Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Weltmeisterliches Glanzstück
Florian Wellbrock schwimmt zum zweiten WM-Gold – Immer Ärger um Sun Yang
GWANGJU (dpa/SID) - Florian Wellbrock hat mit einem goldenen Double Schwimmgeschichte geschrieben. Als Erster wurde der Magdeburger Weltmeister im Freiwasser und im Becken. Völlig euphorisch riss Wellbrock nach dem zweiten GoldCoup triumphierend beide Arme nach oben. Der Freiwasser-Champion feierte im Becken ein hochemotionales Happy End bei den Schwimm-Weltmeisterschaften in Südkorea. Freundin Sarah Köhler und Wellbrocks Eltern bangten am Sonntag auf der Tribüne mit, als dem 21-Jährigen ein weltmeisterliches Glanzstück glückte.
Zwölf Tage nach seinem Sieg im Freiwasser gewann Wellbrock auch über 1500 Meter Freistil den WM-Titel – und triumphierte als erster Schwimmer drinnen und draußen. Direkt nach seinem unwiderstehlichen Endspurt und dem Anschlag nach 14:36,54 Minuten hatte der 21Jährige seine Freude noch laut hinausgeschrien. „Das ist natürlich eine große Nummer“, sagte der Magdeburger, der „auch ein bisschen Genugtuung“verspürte. Denn nach dem bitteren Vorlauf-Aus über 800 Meter fünf Tage zuvor hatten viele am doppelten Wellbrock gezweifelt.
Am Ende zog er davon
Doch der selbstbewusste Europameister hatte „das Buch zugemacht und ein neues geschrieben“. In einem der spannendsten Langstreckenfinals schwamm er bis 150 Meter vor Schluss Kopf an Kopf mit dem Ukrainer Michailo Romantschuk und dem italienischen Olympiasieger Gregorio Paltrinieri, dann zog er davon. „Hinten raus musste ich nur der Härteste und der Stärkste sein, das habe ich geschafft“, meinte Wellbrock.
Wellbrocks nervenaufreibendes Titelkampfende und die Auftritte von Silbergewinnerin Köhler, die einen 32 Jahre alten deutschen Rekord knackte, machen Hoffnung für Olympia. Nach Nullnummern in London und Rio de Janeiro könnte es für die Beckenschwimmer bei den Sommerspielen in einem Jahr in Tokio wieder eine olympische Medaillenrarität zu bestaunen geben. In Südkorea gab’s dreimal WM-Gold, insgesamt achtmal Edelmetall. So gut war Deutschland seit 2013 nicht mehr.
Mit seinen 21 Jahren steht Wellbrock eine große Zukunft offen. Im Freiwasserbereich, wo er auf der olympischen Zehn-Kilometer-Strecke Gold und das Tokio-Ticket feierte, ist er in diesem Jahr ungeschlagen. Das Vorlauf-Aus über 800 Meter Freistil als 17. steckte er bemerkenswert weg. Möglicherweise kann er aus dem Auf-und-Ab-und-Auf bei der WM mehr für seinen weiteren Reifeprozess mitnehmen, als es bei reinen Festspielen der Fall gewesen wäre. „Nächstes Jahr werden die Karten neu gemischt“, sagte der Mann, der die erste deutsche Freistilmedaille seit Paul Biedermann gewann.
Eine große Gewinnerin in Südkorea war auch seine Freundin Sarah, die die erste Freistilmedaille seit Britta Steffen verbuchte. Die 25-Jährige brillierte als Staffelweltmeisterin im Freiwasser und lieferte im Becken. Silber über 1500 Meter Freistil, über 800 Meter reichte die Verbesserung eines 32 Jahre alten Rekords nicht zum Medaillentriple – nur ein deutscher Rekord ist noch älter. „Besser hätte es die Woche über nicht laufen können. Es zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind“, sagte Köhler. Die internationale Spitze um den neuen Poster-Boy Caeleb Dressel, der mit sechs Gold- und zwei Silbermedaillen zum großen WM-Star avancierte, blieb trotz des zarten Aufschwungs aber in der Regel weit weg. Platz zwölf im Medaillenspiegel der Beckenschwimmer ist nach Rang 17 in Budapest dennoch ein kleiner Schritt nach vorne.
Beinahe jeden Tag gab es in Südkorea Ärger um den des Dopings verdächtigen Weltmeister Sun Yang. Die Hoffnung vieler Schwimmer: Der Internationale Sportgerichtshof CAS schafft im September Klarheit um den mysteriösen Fall der mit einem Hammer zerstörten Dopingprobe des chinesischen Olympiasiegers.