Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Ehrle: „Aufhören, wenn es am schönsten ist“
Kein Simsonrennen mehr in Rappertsweiler – MSC Langnau übernimmt Motorsportspektakel nun in Dentenweiler
TETTNANG - Rund sieben Kilometer liegen Rappertsweiler und Dentenweiler auseinander. Rund sieben Kilometer weit wechselt nun auch eine motorsportliche Traditionsveranstaltung, die eng mit dem 3. Oktober verknüpft ist. „Für mich und damit auch für den Simsonclub Rappertsweiler ist Schluss“, erklärt Josef Ehrle, Vorsitzender des Simsonclubs Rappertsweiler. Übernehmen wird nun der MSC Langnau, der in Dentenweiler eine Strecke gefunden hat und überdies Anfang Oktober sein 50-jähriges Bestehen feiert.
1994 schlug in der Region zum ersten Mal die Stunde der alten DDR-Gefährte auf zwei oder drei Rädern. Eine Stammtischwette war der Auslöser des legendären Simsonrennens, das sofort und anfangs noch ausschließlich über Mund-zuMund-Propaganda auf Begeisterung stieß. Fortan waren die mit nur wenigen PS ausgestatteten Fahrzeuge Kult, die Rennen am Tag der Deutschen Einheit ein Publikumsmagnet. Veranstaltet wurden sie vom Simsonclub Rappertsweiler mit seinen zuletzt zwölf, 13 Mitgliedern und mit Unterstützung anderer, örtlicher Vereine. Nun also soll dieses Kapitel geschlossen werden. „Man muss aufhören, wenn es am Schönsten ist“, sagt Josef Ehrle, der in den vergangenen Jahren gemeinsam mit seiner Frau Manuela nicht nur die meiste Arbeit, sondern auch jede Menge Verantwortung zu tragen hatte. „Wir hatten in all‘ den Jahren sehr viel Glück, spannende Rennen, fast immer gutes Rennwetter, ein treues Publikum, aber eben auch schon zweimal einen Rettungshubschrauber vor Ort“, fasst Ehrle zusammen. Herausfordern will Ehrle jenes Glück nicht: „Irgendwann muss man damit aufhören, zumal man auch selbst nicht jünger wird und nach einem Vierteljahrhundert auch wieder neue Ideen und Konzepte gefragt sind.“
Seinen Entschluss hat Ehrle den Clubmitgliedern bei der Hauptversammlung mitgeteilt. Aus den Reihen des Vereins war niemand bereit, an „vorderster Front“zu übernehmen. Dafür verliefen die Gespräche mit dem MSC Langnau, der zwischen 1976 und 1991 Grasbahnrennen veranstaltete, erfolgreich. Ehrle: „Der MSC Langnau zeigte sich interessiert. Zumal er in diesem Jahr auch sein 50-jähriges Bestehen feiert.“Dass sie nun übernehmen, freut Josef Ehrle sehr.
Für ihn und seinen Simsonclub geht damit eine Ära zu Ende, die er auf gar keinen Fall missen möchte: „Ich bin allen dankbar, die uns über all‘ die Jahre tatkräftig unterstützt haben – angefangen von den Grundstücksbesitzern bis hin zu allen Gönnern oder den Zuschauern, die für solch eine Resonanz gesorgt haben.“Ob es für ihn einen Moment gibt, an den er besonders gerne zurückdenkt? Ehrle schmunzelt: „Das war eigentlich immer beim Rennen so gegen 17.30 Uhr, wenn alles vorbei war und nichts passiert ist.“Der Simsonclub als solches wird im Übrigen auch ohne Rennen fortbestehen.
Der MSC Langnau führt am 3. Oktober das Rennen in Dentenweiler in bewährter Manier fort. Das Training der verschiedenen Klassen beginnt um 10.30 Uhr, das Rennen um 13 Uhr. Der Eintritt bleibt wie bislang frei.