Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Hochfasnet beginnt bei sommerlichen Temperaturen
Das Stellen des Narrenbaums gelingt dank Generalprobe ohne größere Zwischenfälle – Zunftmeister feiert Geburtstag
TETTNANG - Ausnahmezustand herrscht in Tettnang, als die Narren am Donnerstag zuerst die Schüler befreien und dann auch die Macht übernehmen. Worauf viele Tettnanger seit einem Jahr hingefiebert haben, ist bei blauem Himmel über die Bühne gegangen.
Um 14.20 Uhr, nach nur 20 Minuten, ist bereits alles vorbei. (Ex-)Bürgermeister Bruno Walter verkündet vor der versammelten Narrenschaft den Verzicht auf sein Amt und gibt den Narren freie Hand. Freilich nicht ganz freiwillig. Zunächst zeigt er sich noch stoisch, als dann aber dutzende Narren aus dem Schloss auf das Rathaus zustürmen, hat Walter das Einsehen und schwenkt die weiße Fahne. Gefesselt muss er schließlich das Rathaus verlassen. Beim Verlesen einer natürlich vorgegebenen Erklärung überlegt Walter dann kurz laut, ob er im nächsten Leben nicht lieber Zunftmeister statt Bürgermeister werden sollte.
Am Bärenplatz gelingt dann kurz darauf auch der Aufbau des Narrenbaums – fast ohne Schwierigkeiten, lediglich muss die perfekte Startpostion für den noch liegenden Hopfennarren mehrmals gesucht werden. Zunftmeister Michael Pfau ist zufrieden. Die Menschen feiern, sind fröhlich und kostümiert. Und: Pfau hat Geburtstag. Etliche Male wird ihm an diesem Tag gratuliert und gesungen. Michael Pfau ist seit sieben Jahren Zunftrat und hat schon an allen weiteren Fasnetstagen Geburtstag gehabt. „Der Gumpige hat mir tatsächlich noch gefehlt“, sagt er. Gleichzeitig sei dieser Tag etwas ganz besonderes. „Am Gumpigen sind alle auf der Straße und da kommt die Fasnet ja schließlich her“, sagt er. Und eine Runde müsse er zwar wegen des Geburtstags durchaus schmeißen – „aber nicht für ganz Tettnang“, sagt er und lacht. Den ganzen Tag über ziehen verkleidete Gruppen durch die Stadt oder versuchen beim Narrenkappenwettschlenzen ihr Glück.
Rund 1000 Menschen waren am Vormittag bei der Schülerbefreiung auf den Beinen und tummelten sich vor dem Rathaus – auch wegen der Süßigkeiten die durch die Fenster herunterregneten. Auf dem Bärenplatz wurde dann schließlich auch die Gruppe mit dem schönsten Kostüm prämiert. Die Löwen der Lerngruppe zwei der Manzenbergschule, die Mäuse der Uhlandschule sowie die Superhelden der Schillerschule konnten mit ihren Aufführungen und Kostümen überzeugen. Bürgermeister Bruno Walter musste außerdem mit einem Bauchladen versuchen, kleine Holzklötzchen an einer Kordel zu verkaufen, nämlich „Bürgermeister zum Selberschnitzen“. „Ich kaufe 22 Stück und schnitze mir einen Gemeinderat,“sagte Walter.
Weitere Eindrücke vom Gumpigen Donnerstag in Tettnang finden Sie onliner unter www.schwäbische.de/ tt-gumpiger-19