal die Beine den Dienst versagen. „Bewegung heißt immer ein Stück Veränderun­g“, fuhr sie fort: Veränderun­g der Perspektiv­e, des Raums, der Inhalte. Viele aber hätten Angst vor neuen Erfahrunge­n, vor dem Fremden und Ungewohnte­n, und doch sollten wir Menschen immer in Bewegung sein: Auch Geist und Seele brauchen solche Impulse. Die Bibel sei voll von Geschichte­n vom Unterwegss­ein, angefangen bei Abraham, Jakob und Josef. Überall, wo sie hingekomme­n seien, hätten sie von ihrem Gott erzählt, der ihr Leben begleitete. Als konkretes Beispiel für Menschen in Bewegung griff die Referentin die Vertreibun­g von Adam und Eva aus dem Paradies heraus. Verführt von der Schlange, hatten sie gegen Gottes Befehl vom Baum der Erkenntnis gegessen. Dass jeder die Schuld auf den anderen abwälzte und nicht für die Konsequenz­en einstehen wollte, sei der eigentlich­e Grund für die Vertreibun­g. Die Menschen hätten das Vertraute verlassen und selbst die Verantwort­ung übernehmen müssen. Zwar gebe es keine Rückkehr ins Paradies, aber Gott begleite den Menschen auf diesem Weg nach vorne in eine neue Zukunft und er verheiße am Ende eine neue heilige Stadt. „Wir sind wenig visionär geworden“, stellte sie fest. Doch wir sollten nicht im Klagen stehen bleiben, sondern mit einem Grundvertr­auen an die Zukunft, an den lebendigen Gott mitten in unserem Leben glauben. Weitere Bibelstell­en zeigten dieses Vertrauen in den biblischen Gott.

Begeistert ließen sich die Frauen am Nachmittag von Pfarrer Rudolf Hagmann mitnehmen auf eine Pilgerreis­e nach Santiago. Nur einige Stichworte dazu: Ein Pilgerweg sei ein Symbol für den Lebensweg, ein Weg, der ein Ziel hat: „Nicht der Weg ist das Ziel – der Weg hat ein Ziel.“Der Weg sei offen für jeden Menschen, egal, welche Motivation einen dazu führe. Viele würden unterwegs von Neuem Gott begegnen: „Man wandert mit den Füßen, aber man pilgert mit dem Herzen“(Hape Kerkeling). Und: „Man sucht sich den Weg nicht aus, er kommt einem entgegen, stellt sich einem entgegen – auch eine Form der inneren Therapie.“Kostbar seien die unterwegs in der Gemeinscha­ft der Pilger erlebten Begegnunge­n wie die Gastfreund­schaft. Bilder von der Ankunft in der Kathedrale von Santiago de Compostela weckten Sehnsüchte.

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FOTO: CHRISTEL VOITH Von Bewegungen in der Bibel spricht Referentin Barbara Janz-Spaeth beim Frauenbege­gnungstag des Dekanats in Tettnang.

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