Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Der 52-Tonnen-Liebesbeweis
Stefan Rodi, ein Laupheimer Landwirt, macht seiner Freundin einen etwas anderen Hochzeitsantrag
LAUPHEIM - Knapp 52 Tonnen Stroh hat Stefan Rodi bewegt, um seiner Freundin Lisa einen Heiratsantrag zu machen. Am vergangenen Mittwochnachmittag zierte ein 135 Meter langer Schriftzug ein Feld in der Neuen Welt, einem Gewerbegebiet in Laupheim. Aus Strohballen hatte der 28-jährige Rodi den Satz „Willst du mich heiraten“gestapelt.
Als alles bereit war, rief er seine Freundin an, ob sie ihm Wasser und einen Spanngurt aufs Feld hinausbringen könnte. „Ich habe überhaupt nichts geahnt“, sagt Lisa Bertsch (25) am Tag nach dem Antrag. Sie kam von der Arbeit beim Landwirtschaftsamt zurück, packte die gewünschten Sachen zusammen und fuhr los. „Von der Straße aus kann man das Feld nicht einsehen. Als ich da war, stand ich erst mal ungläubig davor“, erzählt sie und strahlt.
Stefan Rodi hatte sich hinter den Strohballen versteckt, trat hervor und fragte: „Was sagst du?“Lisa Bertsch musste nicht lange überlegen. „Die Antwort war natürlich ja.“
Die beiden sind seit fünf Jahren zusammen und mit Landwirtschaft groß geworden. Die Idee zu diesem ungewöhnlichen Heiratsantrag war Rodi bereits vor einiger Zeit beim Stöbern im Internet gekommen. Nun musste er nur noch die Erntezeit abwarten.
Das Wetter spielte ihm in die Hände, es blieb trocken. Stefan Rodi nahm Urlaub und bereitete alles vor. Nach und nach weihte er seine zukünftigen Schwiegereltern und seinen Vater ein. Im Vorfeld zeichnete der 28-jährige Pläne, rechnete aus, wie viele Ballen und wie viel Platz er benötigen würde.
Die entsprechend große Fläche bewirtschaftet der Vater von Lisa Bertsch. Am vergangenen Samstag wurde dort die Gerste abgedroschen, am Dienstag gepresst. Normalerweise kommt die Ballenpresse der Familie Bertsch auf den eigenen Feldern selten zum Einsatz.
„Da habe ich schon immer wieder nachgefragt, warum wir jetzt wieder Ballen pressen“, erzählt Lisa Bertsch. Doch die gewählten Ausreden überzeugten sie, Verdacht schöpfte sie nicht.
Sechs Stunden lang stapelte Stefan Rodi mit seinem Vater am Mittwoch 163 Ballen aufeinander. „Manche Buchstabenteile sind ja frei hängend, die musste ich mit Holz von unten her stützen.“Alles dauerte länger als gedacht und lief doch wie am Schnürchen.
Der Schriftzug hielt, Lisa Bertsch bekam den Anruf, kam wie geplant zum Feld – dem Antrag stand nichts mehr im Weg. „Es ist sehr schön, zu sehen, dass man so geschätzt wird“, freute sich Lisa Bertsch. „Ich hätte nicht gedacht, dass ich so einen kreativen Antrag bekomme.“
Das frisch verlobte Paar gönnte sich vor Ort noch ein Eis. Dann flüchteten sie vor der Hitze, informierten Verwandte und Freunde und luden in den kühleren Abendstunden zu einem Umtrunk rund um die Strohballen ein.