Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Narren erobern Meckenbeurer Rathaus
Zirkusdirektorin Elisabeth Kugel beim Rathaussturm entmachtet
MECKENBEUREN - Widerstand zwecklos! Gegen solch eine geballte Narrenmacht hatte Meckenbeurens Bürgermeisterin Elisabeth Kugel keine Chance. Seit Donnerstagmorgen haben die drei Meckenbeurer Zünfte das Sagen in der Schussengemeinde. Pünktlich um elf Uhr stürmten Schussenbole, Hangenweible und Brochenzeller Masken, angeführt vom Fanfarenzug Brochenzell, das rote Rathaus und schickten Bürgermeisterin
Kugel in den wohlverdienten Zwangsurlaub.
Das Motto „Zirkus“wurde im Rathaus von den Mitarbeitern der Gemeinde in entsprechend fantasievollen Kostümen umgesetzt. Jede Menge bunte Clowns, Zebras, Affen, Tiger und Pferde tanzten zu fetziger Musik durch die Rathausflure. Gemeinderätin Teresa Lorusso vollführte als Dompteuse mit ihren beiden Dressurpferdchen Anette Kramer und Anita Scheibitz interessante Kunststücke, für die es reichlich Leckerlies gab.
Patrick Gohl versuchte sich in Anlehnung an Baron von Münchhausen als „fliegende menschliche Kanonenkugel“, was ihm auch fast gelang. Für ausreichend Pausenverpflegung sorgten Ursula Brunger-Martin und Axel Beutner mit ihren Bauchläden, vollgespickt mit Popcorn, Gummibärchen und Hochprozentigem.
„Wenn hier einer einen Bauchladen tragen kann, dann bin ich das,“sagte Beutner mit Blick auf die sanfte Rundung unter seinem weißen Hemd. Mitten im Gewusel harrte Bürgermeisterin Kugel verkleidet als Zirkusdirektorin der Narren, die da kommen sollten, um sie zu entmachten. „Ich bin gespannt, was mich erwartet, was sie sich haben
„Kennt ma, um die Umgehung zu refinanziere und Ihre a bisserle zu hofiere, dann so 20 Blitzgerät an die Umgehung stelle, I dät se dann alte Kugel-Blitz-Allee nenne welle.“Zunftmeister Michael Dreher zu Bürgermeisterin Elisabeth Kugel
einfallen lassen“, sagte die (noch) amtierende Bürgermeisterin. Doch auch sie war kreativ und begrüßte die närrischen Gäste mit einem kurzweiligen Mundartgedicht, in dem sie aktuelle Themen wie Geißbockumzug und Breitbandausbau auf amüsante Weise miteingeflochten hatte: „Ihr sehet also mol wieder, bei uns im Rathaus lauft nix nieder. Mit Hochtoure sind mir am Lebe dran und saget it ständig, jo irgendwann“, sagte Kugel.
Mit einer überaus interessanten Idee zur Finanzierung der B 30-Umfahrung konnte HangenweibleZunftmeister Michael Dreher, der in diesem Jahr turnusmäßig mit der Entmachtung an der Reihe war, aufwarten. „Kennt ma, um die Umgehung zu refinanziere und Ihre (Kugel) a bisserle zu hofiere, dann so 20 Blitzgerät an die Umgehung stelle, I dät se dann alte Kugel-Blitz-Allee nenne welle“, schlug Dreher vor und erntete dafür reichlich Lacher. Die Hoffnung stirbt zuletzt, dachte sich Brochenzells Zunftmeister Ralf Müller und überreichte Elisabeth Kugel den Grundstein für den „Narrenschopf NZ Brochenzell 2019“, wünschen sich doch die Brochenzeller seit Jahren eine eigene Zunftstube.
Fotos vom Rathaussturm gibt es online unter: www.schwäbische.de/fasnetmecka