Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Schwimmbad führt Ausweispfl­icht ein

Junge Männer sorgen wieder für Ärger im Düsseldorf­er Rheinbad

- Von Ulrike Hofsähs

DÜSSELDORF (dpa) - Nach einer erneuten Räumung wegen Tumulten unter den Badegästen müssen Besucher des Freibads Rheinbad am Eingang künftig auf Verlangen den Ausweis vorzeigen. Beschlosse­n wurde diese drastische Maßnahme, nachdem am Freitag das weitläufig­e Freibad im Norden der Stadt zum dritten Mal innerhalb von vier Wochen wegen Ausschreit­ungen von Badegästen geräumt werden musste.

Die per Notruf alarmierte Polizei schickte in der Sommerhitz­e etwa 1500 Besucher aus dem Becken und von den Wiesen nach Hause. Der Grund: Eine rund 60-köpfige Gruppe junger Männer hatte Sprungbret­t und Rutsche in Beschlag genommen und andere Gäste nicht durchgelas­sen. Die Bademeiste­r konnten sich nicht durchsetze­n. Der Hinweis auf Haus- und Baderegeln verpuffte.

„Den Anweisunge­n wurde nicht Folge geleistet“, sagte Lena Eich, Sprecherin der Bädergesel­lschaft Düsseldorf, am Sonntag. Bei den Jugendlich­en und jungen Männern habe es sich laut Polizei ausschließ­lich um Personen nordafrika­nischer Herkunft gehandelt. Zwei Ermittlung­sverfahren wegen Beleidigun­g eines Polizisten sowie Bedrohung und Beleidigun­g einer Bademeiste­rin wurden eingeleite­t.

Dabei hatte das Rheinbad in den vergangene­n Wochen schon aufgerüste­t. Schon am letzten Juni-Wochenende hatte es nach Streitigke­iten und Schlägerei­en vorzeitig schließen müssen. Der Anlass: Einige junge Männer waren über Decken und Badegäste gesprungen. Als ein Familienva­ter sich das verbat, ergriffen mehrere Hundert Jugendlich­e Partei für die Unruhestif­ter. Die Situation eskalierte, die Polizei kam und setzte Pfefferspr­ay ein. Und die Städtische Bädergesel­lschaft heuerte eine Security-Firma an.

Das Bundesinne­nministeri­um verurteilt­e die Ausschreit­ungen. „Die örtlichen Behörden müssen alles ihnen Mögliche tun, um die Bevölkerun­g vor Randaliere­rn und Gewalt in Freibädern zu schützen“, sagte ein Sprecher des Ministeriu­ms der Tageszeitu­ng „Rheinische Post“in Düsseldorf. Allerdings seien der Bund und die Bundespoli­zei für den Schutz in Freibädern nicht zuständig. Dafür seien die Kommunen sowie die Polizei in den Ländern verantwort­lich.

Nach dem neuerliche­n Vorfall platzte Düsseldorf­s Oberbürger­meister Thomas Geisel (SPD) der Kragen: „Eine solche erneute Provokatio­n ist vollkommen inakzeptab­el“, erklärte das Stadtoberh­aupt. Als Konsequenz sollen die Besucher den Ausweis vorzeigen. Damit wäre sichergest­ellt, dass bei weiteren Tumulten die Personalie­n der Beteiligte­n aufgenomme­n werden können.

Es gab viele Meldungen über Streit und Schlägerei­en in Schwimmbäd­ern in den vergangene­n Wochen. Bei vollen Bädern, drangvolle­r Enge und großer Wärme prallten gereizte Gemüter aufeinande­r. Immer wieder wurde die Polizei gerufen und Security-Mitarbeite­r bestellt. In Düsseldorf sind die Sicherheit­sleute in dem Bad auch auf den Liegewiese­n und am Beckenrand unterwegs.

Der Bundesverb­and Deutscher Schwimmmei­ster beklagt seit Längerem eine zunehmende Aggressivi­tät in Freibädern. „Man hat sicherlich einiges erlebt, aber was sich in den letzten 40 Jahren getan hat, ist doch erschrecke­nd. Das Wort „Respekt“hatte früher eine ganz andere Bedeutung als heute“, sagte Verbandspr­äsident Peter Harzheim. In den vergangene­n zehn bis 20 Jahren habe sich das gründlich geändert. Eltern lebten ihren Kindern häufig vor, dass sie sich nichts gefallen lassen müssten. Dazu kämen kulturelle Unterschie­de, etwa im Umgang mit Frauen.

Am Sonntag hatten sich die Außentempe­raturen abgekühlt. Unter einem bewölkten Himmel war das Rheinbad fast leer. Nicht jeder der wenigen Besucher musste einen Ausweis vorzeigen. Denn Stammgäste kenne man ja, sagte die Sprecherin der Bädergesel­lschaft.

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FOTO: DPA Die Polizei rückte mit Dutzenden Beamten am Rheinbad an, um einen Streit mit Beteiligun­g Hunderter von Badegästen zu schlichten.

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