Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Auf dem Sprung ins Leben

Zeitgemäße Verfilmung des Romanklass­ikers „Little Women“mit Oscar-Ambitionen

- Von Stefan Rother

Greta Gerwig, die Regisseuri­n von „Lady Bird“, wagt sich an einen Klassiker – und zeigt dass die Geschichte der Lebenswege von vier Schwestern auch nach 150 Jahren noch relevant sein kann.

An Adaptionen des Romans „Little Women“der US-amerikanis­chen Schriftste­llerin Louisa May Alcott herrschte bislang eigentlich kein Mangel: Sechs Kinoverfil­mungen, darunter eine mit Audrey Hepburn und „Betty und ihre Schwestern“mit Wynona Ryder, mehrere Fernsehser­ien, darunter ein japanische­r Anime, sowie Oper- und Musical-Adaptionen sind bereits auf dem Markt. Dennoch ließ es aufhorchen, dass Schauspiel­erin und Regisseuri­n Greta Gerwig sich nun an die siebte Kinoverfil­mung machen würde – schließlic­h konnte die bereits in „Lady Bird“mit der mitreißend-lebensnahe­n Geschichte über das Erwachsenw­erden einer jungen Frau begeistern.

Auch die „Little Women“befinden sich im Übergang zum Erwachsenw­erden und die 1868 begonnene Romanreihe reflektier­t zudem über die Stellung der Frauen in der damaligen Gesellscha­ft und welche Optionen ihnen offenstehe­n. Für weibliche Romanfigur­en gibt es da nur zwei Möglichkei­ten, wie der Verleger Mr. Dashwood (Tracy Letts) zu Beginn des Films erklärt: Sie sollten idealerwei­se verheirate­t sein – oder tragisch gestorben. Ihm gegenüber sitzt Jo (Saoirse Ronan), die zweitältes­te der March-Schwestern, die sich im New York des Jahres 1869 als Lehrerin und Autorin durchschlä­gt. Darauf springt die Handlung sieben Jahre zurück und wir sehen die vier Geschwiste­r mit ihrer Mutter Marmee (Laura Dern) in finanziell begrenzten Verhältnis­sen aufwachsen, während der Vater (Bob Odenkirk) im Bürgerkrie­g ist.

Dieser fortwähren­de Sprung zwischen den Zeitebenen ist keine reine Spielerei, sondern macht die Verfilmung auch für Zuschauer, die mit dem Stoff bereits bestens vertraut sind, noch einmal reizvoll. Neulinge können ebenfalls folgen, sobald sie sich daran gewöhnt haben, dass die Teenager-Schwestern von den gleichen Schauspiel­erinnen verkörpert werden. Was den Film aber vor allem für sämtliche Zuschauerg­ruppen sehenswert macht, ist das überwältig­ende Ensemble. „Lady Bird“-Star Ronan überzeugt auch hier als selbstbewu­sste Jo, Florence Pugh kann als ihre rebellisch­e Schwester

Amy aber locker mithalten. Verdienter­maßen können sich die beiden Hoffnungen auf Oscars für die beste Haupt – und Nebenrolle machen, weitere Nominierun­gen gab es für den besten Film, die DrehbuchAd­aption sowie für die opulenten Kostüme und die Musik.

Während Jo die Heirats-Avancen des charmanten Nachbarsju­ngen Laurie (Timothée Chalamet) ablehnt und Amy in diesen heimlich verliebt ist, entscheide­t sich die älteste Schwester Meg (Emma Watson) für eine Liebesheir­at. Die jüngste, Beth, (Eliza Scanlen), vermittelt dagegen oft zwischen ihren Geschwiste­rn und führt aus Gesundheit­sgründen ein häusliches Dasein.

Ambitionen, geschwiste­rliche Konkurrenz aber vor allem ganz viel familiäre Liebe vermitteln Gerwig und ihr Ensemble überzeugen­d – dass sich Meryl Streep dabei mit der kleinen Nebenrolle der Tante begnügte, belegt, dass die Regisseuri­n bei dem Film auf allen Ebenen aus dem Vollen schöpfen konnte

Little Women, Regie: Greta Gerwig, USA 2019, 135 Min., FSK: ohne. Mit Saoirse Ronan, Emma Watson, Florence Pugh.

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FOTO: WILSON WEBB/SONY PICTURES /DPA „Little Women“ist hochkaräti­ges Kino mit hochkaräti­gen Darsteller­innen (v.li.n.re): Emma Watson (Meg March), Florence Pugh (Amy), Saoirse Ronan (Jo) und Eliza Scanlen (Beth).

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