Schwäbische Zeitung (Tettnang)

„Alter Hund“riecht Blut

Ludger Beerbaum wird Zweiter in Berlin

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BERLIN (dpa) - Inzwischen kann Ludger Beerbaum auch zweite Plätze genießen. Nach dem knapp verpassten Sieg im Großen Preis von Berlin goss die 55-jährige Springreit­legende der Gewinnerin Champagner über den Kopf, strahlte und feierte. Der früher gnadenlos ehrgeizige Beerbaum lässt seine beispiello­se Karriere langsam auslaufen – zeigte beim Turnier in der Hauptstadt aber noch einmal seine Klasse.

„Schön, wenn der alte Mann bei der Jagd mitmachen darf“, kommentier­te der Routinier grinsend das Stechen. Vergnügt fügte er an: „Das ist wie ein alter Hund, den man mit auf die Jagd mitnimmt – der wird auch wieder heiß, wenn er Blut riecht.“

0,35 Sekunden fehlten Beerbaum bei der dritten Auflage des Fünf-Sterne-Reitturnie­rs in Berlin zum Sieg. Im Sattel von Cool Feeling musste er sich nur Dani Waldman geschlagen geben. Dank des schnellste­n fehlerfrei­en Rittes setzte sich die für Israel startende US-Amerikaner­in im Stechen mit Lizziemary durch.

„Ich war dran, aber ich bin auch mit Platz zwei super zufrieden“, sagte Beerbaum: „Es fühlt sich gut an.“Damit gerechnet hatte er ohnehin nicht.

Der erfolgreic­hste Springreit­er der letzten Jahrzehnte befindet sich gewisserma­ßen auf einer langen Ehrenrunde. Vier goldene Medaillen bei Olympia gehören zu seiner Erfolgsbil­anz, zwei bei Weltmeiste­rschaften, sechs bei Europameis­terschafte­n. Doch nachdem er bei Olympia in Rio den Rücktritt aus der Nationalma­nnschaft verkündet hatte, lässt er es ruhiger angehen. Siege in Großen Preisen, die er Anfang des Jahrhunder­ts in bemerkensw­erter Häufigkeit aneinander­reihte, sind schon länger die Ausnahme.

„Der Druck ist ein bisschen weniger, das ist auch nicht schlimm“, sagte Beerbaum: „Ich habe viele Jahre Druck genug gehabt, manchmal auch selber gemacht.“In seiner erfolgreic­hsten Zeit war er nach knapp verpassten Siegen im Stechen meistens ungenießba­r.

Jetzt schätzt er es, immer noch dabei zu sein. Natürlich umso mehr, wenn er erfolgreic­h ist. Mit seinem zweiten Platz schaffte Beerbaum auch die Qualifikat­ion für das hoch dotierte Einzelfina­le der Global Champions Tour im November in Prag. Da Berlin-Gewinnerin Waldman nach Schanghai zum zweiten Mal auf Platz eins ritt, rückt Beerbaum als Berlin-Zweiter nach und erhält einen der 18 Startplätz­e für die Sieger der Tour-Etappen.

Einen der Finalplätz­e sicher hat auch Christian Ahlmann, der in Berlin Dritter wurde. Der 44-Jährige aus Marl war in dem mit 300 000 Euro dotierten Großen Preis mit Take A Chance On Me der schnellste Reiter, hatte aber einen Abwurf. „Ich bin nicht zufrieden mit mir, das war mein Fehler“, sagte Ahlmann, der mit dem Pferd vor drei Wochen die TourEtappe in Paris gewonnen hatte.

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FOTO: DPA Ludger Beerbaum auf Cool Feeling bei der Ehrenrunde.

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