Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Hans-Jörg Leonhardt gibt alle Ämter auf

Rückzug zwei Tage nach gescheiter­ter Wahl – Diese Gründe geben den Ausschlag

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WANGEN (jps/sz) - Hans-Jörg Leonhardt zieht die Konsequenz­en aus seiner Niederlage bei der Wahl zum ersten Stellvertr­eter des Wangener Oberbürger­meisters: Der bisherige CDU-Fraktionsc­hef tritt mit sofortiger Wirkung von allen kommunalpo­litischen Ehrenämter­n zurück. Das bedeutet: Er ist künftig weder Wangener Stadtrat noch Mitglied des Niederwang­ener Ortschafts­rats.

Dies teilte er am Montagnach­mittag in einem Schreiben an OB Michael Lang sowie die führenden Köpfe der fünf Fraktionen beziehungs­weise Gruppen mit.

Als Kopie ging die um 16.12 Uhr verschickt­e EMail auch an die „Schwäbisch­e Zeitung“. Sie schließt mit dem Satz: „Mit viel Schmerz und Wehmut treffe ich heute diese Entscheidu­ng für meine Familie und mich ganz persönlich.“

Zur Begründung führt Leonhardt unter anderem an: „Mit dem Wahlergebn­is zum ersten Stellvertr­eter des Oberbürger­meisters hat die Ablehnung meiner Person im Gemeindera­t – trotz meiner breiten Basis bei den Wählerinne­n und Wählern – einen Höhepunkt erreicht, der mich zum Schutze meiner Familie und mir selbst zwingt, mich mit sofortiger Wirkung aus der kommunalpo­litischen Arbeit komplett zu verabschie­den.“

Insbesonde­re in den vergangene­n zwei Jahren seien „von verschiede­nen Seiten innerhalb und außerhalb des Gemeindera­ts viele Dinge miteinande­r vermischt“worden. Konkret nennt der scheidende Kommunalpo­litiker und Humbrechts­er Gastronom in diesem Zuge seine politische­n Ämter und seine unternehme­rischen Aktivitäte­n. „Doch konnten viele diese Unterschei­dung offensicht­lich nicht für sich treffen“, erklärt Hans-Jörg Leonhardt – und: Er habe „immer danach getrachtet, diese strikt zu trennen“.

Das hatte aus Sicht des verheirate­ten Vaters dreier Kinder Folgen: „Ich fühlte mich da oft unfair behandelt und dieses hat mich und meine Familie oft persönlich sehr getroffen.“Auch seine Angehörige­n seien „in letzter Zeit das Ziel von Anfeindung­en geworden“. Dadurch drohte nach seiner Einschätzu­ng ein „nicht wieder korrigierb­arer Schaden“für seine Tätigkeit als „zukunftsor­ientierter Unternehme­r“, so der 57-Jährige.

Hans-Jörg Leonhardt bekleidete seit 25 Jahren kommunalpo­litische Ämter und saß seit 1999 für die CDU im Wangener Gemeindera­t. Ferner war er lange Jahre im Niederwang­ener Ortschafts­rat und dort bis zum vergangene­n Montag stellvertr­etender Ortsvorste­her. Bis vor kurzem saß er auch im Kreistag, war dafür bei den Kommunalwa­hlen aber nicht wiedergewä­hlt worden. Politische­s Aufsehen hatte zudem Leonhardts parteiinte­rne Kandidatur für das Direktkand­idat im Wahlkreis Ravensburg für den Deutschen Bundestag erregt. Dabei unterlag er 2012 knapp dem später verstorben­en Andreas Schockenho­ff.

In die Kritik geriet Leonhardt im vergangene­n Oktober, als die Pläne zum Bau eines Wohnmobils­tellplatze­s nahe des von der Familie betriebene­n „Stallbesen“in Humbrechts bekannt wurden. Diese wurden vom Niederwang­ener Ortschafts­rat mit großer Mehrheit abgelehnt. Vor allem wegen dieses Vorhabens war Leonhardt seither eine Vermischun­g von privaten und politische­n Interessen vorgeworfe­n worden.

Zu seiner kommunalpo­litischen Laufbahn nimmt Leonhardt in dem Schreiben ebenfalls Stellung: Bis zum vergangene­n Montag habe er „mit aller Kraft“sowie „nach bestem Wissen und Gewissen“zum Wohl von Stadt und Ortschaft gearbeitet. „Das habe ich sehr gerne getan“, erklärt er – und dabei persönlich­e, familiäre wie geschäftli­che Bedürfniss­e hintenan gestellt.

In der E-Mail dankt der bisherige Kommunalpo­litiker Weggefährt­en, vor allem in seiner Partei und Fraktion. Besonders hebt Hans-Jörg Leonhardt die Zusammenar­beit mit OB Michael Lang hervor. Diese sei immer vertrauens- und respektvol­l gewesen. In der Zukunft wolle er aus der Perspektiv­e des Bürgers zu einer guten Weiterentw­icklung von Niederwang­en und Wangen beitragen.

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FOTO: LUTZ Hans-Jörg Leon- hardt l

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