Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Forscher weisen Zweifel an Altersrekord von Jeanne Calment zurück
PARIS (dpa) - Die Kontroverse um den Altersweltrekord der Französin Jeanne Calment geht in die nächste Runde. Nachdem ein russischer Mathematiker Zweifel an Calments Alter von 122 Jahren aufgeworfen hatte, verteidigen unter anderem Wissenschaftler aus Frankreich nun Calments Langlebigkeit. Sie haben im „Journal of Gerontology“einen Artikel veröffentlicht, der beweisen soll, dass die Französin wirklich so alt wurde. Mit 122 Jahren gilt die 1997 gestorbene Calment als ältester Mensch der Welt – laut Guinnessbuch der Rekorde ist kein Fall eines noch älteren Menschen komplett dokumentiert.
Rückblick: Ende 2018 veröffentlichte der russische Mathematiker Nikolai Sak eine Studie, nach der der Rekord auf einem Identitätsbetrug beruhen könnte. Nicht Jeanne Calment sei 1997 gestorben, sondern ihre Tochter Yvonne – im Alter von 99 Jahren. Das Motiv: Yvonne habe beim Tod ihrer Mutter 1934 die damals sehr hohe Erbschaftssteuer umgehen wollen und deshalb die Identität ihrer Mutter angenommen.
Die Vorwürfe trafen in Frankreich auf großen Widerstand. Schließlich hatten zwei französische Wissenschaftler 1998 in einer wissenschaftlichen Veröffentlichung aufgezeigt, dass Calment im stolzen Alter von 122 Jahren gestorben war. Einige Wissenschaftler haben sich nun die Arbeit des Russen Sak vorgenommen und kommen zu dem Ergebnis: Jeanne Calments Anspruch auf den Rekord für Langlebigkeit mit 122 Jahren bleibe bestehen. Die Wissenschaftler präsentieren zum einen mathematische Berechnungen, die beweisen sollen, dass es durchaus möglich ist, 122 Jahre alt zu werden. Die Wahrscheinlichkeit sei zwar sehr gering, aber es sei nicht unmöglich. Zum anderen sei die These des Identitätsbetrugs den Experten zufolge nicht haltbar. In Arles, der Heimatstadt Calments, wäre das aufgefallen – außerdem hätten zu viele Menschen mitspielen müssen.