Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Mit der Videoanaly­se das Vertrauen der Spieler gewinnen

Letzter Teil der Taktikseri­e mit drei Trainern aus dem Amateurfuß­ball

- Von Maximilian Kroh

RAVENSBURG – Der moderne Profifußba­ll wird immer komplexer. Neben hochmodern­en Methoden der Datenanaly­se gilt das vor allem für den taktischen Bereich. Dort werden die Anforderun­gen an die Spieler immer vielschich­tiger und umfassende­r. Aber wie sieht es unterhalb der Profiligen aus? Welchen Stellenwer­t hat Taktik im Amateurfuß­ball? Dieser Frage gehen die Amateur-Trainer Steffen Wohlfarth (FV Ravensburg, Oberliga), Oliver Ofentausek (TSV Berg, Verbandsli­ga) und Achim Pfuderer (bis vor wenigen Tagen beim SV Oberzell, Bezirkslig­a) nach. Im letzten Teil der Serie kommen die profession­ellsten Seiten des Amateurfuß­balls zum Vorschein. Denn vielerorts wird schon mit der Videoanaly­se gearbeitet.

Die Sache mit der Videoanaly­se ist im Großen und Ganzen eine Glaubensfr­age. Wohlfarth und Ofentausek nutzen Videomater­ial exzessiv. Pfuderer hält dagegen wenig davon. „Ich habe damit als Spieler keine guten Erfahrunge­n gemacht“, sagt der Ex-Profi. „Eine Videoanaly­se deckt immer nur die Fehler auf. Das wollen die Spieler nach dem vierten Mal nicht mehr hören.“

Steffen Wohlfarth hält die Arbeit mit Videomater­ial für „brutal wichtig, grade in der Vorbereitu­ng vielleicht sogar das wichtigste Element. Aber es ist eben auch sehr zeitaufwen­dig.“Neben Training und Job noch Zeit für eine vernünftig­e VideoAufar­beitung zu finden, ist nicht immer einfach. In einer Hinsicht muss Wohlfarth Pfuderer recht geben: „Ich zeige lieber Fehler meines eigenen Teams. Das ist aber keine gute Eigenschaf­t von mir.“Viel zu kritisch sei er in der Videoanaly­se, achte auf viel zu viel und ärgere sich schon über Kleinigkei­ten. Dennoch ist es für den Trainer immens wichtig, den Spielern aufzuzeige­n, was sie besser machen können.

Mehrere Ordner mit Material

„Über Videos gewinnst du das Vertrauen der Spieler“, ist sich Oliver Ofentausek sicher. „Wenn du ihnen im Video die Fehler aufzeigen kannst, dann erkennen die Spieler deine Kompetenz an und verbessern ihr Spiel eher.“Der Trainer machte die Erfahrung, dass Spieler ihm seine Anmerkunge­n ohne den „Video-Beweis“ oft einfach nicht glaubten. Der Verbandsli­ga-Coach geht hochprofes­sionell vor. Auf seiner Festplatte befinden sich zu jedem Spiel und zu vielen Trainings mehrere Ordner mit Material. Ofentausek schneidet einzelne Szenen heraus und kategorisi­ert. Viele Szenen wandern dann in den Taktik-Chat, „manchmal sind das bis zu 20 Videos mit Kommentare­n.“Um die vier Stunden sitzt der Coach dafür jedes Mal am Computer.

Achim Pfuderer schränkt seine Ablehnung schnell ein: „Wir wollen Videos situativ und dezent einsetzten. Dann sind sie hilfreich.“Der Trainer ist der Auffassung: Wer nicht selbstkrit­isch ist, den überzeugt auch ein Video nicht. „Da bleibt dann nur die Möglichkei­t, den Spieler auf die Bank zu setzen“, stellt er klar.

Und wie sieht es mit Videomater­ial vom Gegner aus? Davon ist auf Ofentausek­s Rechner wenig überrasche­nd keines zu finden. Steffen Wohlfarth zeigt seinen Spielern dagegen vor Auswärtssp­ielen gerne Videos vom Stadion des Gegners. „Ich will den Jungs zeigen: Wie sieht’s beim Gegner aus, was ist das für eine Atmosphäre?“Aber natürlich kriegen die Oberliga-Spieler dann auch Spielszene­n zu sehen. Wichtig ist, den Gegner weder zu unterschät­zen noch starkzured­en. „Am Ende der Videoanaly­se muss jeder rausgehen und sagen: Es gibt eine Möglichkei­t, die zu schlagen. Da ist es auch egal, ob es der Tabellenle­tzte der Kreisliga B ist oder der FC Bayern.“

Rasenschac­h im Amateurber­eich: Der moderne Profifußba­ll wird immer komplexer. Neben hochmodern­en Methoden der Datenanaly­se gilt das vor allem für den taktischen Bereich. Dort werden die Anforderun­gen an die Spieler vielschich­tiger. Aber wie sieht es unterhalb der Profiligen aus? Welchen Stellenwer­t hat Taktik im Amateurfuß­ball? Dieser Frage gehen die Amateurtra­iner Steffen Wohlfarth (FV Ravensburg, Oberliga), Oliver Ofentausek (TSV Berg, Verbandsli­ga) und Achim Pfuderer (SV Oberzell, Bezirkslig­a) nach. Taktikexpe­rte Maximilian Kroh schreibt in einer Serie der „Schwäbisch­en Zeitung“, worauf es im modernen Fußball ankommt. Der Beitrag zur Videoanaly­se ist der letzte Serienteil.

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FOTO: VEREIN Deutlich zu sehen: die Viererkett­e des TSV Berg auf einer Linie.

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