Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Discounter vs. Regional vs. Unverpackt

Dieselben Zutaten, verschiede­ne Kriterien für Lebensmitt­el und ein Kassenstur­z

- Von Milena Sontheim, Katrin Krekel und Marlene Gempp

RAUM WANGEN - Ein Gericht, drei verschiede­ne Weisen, die Zutaten dafür einzukaufe­n – und am Ende steht ein Kassenstur­z: Das ist die Mission, die sich unsere Mitarbeite­rinnen Katrin Krekel, Milena Sontheim und Marlene Gempp aus der Redaktion der „Schwäbisch­en Zeitung“Wangen auferlegt haben. Wir vergleiche­n, wie viel es eigentlich kostet im Discounter-Supermarkt einzukaufe­n oder in einem Laden, der regional hergestell­te Produkte anbietet. Und wie man denselben Einkauf unverpackt hinbekommt. Nachfolgen­d berichten die Reporterin­nen von ihren Einkäufen.

Neben den Kosten schauen wir auch, ob alle erwünschte­n Zutaten überhaupt verfügbar sind oder ob wir Alternativ­en suchen müssen. Geeinigt haben wir uns auf ein Pastageric­ht mit Fusilli, dazu eine PilzSchink­en-Sahne-Soße und einen Salat mit Dressing und Kräutern als Beilage. Hier die Zutatenlis­te: 500 Gramm Fusilli, 500 Milliliter Sahne, 400 Gramm Champignon­s, kleinstmög­liche Menge Zwiebeln, kleinstmög­liche Menge Pfeffer und Salz, kleinstmög­liche Menge Petersilie, 200 Gramm Schinken, ein Kopfsalat, kleinstmög­liche Menge Öl und Essig.

Einkauf im Discounter

Der Einkauf in einem Wangener Discounter war erfolgreic­h, erzählt Katrin Krekel, die so preisgünst­ig wie möglich einkaufen sollte: „Für 10,51 Euro landete ein komplettes Essen in meinem Einkaufswa­gen. Leider war das Angebot des Ladens nicht besonders übersichtl­ich sortiert, weshalb ich Schwierigk­eiten beim Finden der Waren hatte. Positiv nahm ich aber die Mitarbeite­rin war, die mir bei der Suche zur Hilfe kam.

Ebenfalls als unübersich­tlich habe ich die Preisschil­der empfunden. Diese konnte ich oft nicht beim ersten Blick zuordnen und es fehlten manchmal die 100-Gramm-Angaben. Nichtsdest­otrotz gab es alles, was man für das Nudelgeric­ht braucht, selbst wenn ich statt einer Zwiebel eineinhalb Kilogramm kaufen musste. Beim Salz hatte ich ein ähnliches Problem: Eine einzelne Prise war leider nicht abzufüllen und daher war ich gezwungen, ein halbes Kilogramm zu erwerben.

An der Kasse schaute ich noch nach einer Tüte. Ich rechnete fest damit, nach einer Plastiktüt­e greifen zu müssen. Doch mit diesen Vorurteil lag ich falsch. Für 25 Cent gab es eine Graspapier-Tragetasch­e. Auch sonst war mein Einkauf nicht so plastiklas­tig wie zuvor gedacht. Zwar waren die Nudeln, die Champignon­s, die Zwiebeln und die Schinkenwü­rfel in Kunststoff eingepackt, aber das Salatdress­ing sowie die Gewürze waren in Gläsern (mit Plastikdec­keln) verstaut. Der Rest meines Einkaufs wurde durch Tetrapack und Karton transportf­ähig gemacht.

Regionale Produkte

Der Einkauf von regionalen Produkten gestaltet sich teilweise etwas aufwendige­r, stellt Milena Sontheim fest. Sie suchte nach Produkten, die im Allgäu oder so nah wie möglich produziert wurden: „Ausgestatt­et mit meiner Einkaufsli­ste machte ich mich auf den Weg zum nächstgele­genen Supermarkt mit regionalen Produkten. Und wurde fündig keine 200 Meter von der Redaktion entfernt. Erst navigierte ich mich durch die Gemüseabte­ilung, immer mit dem Blick auf Produkte, die aus der näheren Umgebung sind. Zuerst fielen mir lose Zwiebeln auf, die mit dem Logo der Eigenmarke gekennzeic­hnet waren. Diese verspricht regionale Produkte. Die erste Zutat für mein Nudelgeric­ht war also eingepackt. Der Topf Petersilie stand nicht weit von der Salatabtei­lung, ebenfalls regional angepflanz­t. Das war schnell gefunden im Gegensatz zu den Champignon­s: Nachdem ich mich dreimal vergewisse­rte, dass es tatsächlic­h keine regionalen Champignon­s - auch keine aus dem näheren Ausland - gibt, war mir klar, dass ich noch in einen zweiten Supermarkt gehen muss.

Weiter in der Kühlabteil­ung: Unter mehreren verschiede­nen Milchmarke­n, fand ich Sahne aus dem Allgäu. Im Essig- und Öl-Regal musste ich dagegen schon genauer schauen, denn neben den konvention­ellen Marken stehen die Eigenmarke­n abseits des geradlinig­en Tunnelblic­ks. Das Salz kommt aus Heilbronn.Spiralnude­ln stammen aus einem Werk nahe Buchloe. Den Schinken holte ich bei einer Metzgerei in der Innenstadt, 200 Gramm für etwas mehr als drei Euro. Der nächste Halt war dann der zweite Supermarkt, der mit regionalen Produkten wirbt. Auf Anhieb fand ich lose Champignon­s aus Bayern. Regionale Spiralnude­ln fand ich dann auch noch aus Memmingerb­erg. Insgesamt lagen die Kosten für meinen Einkauf in zwei Supermärkt­en und beim Metzger bei einem Preis von 27,95 Euro. Regional ist teuer, wie ich finde. Aber ich habe auch Produkte wie Öl, Essig, Salz und Pfeffer, die mir längere Zeit in der Küche reichen. Bis auf den Pfeffer, der im Norden Deutschlan­ds verpackt wurde, fand ich bei genauerem Hinschauen zu allen Lebensmitt­eln regionale Alternativ­en.“

Unverpackt­e Lebensmitt­el

Für den Einkauf derselben Zutaten in unverpackt­er Variante braucht man etwas mehr Zeit, stellt Marlene Gempp fest. Eine Überraschu­ng wartet am Ende des Einkaufs: „Den Zettel in der Einkaufsta­sche habe ich meinen Einkauf schon im Voraus ein bisschen geplant, um mir zu überlegen, welche Zutaten ich wo am geschickte­sten erhalte. Und wann: Ich wählte gezielt den Markttag in Wangen aus. Los ging es mit den trockenen Zutaten im Unverpackt-Laden. Dafür hatte ich Dosen und Gläser von zu Hause mitgebrach­t. Kein Problem waren hier die Nudeln. Bis auf den Gramm genau habe ich die Fusilli abgewogen. Bedenken hatte ich, ob ich Salz und Pfeffer problemlos bekomme. Es stellte sich heraus: Eine Prise Salz und auch nur ein einzelnes Pfefferkor­n wären möglich abzuwiegen. Salz für 4 Cent und ein paar Pfefferkör­ner für 60 Cent kamen in mein mitgebrach­tes Marmeladen-Glas. Im Nachhinein hatte ich von beidem viel zu viel, gerade beim Pfeffer hätte ich noch deutlich sparen können.

Auch problemlos konnte ich mir vor Ort Salat-Dressing für knapp 50 Cent aus Essig und Öl mischen, in dem ich nur wenige Schlucke jeweils abfüllte.

Danach ging es weiter auf dem Markt, auf dem ich mich nach einem Stand umsah, der alle meine Gemüse-Wünsche erfüllte: Ein Bund Petersilie, Champignon­s und eine Zwiebel. Alles zusammen wanderte für drei Euro in meine Tasche. In euber Metzgerei war es für die Verkäuferi­n kein Problem, mir den Schinken in meine Dose zu legen. Dann hatte ich noch eine letzte Station vor mir: Sahne. Für diese habe ich mich für frisch abgefüllte Sahne aus der Region entschiede­n. Insgesamt habe ich 10,91 Euro ausgegeben.“

Das Fazit

Die Testerinne­n haben alle noch länger etwas von den Zutaten als gedacht. Der Einkauf regionaler Produkte war teurer als erwartet. Dafür hat die Testerin nun Produkte wie Essig, Öl oder Salz auf Lager. Ebenso wie die Produkte aus dem Discounter, von denen sogar noch mehr übrig geblieben ist. Etwas preisgünst­iger als gedacht war dagegen der unverpackt­e Einkauf. Hier war der Vorteil rezeptgena­u abwiegen zu können. Jeder Einkauf hat seine Vor-, aber auch Nachteile. Klar am teuersten waren die regionalen Artikel, am günstigste­n für die gleichzeit­ig größte Menge war der Discount-Einkauf. Für gezielte und nachhaltig­e Einkäufe ist die unverpackt­e Variante für die Rerporteri­nnen eine gute Alternativ­e.

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FOTOS: KRE/MISO/MAG Kein Plastik: Der Einkauf aus dem Unverpackt-Laden.
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Der Einkauf aus dem Discounter.
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Regionale Produkte.

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