Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Ja zu Steg und Stadtbalkon
Häfler diskutieren die Neugestaltung von Uferpark und Friedrichstraße
FRIEDRICHSHAFEN - Die Häfler wünschen sich für die neue Uferparkgestaltung einen Stadtbalkon. Außerdem wollen sie einen Aussichtssteg am Gondelhafen. Dieser Meinung sind mehrheitlich zumindest jene rund 150 Häflerinnen und Häfler, die am Donnerstag auf Einladung der Stadtverwaltung ins große Zelt des Kulturufers kamen.
Bevor sie Stellung nehmen konnten, wurden die beiden im Workshopverfahren ermittelten Siegerentwürfe noch einmal vorgestellt, vom Ersten Bürgermeister Stefan Köhler sowie Klaus Sauter, Leiter des Amts für Stadtplanung und Umwelt, und der Münchener Landschaftsarchitektin Andrea Gebhard. Das Büro K1 Kuhn Klapka aus Berlin hatte mit seinen Visionen für den Uferpark überzeugt. Die Stärken des zweiten Entwurfs des Büros Prof. Schmid Treiber aus Karlsruhe wird im Bereich des Bahnhofsvorplatzes und der Friedrichstraße gesehen. Seit Anfang 2018 ist die Verwaltung damit befasst, die Stärken der Pläne zusammenzuführen Dabei entstanden auch verschiedene Varianten. Sie wurden im großen Zelt an Stellwänden präsentiert und von den Anwesenden rege besprochen.
Eine deutliche Mehrheit entschied sich zu Gunsten des sogenannten Stadtbalkons am südlichen Ende des Bahnhofsvorplatzes, unter dessen Aussichtszone sich der neue Lammgarten befinden würde. Dieses Votum überrascht, denn als der Stadtbalkon erstmals vorgestellt wurde, waren die Meinungen sehr gespalten. Die Alternativen zum Stadtbalkon überzeugten die meisten aber nicht: In einer Variante würden Treppenabgänge rechts und links des Zeppelindenkmals vom Bahnhofsvorplatz zum Uferpark führen; eine wenig innovative Lösung. Für eine weitere Variante müsste das Zeppelindenkmal versetzt werden, um die Treppenstufen auf der gesamten Breite durchzuziehen. Es entstünde eine große, schattenlose versiegelte Flächen von monumentaler Wirkung. „Sieht aus wie auf dem Reichsparteitagsgelände“, murmelte ein Häfler. Versetzen müsste man das Zeppelindenkmal auch für den Stadtbalkon. Die Gemüter der Anwesenden erhitzt das aber nicht.
Stark bezweifelt wurde die Wirklichkeitsnähe der digitalen Zukunftsszenarien: Die Computersimulationen verzichten auf Auto-, Bus- und Radverkehr auf der Friedrichstraße, die den Bahnhofsvorplatz zerschneiden. Eine solche Fußgängerwelt in einem konfliktfreien „Shared Space“konnte sich aber kaum jemand vorstellen; auch nicht, wenn der von Klaus Sauter angekündigte „massive Verkehrsrückgang“nach Fertigstellung der B 31 neu Wirklichkeit werden sollte.
Die Häfler setzen bei der Neugestaltung der Friedrichstraße denn auch mehr auf die Trennung zwischen Radfahrern und Autofahrern als auf ein Miteinander, für das es eine Lösungsvariante gäbe: Rad-, Busund Autoverkehr würden sich die Fahrbahn teilen und die Radfahrer das Tempo bestimmen, weil es keinen Radstreifen gäbe. Das Rennen machte indes eine Lösung mit einem breiten Gehweg auf der Nordseite sowie einem in beide Richtungen und vom Autoverkehr abgetrennten Radweg auf der Südseite.
Viele Rückmeldungen
Die Pinnwände waren von Rückmeldungen übersät. Vermisst wurde in den Plänen etwa ein durch den Uferpark führender Radweg. Und ist der Platz auf dem Bahnhofsvorplatz nicht viel zu knapp für einen Ausbau des Busverkehrs? Der Weg für eine andere Lösung ist versperrt: Im März 2017 hat der Gemeinderat die Verlegung des Busbahnhofs auf die Nordseite der Gleise abgelehnt. Es gab auch Befürchtungen, dass ein überdachter Stadtbalkon Obdachlose abziehen könnte. Andere vermissten, dass die Pläne keinen Radweg vorsehen, der durch den Uferpark führt.
Zufrieden zeigten sich viele mit dem Abbau von Barrieren zum Seeufer – vor allem durch die Entfernung des Geländers am See und den Bau von Sitzstufen. Inwiefern diese Stufen zu verwirklichen sind, ist aber noch offen. Es handle sich um einen Eingriff in die Flachwasserzone und damit in einen geschützten Bereich, so Klaus Sauter. Umstrittener als gedacht war der angedachte Bau eines Uferwegs zwischen GZH und Schlosshorn. Manche fürchten, dass das Schlosshorn überlaufen werde und als versteckte Nische verloren gehen könnte. Mal ganz abgesehen vom erwartbaren Widerstand der Anwohner, die plötzlich Spaziergänger vor ihren Seegrundstücken hätten.
Einhellig begrüßt wurde aber ein Aussichtssteg am Gondelhafen, der über die Hafeneinfahrt führen würde. Durch den Steg wäre künftig auch eine Umrundung des Hafenbeckens möglich. In der Verlängerung der Hafenmauer würden zudem attraktive, ans Wasser grenzende Sitzgelegenheiten geschaffen.
Die Ergebnisse dieses Bürgerbeteiligungsabends werden eine Rolle in den weiteren Beratungen des Gemeinderats spielen. Voraussichtlich im vierten Quartal 2019 soll der Bebauungsplan stehen. Für das dritte Quartal 2021 wird der Baubeginn angepeilt. Dann sollen im Uferpark die Bagger anrücken.