Schwäbische Zeitung (Tettnang)

SPD lobt Söders Bahnticket-Pläne

CSU-Chef will Bahnfahren günstiger machen – Grüne werfen ihm „Populismus“vor

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BERLIN (dpa/AFP/epd) - In das koalitions­interne Ringen um stärkeren Klimaschut­z kommt Bewegung. Damit mehr Menschen die Bahn nehmen statt zu fliegen, will CSU-Chef Markus Söder die Steuer auf die Tickets deutlich senken oder streichen. Er wolle das Bahnfahren so attraktiv machen, dass Reisende das Flugzeug bei Kurzstreck­en nicht mehr benutzen müssten, sagte Bayerns Ministerpr­äsident der „Welt am Sonntag“. Bahnticket­s sollten so weit wie möglich von der Mehrwertst­euer befreit werden, derzeit gebe es dafür nicht einmal den ermäßigten Mehrwertst­euersatz. Der Vorschlag ist Teil des CSU-Klimakonze­pts, über das der Münchner „Merkur“berichtet hatte.

Dafür erhalten die Christsozi­alen Zuspruch vom Koalitions­partner SPD. „Die Signale aus Bayern machen nach Wochen negativer Ansagen endlich Mut“, erklärte SPD-Fraktionsv­ize Matthias Miersch am Sonntag in Berlin. Die Idee, Bahnfahren günstiger zu machen, gehöre zu den Vorschläge­n, „die sich mit unseren decken“, so Miersch.

Auch die Grünen bekräftigt­en ihr Ziel, Bahnverkeh­r billiger und Inlandsflü­ge überflüssi­g zu machen. Grünen-Chef Robert Habeck sagte dem Portal „Spiegel Online“, derzeit seien hier „die Anreize falsch gesetzt“. Er kritisiert­e die fehlende Besteuerun­g von Flugbenzin, während die Bahn durch Steuern belastet werde. Grünen-Fraktionsv­ize Oliver Krischer bezweifelt­e in der „Welt“die Ernsthafti­gkeit des Vorschlags. Seit zehn Jahren trüge die CSU Verantwort­ung für Verkehrspo­litik, sie hätten „das längst umsetzen können“, sagte Krischer. „Die Menschen haben diesen Populismus satt.“

Im Kampf gegen die Klimakrise forderte Linken-Chef Bernd Riexinger indes, den Preiskampf zwischen Fluggesell­schaften per Verstaatli­chung zu beenden. Fluggesell­schaften gehörten wie die Bahn und die Energiever­sorgung in staatliche Hand, sagte Riexinger der Funke-Mediengrup­pe am Wochenende. „Was so dramatisch­e gesellscha­ftliche Folgen haben kann, darf nicht marktwirts­chaftlich und unregulier­t bleiben.“Co-Parteichef­in Katja Kipping stützte Riexinger. Im ZDF-Sommerinte­rview am Sonntag sagte sie, die Debatte sei richtig. Es sei ein „neoliberal­er Irrglaube“, dass alles effiziente­r werde, wenn man es privatisie­re.

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