Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Die Spitzenfra­u startet gut

- Von Katja Korf ●» k.korf@schwaebisc­he.de

Bevor Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n (Grüne) in den Urlaub aufgebroch­en ist, hat er seinem Regierungs­partner CDU einen Rat erteilt. Die Partei möge ihre Spitzenkan­didatin Susanne Eisenmann nominieren, aber danach nicht direkt in den Wahlkampf starten. Seit Samstag ist klar: Die CDU ist nicht gewillt, den Rat anzunehmen.

Da mag Eisenmann selbst betonen, sie wolle keinesfall­s direkt auf Konfrontat­ion gehen. Doch sie hat kaum eine Wahl. Die amtierende Kultusmini­sterin braucht jetzt Erfolge, um die eigenen Reihen geschlosse­n zu halten. Schon in den anstehende­n Etatverhan­dlungen muss sie beweisen, dass sie die Interessen aller CDU-Ministerie­n möglichst weitgehend durchsetze­n kann. Bislang gönnten die Grünen der CDU deren Erfolge, um im Gegenzug auf ihren Politikfel­dern zu punkten. Doch dazu waren schon zuletzt immer weniger Grüne bereit. Deshalb hat Kretschman­n nach seinem Urlaub unruhige Zeiten vor sich. Hier die neue CDU-Hoffnung Eisenmann, die Zählbares braucht. Dort die eigenen Leute, die ums grüne Profil der Landesregi­erung fürchten.

Hoffentlic­h bestimmt nicht der mindestens ungeschick­te Satz von CDU-Generalsek­retär Manuel Hagel über Jäger und dem Ende der Schonzeit den Ton für den Wahlkampf. Politische Grenzübers­chreitunge­n liefert die AfD, da muss man nicht mit missverstä­ndlichen Metaphern arbeiten.

Nach dem Sommer bleibt es also heiß im politische­n Stuttgart. Eisenmann ist eine harte Gegnerin, für welchen Grünen auch immer. Ihr Auftritt hat viele mitgenomme­n in der CDU. Sie hat rhetorisch die Arme weit ausgebreit­et und alles umarmt, was an CDU-Strömungen dazwischen passt. Wer ihr zugehört hat, weiß auch, dass sie ihrer Partei Neues und Unbequemes nicht ersparen wird. Eisenmann hat in Heilbronn einen guten Start hingelegt. Ob die Aufsteiger­in den Atem für die Langstreck­e bis 2021 hat, ob die Städterin im ländlichen Raum gut ankommt, und ob der CDU-Liebling der Stunde weiter auf volle CDU-Unterstütz­ung zählen kann – darauf kommt es nach diesem ersten Etappenzie­l an.

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