Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Räte wollen keine höheren Gebühren
Mehrheit will Parken auf dem Lindauer Therese-von-Bayern-Platz
LINDAU - Möglichst viele Autos sollen auf der Insel parken. Am Stadtrand sollen Autos nur parken, wenn dafür keine Wiese weichen muss. Mehr kosten soll das Parken nicht. So lauten die Beschlüsse des Stadtrates zum Parken auf und vor der Insel ab Herbst.
Etwa zweieinhalb Stunden lang haben Stadträte und Verwaltung überlegt, wo die Autos stehen sollen, wenn der Seeparkplatz mit Beginn der Bauarbeiten für die Gartenschau in gut einem halben Jahr Stück für Stück wegfallen. Zielmarke sind dabei die 1700 Stellplätze, die laut Parkraumkonzept für die Insel unbedingt nötig sind und die der Stadtrat im Sommer 2017 beschlossen hat. Da auf der Hinteren Insel zunächst noch sehr viele Stellplätze bleiben, reichen kleinere Ersatzflächen.
Wenn der Seeparkplatz in gut einem Jahr komplett wegfällt, soll die Blauwiese als Ersatz dienen. Deshalb richtet die Stadt einen Shuttlebus ein, der zwischen 9 und 22 Uhr im Viertelstundentakt zwischen Blauwiese und Heidenmauer fährt. Als Fahrkarte gelten die Parktickets, die es für fünf Euro pro Tag gibt oder die Jobtickets derjenigen, die auf der Insel arbeiten. Außerdem will die Stadt auf der Blauwiese einen überdachten Fahrradständer errichten, damit Interessierte dort auch ihr Auto abstellen und mit dem Rad weiterfahren können.
Problematisch wird es, wenn in anderthalb Jahren der Karl-BeverPlatz nicht mehr als Parkplatz zur Verfügung steht, weil dann die Bauarbeiten für ein Parkhaus beginnen sollen. Auch wenn es noch keinen Beschluss gibt, geht die Verwaltung gemäß Absichtserklärung der Ratsmehrheit davon aus, dass das Parkhaus 700 Stellplätze haben wird. Nach wie vor sei Chef-Stadtplaner Kay Koschka überzeugt, das Gebäude bis zur Gartenschau fertigstellen zu können, sagte Tanja Bohnert als Chefin des Regiebetriebs Parken in Vertretung ihres Kollegen.
Als Ersatz hatte die Verwaltung die Wiese zwischen Friedhof und Denkfabrik geplant. Dort sollten 400 Autos parken sowie Reisebusse und Wohnmobile. Im Winter sollte dort Platz sein für den abzulagernden Schnee. Die Mehrheit der Stadträte will auf der Wiese allerdings überhaupt keinen Parkplatz. Sie zweifeln, dass die Stadt die Wiese hinterher ökologisch aufwerten könnte und würde. Außerdem seien die Kosten in Höhe von mehr als 1,1 Millionen Euro zu hoch.
Lieber sollen mehr Autos direkt auf der Insel parken. Auf Antrag von Alexander Kiss (BL) forderten die Räte mehrheitlich die Verwaltung auf zu prüfen, ob und unter welchen Bedingungen und Kosten der Therese-von-Bayern-Platz zwischen Inselhalle und Parkhaus für zwei bis drei Jahre als Parkplatz dienen könnte. Die Fläche sei sowieso versiegelt und nach Meinung der meisten Lindauer so hässlich, dass Autos darauf nicht schaden würden, sagte Kiss.
Andere Grundstücke sind nicht im Eigentum der Stadt
Einige Räte schlugen weitere Flächen vor, wie das frühere CofelyGrundstück, die Bahnflächen zwischen Schienen und Ladestraße, den Thermen-Parkplatz, das GTL-Gelände oder das frühere Lehrgut Priel. Die Verwaltung habe die ein oder andere Fläche schon geprüft, aber in jedem Fall sei zweifelhaft, ob die Grundstücke zum benötigten Zeitpunkt für die Dauer von mindestens zwei Jahren zur Verfügung stehen, erklärten Bohnert und GTL-Werkleiter Kai Kattau.
Außer den Bunten fand sich während der Diskussion niemand, der sich für höhere Parkgebühren auf der Insel aussprach, die Autofahrern einen Anreiz bieten sollen, das Auto außerhalb abzustellen. Darüber wollen die Räte erst nachdenken, wenn das Parkhaus am Beverplatz fertig ist. Aber vorher das Parkangebot zu verschlechtern, aber die Gebühren zu erhöhen, das passe nicht. OB Gerhard Ecker zog den Vorschlag deshalb zurück. Einig waren sich die Räte, dass Lindau die Anreise mit dem Zug zur Gartenschau bewerben soll und möglicherweise Anreize wie verbilligten Eintrittspreis bieten soll, damit möglichst viele Gäste umweltfreundlich anreisen. Die Erfahrung anderer Gartenschauen zeige aber, so berichtete OB Ecker, dass trotz solcher Angebote neun von zehn Gartenschau-Besuchern mit dem Auto kommen.
Ausarbeiten müssen Verwaltung und Stadtrat noch, wo bevorzugt Inselbewohner und Beschäftigte parken sollen, die keinen eigenen Parkplatz haben. Aber es soll im Bereich der Altstadt auch ausreichend Kurzzeitparkplätze für Patienten und Kunden der dort ansässigen Ärzte und Geschäfte geben. Andernfalls, so fürchten einige Räte, drohe ein Umzug weiterer Praxen, Geschäfte und Büros aufs Festland.