Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Ein unerwartetes Treffen
Ehingen Steeples spielen vor den Augen von Kanzlerin Angela Merkel in Chemnitz
EHINGEN - Die Zweitliga-Basketballer der Ehingen Steeples haben am Sonntagabend bei Spitzenreiter Chemnitz verloren – dass ihnen die Partie noch lange in Erinnerung bleiben wird, lag aber nicht am Ergebnis, sondern an prominenten Zuschauern. Hinter einem der Körbe verfolgte Kanzlerin Angela Merkel das Spiel, begleitet von Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer und der Chemnitzer Oberbürgermeisterin Barbara Ludwig.
Die Steeples aus Ehingen erfuhren erst nach Eintreffen in der Richard-Hartmann-Halle in Chemnitz von dem hohen Besuch. Bei der Anfahrt zur Halle hatten sie sich noch über die große Polizeipräsenz gewundert. Nach Worten von SteeplesPressesprecher Johannes Hübner standen an einer Kreuzung an allen Zufahrtsstraßen Polizeiwagen. Noch mehr Beamte waren auf dem Parkplatz an der Halle versammelt. Die Gäste aus Württemberg dachten zunächst an eine Demonstration, an ein Fußballspiel und gewalttätige Fans. „Es war schon ein komisches Gefühl“, sagte Steeples-Trainer Domenik Reinboth.
In der Halle wurde Reinboth über das bis dahin geheim gehaltene Erscheinen der Kanzlerin informiert. Dass diese sich das Zweitliga-Spiel anschaute, ging auf ihren Besuch im November in Chemnitz zurück. Nach der tödlichen Messerattacke auf einen Deutsch-Kubaner war die sächsische Stadt im Herbst aufgewühlt; Merkel fuhr hin und kam auch zu den Basketballern der Niners. Weil deren ProA-Team an jenem Tag zu einem Auswärtsspiel unterwegs war, traf sie Nachwuchstalente unterschiedlicher Herkunft. Damals luden Vereinsverantwortliche die Kanzlerin zu einem ProA-Spiel der Niners ein – wenige Monate später kam sie der Einladung nach.
Einen „glücklichen Zufall“nannte Ehingens Johannes Hübner das Zusammentreffen. Das Team wollte die seltene Gelegenheit nicht ungenutzt verstreichen lassen und die Halle ohne Erinnerungsfoto mit der Kanzlerin verlassen. Unmittelbar nach Ende der Partie „habe ich zu Tim (Tim Hasbargen, Spieler des Teams Ehingen Urspring; Anm. d. Red.) gesagt, dass das eine einmalige Chance ist“, sagte Hübner. Beide gingen die paar Meter zu Merkels Platz, stellten sich vor und baten um ein Gruppenbild mit der Mannschaft. Die Kanzlerin musste sie für den Moment vertrösten, doch später klopfte es an der Tür zur Umkleidekabine der Steeples. Merkel war bereit für ein Foto, das in den Katakomben der Halle entstand. Man plauschte, dann war der hohe Besuch mit ihren Bodyguards wieder weg. „Cool“fand Hübner die kurze Begegnung. „Sie war sehr nett, es wirkte überhaupt nicht aufgesetzt.“Die US-Amerikaner im Team, sofern sie es noch nicht gewusst hatten, klärte man kurz und prägnant über die Person auf, mit der sie gerade für ein Foto postierten. Hübner: „Was für Euch Trump ist, ist für uns Merkel.“